Kultmonster reif für die Pension

Aliens vs. Predator 2: Abgesang auf ein Kultmonster

Bis 1979 regten Weltraummonster höchstens zum Lachen an und luden zum Mitraten ein, wo sich der Reißverschluss des Kostüms befinden möge. Dann kam der englische Regisseur Ridley Scott und bedient sich der eidgenössischen Alpträume des exzentrischen Künstlers H. R. Giger, der ein Monster schuf, wie es die Filmwelt bis dato nicht gesehen hatte. Die Folge waren insgesamt vier "Alien"-Filme wechselhafter Qualität sowie Paul Andersons umstrittener Crossover "Alien vs. Predator".

Wer bereits Andersons geistige Nabelschau für den Tiefpunkt an kreativlosem Cash-Cow-Melken gehalten hatte, sah sich wenige Jahre später eines Besseren belehrt. DIe Special-Effects-Profis Colin und Greg Strause klatschten mit ihrem Debütwerk "Aliens vs. Predator 2", das im Original den höchst passenden Untertitel "Requiem" trägt, den Inhalt einer Mülltonne auf die Leinwand, verteilten die Abfälle und nannten das Ergebnis ihren "Film". Kultmonster reif für die Pension

Es muss nicht immer Roswell sein ...

Ungewollte künstliche Befrüchtung

Aus dem Körper des toten Predators aus "Alien vs. Predator" schlüpft ein Überraschungs-Alien, das halb Alien, halb Predator und ein bisschen Macho ist. Das Predalien tötet die Crew, woraufhin das Raumschiff nahe einer amerikanischen Kleinstadt abstürzt. Wenigstens konnte die Besatzung noch ein Notsignal senden, das zur Entsendung eines "Cleaner" genannten Predators zur Erde führt. Dieser "Cleaner" soll das Predalien zur Strecke bringen und sämtliche Spuren der unheimlichen, außerirdischen Besuche verwischen.

 

In der Kleinstadt selbst gehen die Dinge ihren gewohnten Gang: Der gerade erst aus dem Gefängnis entlassene Dallas Howard (Stephen Pasqual) wird in seiner Heimatstadt frostig empfangen. Eine aus dem Irak heimgekehrte Soldatin hat Probleme, sich an das zivile Leben zu gewöhnen, Halbstarke verprügeln einen Pizzaboten und Sheriff Morales (John Ortiz) muss sich mit dem Verschwinden mehrerer Personen auseinandersetzen.


Den Grund für die Welle an endgültig in den Ruhestand Getretenen wird erst allmählich klar: Mehrere Aliens mischen in der Kleinstadt auf, von einem wenig zimperlichen Predator gejagt, der alles terminiert, was ihm vor die Schulterkamera läuft...

Alien-Alarm auf der Babystation

Die Katastrophe vor "Skyline"

Zugegeben: Die Fußstapfen, in die das Regie-Duo Colin und Greg Strause trat, waren enorm groß. Ridley Scott, James Cameron und David Fincher zeichneten für die ersten drei Filme der populären "Alien"-Reihe verantwortlich. Andererseits hatte Paul Anderson mit seinem Science-Fiction-Witz "Alien vs. Predator" die Qualitätslatte in Bodenhöhe verschoben. Doch nicht einmal die Minimalanforderung eines halbwegs unterhaltsamen Horrorspektakels erreichten die Strause-Brüder auch nur annähernd.

 

Egal, von welcher Seite her man "Aliens vs. Predator 2" betrachtet: Dieses Filmwerk ist eine einzige Katastrophe. Mit dem ungleich besseren "Skyline" vermochten sich die Regiedebütanten zumindest ansatzweise zu rehabilitieren. Die Frage, was bei "Aliens vs. Predator 2" schiefgelaufen ist, stellt sich erst gar nicht, würde die Antwort doch lauten: "Alles!"

 

Soap-Opera-Geschwätz

Angesichts des Schlamassels fällt es schwer, einzelne Probleme herauszupicken. Das Offensichtlichste: Wer, um alles in der Menschenwelt, gelangte zur Idee, ausgerechnet zwei völlig unerfahrenen Neo-Regisseuren das "Alien"-Franchise anzuvertrauen? Und hat eigentlich niemand das Script vor dem Drehbeginn gelesen? Ehe es überhaupt so richtig zur Sache geht, werden dem Zuschauer Versatzstücke aus Soap-Operas präsentiert: Resozialisation von Ex-Häftlingen, aus dem Krieg heimgekehrte Soldaten, von stereotypischen Halbstarken terrorisierte Pizzaboten und dergleichen mehr.

 

In einem Film mit dem Titel "Aliens vs. Predator 2" möchte aber niemand ein Sozialdrama sehen, sondern Monsterkämpfe, fiese Aliens und verzweifelt gegen die tödliche Brut aus dem Weltall kämpfende Menschlein. Stattdessen werden zwar fleißig Charaktere eingeführt, welche aber nur wenig oder rein gar nichts zur Handlung beitragen.

 

"Weitergehen! Bitte weitergehen! Es gibt hier nichts zu sehen!"

Komplett indiskutabel sind ausgerechnet die Kampfszenen zwischen den Aliens und dem "Cleaner" bzw. den Aliens und dem US-Militär geraten. Ob diese toll choreografiert und technisch makellos inszeniert wurden, lässt sich nicht feststellen. Schließlich machen es der nächtliche Dauerregen sowie die schnellen und meist verwirrenden Cuts unmöglich festzustellen, was sich auf der Leinwand oder dem Bildschirm gerade abspielt.

 

Andererseits macht dieser Umstand das Kraut auch nicht mehr fett. Denn welcher Darsteller vom Predator in den nächsten Karma-Level geballert oder von einem der Aliens vom lästigen Denken befreit wird, lockt nicht einmal ein Achselzucken hervor. Dabei schaffen es die Strause-Brüder nicht einmal, innerhalb des Alien-Mythos stringente Logik zu bewahren. Und das, nachdem sich die Beiden als Fans der Science-Fiction-Serie bezeichnet hatten. WIe dies etwa zu einer Szene passt, in der eine Schwangere im Krankenhaus von einem Alien oral befruchtet wird? Natürlich gar nicht. Aber betreffende Szene wirkt schon splatterig und musste deshalb in den Film hinein. Gleich den unvermeidlichen Anspielungen an die Vorgängerfilme - "Dallas" Howard, "Jockey"-Kopf an Bord eines Raumschiffs, etc.

 

Nur wenige Sekunden lang blitzt so etwas wie der Versuch auf, einen echten "Alien"-Film zu inszenieren, und zwar in der mittlerweile berüchtigten Szene auf einer Babystation. Anstatt die Gelegenheit zu ergreifen und einen zünftigen Kampf um das Leben der Neugeborenen zu entfesseln, wird dieser provokante Handlungsschlenker gleich wieder verworfen.

 

Fazit: Nach "Aliens vs. Predator 2" kann es nur noch bergaufgehen...

Die splitternackten Fakten

Originaltitel: "Aliens vs. Predator: Requiem"

Regie: Colin und Greg Strause

Produktionsland und -jahr: USA / Kanada, 2007

Filmlänge: ca. 90 Minuten (Kinoversion) bzw. 97 Minuten (Extended Version)

Verleih: Fox

FSK: Ab 18 Jahren

Deutscher Filmstart: 26.12.2007

DVD-Veröffentlichung: 2.5.2008

Wo sollte der nächste "Alien"-Film spielen?
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