Aloe vera in der Kosmetik
Die "Aloe vera badensis Miller" hat 160 Wirkstoffe, die in der Kosmetik sehr begehrt sind. Das Beispiel der deutsch-spanischen Firma "Santaverde".Die Naturkosmetik-Firma "Santaverde" und ihre internationale Erfolgsstory
Allein die Anekdote zur Firmengründung ist fast romantisch zu nennen: Die Hamburgerin Sabine Schür erwarb 1985 mit ihrem zukünftigen Mann Kurt Beer eine Finca in Estepona, um dort die Ferien zu verbringen. Ein Nachbar sprach sie auf ihre Akne-Probleme an und gab ihr ein frisches Aloe-Blatt zur Behandlung ihrer Haut. Sie war begeistert von der schnell sichtbaren Wirkung und fing an, ihre eigenen Cremes anzurühren. Doch Kosmetik auf reiner Pflanzenbasis war Mitte der 80er Jahre überhaupt noch kein Thema, auch nicht in Deutschland. Und dass besonders die "Aloe vera bardensis Miller" eine wahre Wunderpflanze ist mit über 160 Wirkstoffen, hat sich doch auch erst so richtig in den letzten 10-15 Jahren herumgesprochen.
Bei Sabine Beer kam die norddeutsche Gründlichkeit durch, sie nahm den Vertrieb in die eigene Hand und gründete 1988 Santaverde, von Anfang an mit zwei Standorten: der Verwaltung und dem Marketing in Hamburg und dem Anbau von heute über 200 Tonnen Aloe-Pflanzen auf der Zwei-Hektar-Finca (Bild rechts) am Ortsrand von Estepona an der westlichen Costa del Sol.
18 Jahre lang durchhalten bis zum internationalen Erfolg
Schon bald hatte Santaverde nicht mehr viel mit hausfraulichem Zusammenrühren und Aufbewahren von Tiegeln in eigenem Küchen-Kühlschrank zu tun. Sabine Beer mietete eine Halle im Gewerbegebiet von Estepona, um dort in gekühlter Umgebung die Aloe-Pflanzen zu schälen und für den Kühltransport nach Hamburg zur Weiterverarbeitung vorzubereiten, sowie einen kleinen Verkaufsraum einzurichten. Eine große Hilfe war, dass der frischgebackene Schwiegersohn des Fincaverwalters, José Maria Pérez Torrecilla, als Partner mit in die Firma eintrat, verantwortlich für den Pflanzenanbau und deren aufwendige Pflege.
Ihre Gründungsstory sorgte für große Resonanz bei den Medien in Deutschland. Von "WELT am Sonntag" bis zu "Brigitte" wurde über sie und Aloe Vera berichtet. Santaverde trat seinen Siegeszug an in Deutschland. "Wir sind heute eine der wenigen echten Biomarken, die in edlen und großen Parfümerien geführt wird", so die Unternehmerin stolz. Inzwischen kam auch der Verkauf in Frankreich und Italien hinzu.
Der Sprung nach Brasilien
2006 erwarben die Beers eine riesengroße Fazenda im Nordosten Brasiliens, auf der die wertvollen Cashewäpfel geerntet werden. Sie dienen der Erweiterung der Naturkosmetikpalette um eine Edel-Anti-Aging-Marke, "xingu", die an die 100 € pro Produkt kostet, während die klassischen Aloe Vera Produkte für 15 bis 30 €uro zu haben sind.
Doch dauerte es bis 2006, bis Santaverde nach Beerschen Angaben tatsächlich in die schwarzen Zahlen kam. Wie kann man 18 Jahre lang durchhalten? "Das ging auch nur, weil ich zusammen mit meiner Mutter und meiner Schwester in Deutschland eine kleine Kunststofftechnikfirma hatte und mein Mann Immobilienentwickler ist, nur so konnten wir letztendlich unseren Traum vom selbstbestimmten Leben im Einklang mit der Natur verwirklichen."
Rein biologischer Anbau und keine Tierversuche
Diese faszinierende, sanfte Energie strahlt die Unternehmerin aus, man merkt ihr nichts an von irgendeiner Hektik des Hin-und Herjettens zwischen Hamburg, Andalusien und Brasilien, wenn sie sich Zeit nimmt für ausführliche Erklärungen, dass sie im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern nicht das natürliche Wachstum der Pflanzen beschleunigt und bei Aloe wirklich nur das innere Blattfilet verwendet. Sabine Beer betont auch, dass es bei ihr keine Tierversuche gebe und dass 10 Prozent des Reinerlöses für das Frauen-Projekt "Caatinga" in den armen Nordosten Brasiliens gehen, um durch Mikrokredite "vielen Frauen in diesem patriarchalisch geprägten Land zu erlauben, sich eine eine kleine Existenz aufzubauen."
Sabine Beer, Zweite von links, mit Qualitäts-Team. oben: Aloe-Vera-Produktion ist Handarbeit
In Deutschland bekannter als in Spanien
Die Halle im Gewerbegebiet von Estepona gab sie auf und konzipierte einen luftigen Neubau mitten in den Aloe-Felder der alten Finca, der das Grün der Bäume und Pflanzen über große Fensterflächen direkt hereinholt. Der Bau beinhaltet auch ein Qualitätslabor. Im ersten Stock sind die Behandlungs- und Seminarräume untergebracht für Weiterbildung und Gruppenschulungen, um Santaverde auch in Spanien bekannter zu machen.
Denn Santaverde ging es wie vielen Firmen und Ausländern in Spanien, der Vertrieb, die Produkte an den Mann beziehungsweise Frau zu bringen, gestaltet sich ungleich mühsamer und langwieriger als im Rest Europas. Doch seit der großen und anhaltenden Krise in Spanien entdeckt auch unser südlicher Nachbar endlich die Ökologie und biologischen Anbau. Erste spanische Medien berichten nun begeistert über Santaverde. Zur Information tragen auch die künstlerischen Schwarz-Weiss-"Magaloge" bei, die Kataloge der Firma, bei deren Lektüre man als Laie viel lernt über das Wesen der echten Naturkosmetik, die Heilpflanzen sowie die Menschen, die sie anbauen und verarbeiten.
Die echte Aloe-vera-Pflanze blüht gelb, die orange blühende ist giftig!