"Star Wars" machte "Alien" möglich

"Alien" ist eine jener Erfolgsgeschichten, die äußerst unspektakulär beginnen und später umso größere Wellen der Begeisterung schlagen. Während der erste Drehbuchentwurf in den Schubladen der "20th Century Fox"-Studios schlummerte, da niemand an den Erfolg eines Science-Fiction-Films zu glauben wagte, sorgte "Star Wars" für Rekordeinnahmen an den Kinokassen weltweit.

Hektisch versuchte nun jedes Studio im Windschatten dieses sensationellen Knüllers am plötzlichen Science-Fiction-Boom mitzunaschen. Selbst James Bond verließ zum ersten und bislang einzigen Mal in "Moonraker" die Erde.

Alpträume aus der Schweiz

In den englischen Shepperton-Studios begannen 1978 unter der Ägide des bis dato als Werbefilmer arbeitenden Ridley Scott die Dreharbeiten zu "Alien". Vom ersten Drehbuchentwurf hatten Dan O'Bannon und Roland Shusett kaum etwas übrig gelassen.

Kopfzerbrechen bereitete der Filmcrew vor allem die Frage, wie das Monster denn aussehen sollte. Schließlich entschied man sich, den exzentrischen Schweizer Expressionisten Hansruedi (H. R.) Giger für das Design des intergalaktischen Ungeheuers zu verpflichten. Ein Glücksgriff, der bei der Oscar-Verleihung 1980 entsprechend gewürdigt wurde.

"Sie scheinen immer noch zu verstehen, womit sie es zu tun haben. Mit dem perfekten Organismus!"

Anders als bei allen bisherigen Horrorfilmen setzte "Alien" in mehrfacher Hinsicht völlig neue Akzente. Sukzessive wird die Spannungskurve bis zur ersten Attacke des Monsters erhöht, verflacht jedoch nicht, nachdem der Zuschauer dieses zum ersten Mal erblickt hat. Dies liegt nicht nur am außergewöhnlichen Design der augenlosen Kreatur, sondern auch an Scotts kluger Entscheidung, den eigentlichen Hauptdarsteller sparsam, dafür umso effektiver in Szene zu setzen.

Die weit verwinkelten, kärglich beleuchteten Gänge der "Nostromo" geben dem "Alien" Gelegenheit, sich zu verstecken und erweisen sich als Ort steter Bedrohung für die hilflose Crew.

Außerdem entpuppt sich das Wesen als nahezu unverwundbar, fließt doch tödliche Säure statt Blut durch seinen Körper.

Desolates Raumschiff, demotivierte Crew

Großes Augenmerk legte Scott auf überzeugende Charakterisierungen. Ein kluger Schachzug, fiebert der Zuschauer auf diese Weise umso mehr mit den einzelnen Protagonisten mit. Dabei gibt es keinen Sympathieträger, ja, nicht einmal einen "Helden" im engeren Sinn.

Die Crew besteht aus fünf Männern und zwei Frauen, die nur möglichst rasch nach Hause zu ihren Familien wollen und plötzlich mit etwas völlig Unbekanntem zu tun bekommen, das ihr Leben bedroht. Niemand sticht durch besonderen Heldenmut oder Genialität heraus. Diese zusammengewürfelte Crew schlägt sich mit den Tücken des maroden Raumschiffs herum, anstatt, wie man es aus vielen zeitgenössischen Science-Fiction-Filmen gewohnt war, in sterilen, sauberen Räumen von Robotern bedient zu werden.

Die erste Heroine des Action-Kinos

Äußerst gewagt war auch Scotts Entscheidung, die Rolle der Ellen Ripley mit der unbekannten Sigourney Weaver zu besetzen. Eine Rolle, die ursprünglich Paul Newman hätte einnehmen sollen.

Wurden Frauen bislang meist als kreischende, hilflose Wesen charakterisiert, die vom männlichen Heroen gerettet werden mussten, brach Weaver dieses altbackene Schema gekonnt auf: Ihre Ellen Ripley ist zwar keine Heldin, sondern eine ganz gewöhnliche Frau, die nach Hause zu ihrer Tochter möchte, wächst in der Gefahr aber über sich hinaus und bietet dem Monster Paroli.

Sieben Jahre später sollte Sigourney Weaver in James Camerons Fortsetzung "Aliens" erneut auf Monsterjagd gehen. Diesmal erheblich selbstbewusster und waffenstarrend.

Nikakoi, am 30.11.2013
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Bildquelle:
http://www.amazon.de (Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)

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