Radieschen von unten

 

Maike F. möchte ihrer Mutter später Radieschen aufs Grab pflanzen. "Damit sie sich später mal die Radieschen von unten ansehen kann", lacht die 35-Jährige Hamburgerin die ihre Mutter gerne mit einem solchen Spruch mal aufzieht. Aber ist so etwas überhaupt erlaubt? "Natürlich", meint Friedhofsgärtner Lars Rehder, "Ich finde solche Gestaltungen sogar sehr schön, weil sie sehr individuell sind."

Wenn Lars Rehder ein Grab anlegen soll, achtet er vor allen Dingen darauf, wie die Grabstätte und der Stein insgesamt aussehen soll. Deshalb schaut er sich die Grabstätte auch immer vorher mit den Angehörigen zusammen an. "Es ist schließlich wichtig, dass immer eine persönliche Note dabei ist. Das Grab soll zu dem Verstorbenen und seinem Leben passen."

(Bild: Benita Brunnert)

Ein letztes in Stein gemeißelt

 

Die persönliche Note ist auch Steinmetzmeister Kai König wichtig. Bevor Kai König jedoch mit seiner handwerklichen Arbeit beginnen kann, muss viel geklärt werden. Er muss zum Beispiel wissen, auf welchem Friedhof sich das Grab befindet, wie groß die Grabstätte ist und welche Steine man überhaupt dort aufstellen darf. Denn hier hat jeder Friedhof seine ganz eigenen Vorschriften. Informationen, die aus dem Grabbrief hervorgehen und die die Friedhofsverwaltung gerne mitteilt. Sind diese Fragen dann geklärt, setzt sich der Steinmetz mit den Hinterbliebenen auseinander. Als nächstes möchte er wissen, was für ein Mensch der Verstorbene war, welche Hobbies er hatte, was die Angehörigen mit ihm verbindet und was die Hinterbliebenen mit dem Grabstein ausdrücken möchten. Dann fertigt er kleine Zeichnungen an und spricht sich immer wieder mit den Angehörigen ab. So entsteht der Grabstein Schritt für Schritt erst auf dem Papier, bis es schließlich und endlich an den richtigen Stein geht. Bis ein Grabstein fertig ist können schon einmal zwischen 6 Wochen und drei Monaten vergehen.

Industriell oder individuell?

 "Ich finde einen handwerklichen Grabstein einfach immer schöner. Das ist einfach viel persönlicher und individueller", erklärt Kai König. "Ein Grabstein kann durchaus einen Teil des Charakters des Verstorbenen widerspiegeln." Zweifelsohne ist ein industriell gearbeiteter Stein aber auch immer etwas günstiger als ein handwerklich gearbeitetes Stück. "Die Lohn-Nebenkosten sind hier natürlich deutlich höher, als wenn man so etwas in Indien kauft", räumt der Hamburger Steinmetz ein.

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