1. Alternative zu Wegwerfbinden - Binden und Slipeinlagen aus Stoff

Slipeinlage aus Stoff (Bild: Kaskadina)

Die einfachste Alternative zu Wegwerf-Monatshygiene sind Stoffbinden. Wer gerne näht, findet hier eine ausführliche, bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung. Für nähtechnisch Talentfreie reicht auch ein mehrfach gefaltetes Stück Stoff, z.B. ein Moltontuch aus 100 % Baumwolle. Moltonstoff ist angenehm zu tragen, weil er schön weich ist. Alternativ können natürlich auch andere Stoffe verwendet werden. Besonders saugfähig ist z.B. Hanf.

Vorteile

  • Einfachheit und Schnelligkeit der Anwendung
  • Flexibilität: Die Saugkapazität der Einlage kann durch zusätzliche Lagen Stoff nahezu beliebig erhöht werden.
  • umweltfreundlich, da aus natürlichem Material
  • kein Fremdkörper in der Scheide

Nachteile

  • Für längere Zeitabschnitte außer Haus oder im Kurzurlaub ohne Waschmaschine ist diese Methode weniger geeignet, denn wer möchte schon gerne stundenlang eine stinkendes Stück Stoff in seiner Handtasche mit sich rumtragen, um es zu hause auszuwaschen?
  • Da das Blut erst außerhalb der Scheide aufgefangen wird, spürt die Frau genau wie bei einer herkömmlichen Binde ihre Blutung ständig, was manche Frauen als unangenehm empfinden.
2. Alternative zu Tampons - Menstruationstassen z.B. von Me Luna

Menstruationstassen von Me Luna mit Transportbeutel (Bild: Kaskadina)

Menstruationstasse - Was ist denn das?

Eine Tasse in den Körper einführen? Klingt erst mal ziemlich crazy, nicht wahr? Keine Sorge! Die sog. Tasse ist in Wirklichkeit ein Becher aus flexiblem Silikon, der zusammengefaltet in die Scheide eingeführt wird und sich dort wieder entfaltet.

Die Vorteile im Überblick

  • Geld sparen: Eine Menstruationstasse ist ca. 5-10 Jahre verwendbar. Den im Vergleich zu Tampons und Einwegbinden deutlich höheren Anschaffungspreis in Höhe von ca. 20 € hat man bereits nach knapp einem Jahr wieder raus und spart auf diese Weise über die gesamte Lebensdauer des Produktes 100 - 200 €.
  • mehr Flexibilität durch deutlich höheres Fassungsvermögen: Für mich ist sie die Menstruationstasse die Monatshygiene erster Wahl, denn sie kann dreimal so viel Blut auffangen wie ein Tampon. Das macht sie besonders für die Verwendung auf Tagesausflügen und nachts bei starker Regelblutung sehr attraktiv. Seit ich die Menstruationstasse benutze, brauche ich an den stärken Tagen der Regelblutung nachts nicht mehr aufzustehen, um Blutflecken auf der Bettwäsche zu vermeiden.
  • spart Platz im Koffer: Eine Menstruationstasse beansprucht im Reisegepäck wesentlich weniger Platz als eine Packung mit Tampons oder Wegwerfbinden. Außerdem braucht frau keine Panik mehr zu haben, dass sie nicht genug Monatshygieneartikel eingepackt hat.
  • gut für die Scheidenflora: Tampons bieten eine ideale Brutstätte für Pilze und Bakterien. Die Menstruationstasse ist - regelmäßige Desinfektion vorausgesetzt - sehr viel hygienischer. Außerdem trocknet die Scheide anders als bei Tampons nicht aus.
  • diskreter Transport im schön gestalteten Transportbeutel aus Stoff

 

Die Nachteile:

  • Das Einsetzen der Menstruationstasse erfordert etwas Übung. Dem Produkt ist jedoch eine verständliche Anleitung mit Skizzen beigefügt. Nach ein paar Versuchen ist es kein Hexenwerk mehr.
  • Ich habe das Einsetzen und Entfernen meiner MeLuna anfangs als leicht schmerzhaft empfunden. Bei der nächsten Regelblutung war davon jedoch schon nichts mehr zu spüren.
  • Die Menstruationstasse besteht aus Silikon oder TPE (Thermoplastisches Elastomer). Daher ist sie bei Materialunverträglichkeit / Allergie ungeeignet. Im Allgemeinen ist das Material jedoch gut verträglich, da es sich um einen hochwertigen, medizinischen zugelassenen Kunststoff handelt.
  • Das Material ist nicht biologisch abbaubar. Dennoch ist die Menstruationstasse wesentlich umweltfreundlicher als Tampons oder Binden, da sie über mehrere Jahre verwenden werden kann.
  • Die Reinigung auf öffentlichen Toiletten gestaltet sich schwieriger als zuhause, denn welche Frau möchte schon ihre blutige Menstruationstasse am öffentlichen Waschbecken auswaschen? Aber keine Sorge: Es reicht unterwegs völlig aus, die Tasse nur in die Toilette auszuleeren und mit Toilettenpapier auszuwischen. Gut finde ich auch den Tipp, sich eine Wasserflasche mitzunehmen, um die Tasse so über der Toilette reinigen zu können.
  • Manche Frauen empfinden die Menstruationstasse als unangenehm, weil sie den Ring z.B. beim beim Sitzen spüren. Es gibt aber auch Modelle, die ohne Ring auskommen oder man schneidet ihn einfach ab.

Welche Größe benötige ich?

Menstruationstassen gibt es in verschiedenen Größen, meist S, M, L, XL und ggf. noch Sondermodelle, z.B. für Frauen mit besonders kurzer Vagina. Welche Größe ist nun die Richtige? Die passende Größe ergibt sich zum Einen aus der Stärke der Menstruationsblutung: Starke Blutung = L oder XL, schwache Blutung = S oder M, zum Anderen hängt sie davon ab, ob Frau schon eine vaginale Entbindung hinter sich gebracht hat. Dann nämlich sitzt eine kleine Tasse in der Regel nicht mehr richtig, es sei denn, frau betreibt regelmäßig Beckenbodentraining. Weitere Anhaltspunkte bieten die Produktbeschreibungen der einzelnen Hersteller. Letztendlich hilft nur Ausprobieren und ruhig zwei verschiedene Größen anzuschaffen: Für Frauen mit normalstarker Regelblutung empfehle ich eine Tasse in Größe L für die Tage mit stärkerer Regelblutung und Größe S für die Tage mit schwächerer Regelblutung. MeLuna bietet hier eine ausführliche Größenberatung an.

 

Wie reinige und desinfiziere ich die Menstruationsstasse?

Die Desinfektion ist schnell und einfach. Ich bevorzuge folgende Methode:

  • Menstruationstasse mit kaltem Wasser ausspülen bis keine Blutreste mehr sichtbar sind
  • Wasser mit einem kleinen Schuss Essig im Kochtopf aufkochen
  • Menstruationstasse für 2-3 Minuten hineinlegen
  • auf einem Küchenpapier abtropfen lassen
  • Schon FERTIG!

Gegen Verfärbungen hilft lustigerweise Gebissreiniger. Es gibt sogar spezielle Behälter für die Desinfektion.

 

Noch Fragen?

Ausführliche Informationen zu Material, Herstellung und Reinigung/Desinfektion findest du z.B. auf me-luna.eu. Natürlich gibt es außer MeLuna noch einige weitere Hersteller. Ich empfehle MeLuna deshalb, weil die Produkte in Deutschland gefertigt werden und sehr strengen Qualitätsauflagen unterliegen.

3. Alternative zu Tampons: Levantinerschwämmchen - Der Natur-Tampon

(Bild: Kaskadina)

Menstruationsschwämmchen - Was ist das?

Ein Menstruationsschwämmchen ist ein Naturschwamm, der ähnlich wie ein Tampon in die Scheide eingeführt wird. Die Naturschwämmchen werden in in nachhaltig bewirtschafteten und kontrollierten Zuchtgebieten an der levantinischen Küste gepflückt (daher der Name Levantinerschwämmchen). Es gibt sie in verschiedenen Größen bzw. man kann sie sich passend zurechtschneiden.

 

Benutzung des Menstruationsschwämmchen:

  • Vor der ersten Benutzung Schwamm in Essigwasser legen, um den pH-Wert zu neutralisieren.
  • Das Schwämmchen mit Wasser anfeuchten, ausdrücken und vorsichtig in die Scheide einführen - ganz ähnlich wie einen Tampon.
  • Sollte das Schwämmchen zu groß sein, können Sie es zurechtschneiden. Allerdings sollten Sie dabei beachten, dass das Schwämmchen im nassen Zustand wesentlich kleiner wird.
  • Zum Entfernen die Beckenbodenmuskeln nach unten drücken, ähnlich wie beim Urinieren.
  • Möchten Sie dauerhaft Menstruationsschwämmchen während Ihrer Menstruation verwenden, so empfehle ich Ihnen, gleich mehrere anzuschaffen, damit Sie jederzeit ein frisches Schwämmchen zur Hand haben, während Sie das getragene Schwämmchen zur Desinfektion in Essig einlegen

 

Reiningung und Desinfektion

  • Zuerst Schwämmchen unter fließendem kaltem Wasser auswaschen, dann gerinnt das Blut nicht.
  • Anschließend Schleimreste, die sich an der Schwämmchenoberfläche abgesetzt haben, mit warmem Wasser entfernen. 
  • eine Nacht in einer Lösung aus Essig und Wasser im Verhältnis 1:1 einweichen

  • Bitte nicht kochen, dann dann würde der Schwamm hart

  • Schwämmchen an der Luft trocknen lassen und in einem luftdurchlässigen Beutel aufbewahren.

Vorteile

  • umweltfreundlich, da natürliches Material aus nachhaltig bewirtschafteten Zuchtgebieten und kompostierbar
  • leicht einzuführen
  • angenehm zu tragen, wird nicht wahrgenommen
  • besonders hautverträglich / allergiearm
  • trocknet die Scheide nicht aus

 

Nachteile

  • Nicht geeignet für öffentliche Toiletten, da man das Schwämmchen gründlich im Waschbecken auswaschen muss, oder aber man hat ein zweites, sauberes Schwämmchen dabei und eine Box zum Transport des verschmutzen Schwämmchens.
  • Beim Ausführen aus der Scheide fließt etwas Blut auf die Hand, da man das Schwämmchen dabei leicht zusammendrücken muss. Für öffentliche Toiletten empfehle ich es daher nicht.
  • Muss genauso häufig gewechselt bzw. ausgewaschen werden wie ein Tampon.
  • Haltbarkeit ca. 1 Jahr, somit deutlich kürzer als eine Menstruationstasse, dafür aber auch sehr viel günstiger (ca. 4 € pro Stück).

4. Alternative zu Tampons und Binden: Freie Menstruation

Kaum zu glauben, aber manche Frauen erleben ihre Regelblutung tatsächlich frei von Monatshygieneartikeln (daher der Begriff "Freie Menstruation"). Genauso werden es wohl auch einige Naturvölker praktizieren, denn diese kennen natürlich keine Tampons und Co.

Die Idee: So wie eine Frau Kontrolle über das Harnlassen hat, so kann sie auch lernen, ihr Regelblut kontrolliert abzulassen. Anders als wir glauben, fließt das Menstruationsblut nicht gleichmäßig und andauernd sondern vielmehr in Schüben aus der Scheide. Eine Frau, die ihre Körperwahrnehmung geschärft hat, nimmt ein Völle-/Druckgefühl wahr, sobald der Muttermund das Blut nicht mehr zurückhalten kann und sucht zügig eine Toilette auf. Auf der Toilette versucht sie möglichst viel Blut abzulassen, indem sie ca. 5 Minuten lang leicht mitpresst. Dabei ist es wichtig, zu entspannen, damit das Blut ungehemmt abfließen kann. An den stärkeren Tagen der Regelblutung kann dieser Vorgang mindestens jede Stunde oder sogar alle 20 Minuten erforderlich sein.

 

Vorteile

  • Die Methode ist definitiv am umweltfreundlichsten und kostet nichts, da sie keinen Material verbraucht.
  • Die Frau erlebt mit der Zeit ein gesteigertes Körperbewusstsein.
  • Es ist kein Fremdkörper in der Scheide notwendig
  • Im Netz berichten Frauen davon, dass selbst starke Menstruationsschmerzen durch diese Methode nachgelassen hätten. Manche preisen es sogar als DAS Hausmittel gegen Regelschmerz schlechthin. Eine wissenschaftlich belegte Begründung gibt es dafür bislang nicht. Es klingt aber für mich plausibel, dass sich der Muttermund beim Blutablassen entspannt und sich dadurch schmerzhafte Verkrampfungen lösen.

 

Nachteile

  • In der Übungsphase wird sicherlich viel daneben gehen, daher sollten Sie unbedingt zusätzlich eine (Stoff)Binde verwenden.
  • Die Methode ist unterwegs eher nicht geeignet, da an den stärkeren Tagen der Regelblutung in mind. einstündigen Zeitabständen ein Toilettenbesuch erforderlich ist.
  • Frauen mit sehr starker Regelblutung berichten, dass die Methode bei Ihnen leider nicht zufriedenstellend funktioniert. Für diese empfiehlt sich eine Kombination aus freier Menstruation mit Binden / Slipeinlagen.
  • Die Toilettengänge zum Blutablassen sind mit bis zu 5 Minuten / Sitzung relativ zeitintensiv.
  • Zum kontrollieren Blutablassen auf der Toilette muss frau ausreichend entspannt sein.

 

Mein Tipp für Frauen im stressigen Alltag: "Teilzeit-Freimenstruieren" ;-)

Sie möchten die freie Menstruation gerne praktizieren, haben aber einen stressigen Job und können nicht jede Stunde locker mal 5 Minuten Toilettenpause einschieben? Oder Sie haben wie ich sogar kleine Kinder im Haus, die schon energisch rufen, wenn Sie nur 10 Sekunden außer Sichtweite sind? Wie wäre es mit einem Kompromiss: Kombination von Stoffbinden und der Methode der freien Menstruation? Wenn Sie gerade nicht auf Toilette können, dann können Sie das Menstruationsblut trotzdem ganz bewusst in die Stoffbinde ablassen und so Ihre Körperwahrnehmung dennoch beibehalten oder weiter verbessern. Nebenbei sparen Sie immer noch einiges an Menstruationshygieneartikeln.

Welche Monatshygiene ist nun die Richtige für mich?

Ob und für welche Form der alternativen Monatshygiene sich Frau entscheidet, hängt natürlich ganz entscheidend von ihren individuellen Ansprüchen ab. Welcher Aspekt ist mir am wichtigsten: Tragekomfort, Preis, hohes Fassungsvolumen? Bin ich viel unterwegs und auf öffentliche Toiletten angewiesen?

Für mich war das hohe Fassungsvolumen der Menstruationstasse das entscheidende Argument. Ich verwende meine beiden Menstruationstassen seit ca. 3 Jahren und kann abgesehen von leichten Verfärbungen keinen Verschleiß erkennen. Dabei hat sich für mich hat sich eine Kombination aus Menstruationstasse und Mehrweg-Slipeinlage oder auch einfach mal ein paar Streifen gefaltetes Toilettenpapier als Backup bewährt. Die Slipeinlage trage ich vorsichtshalber, falls die Menstruationstasse einmal nicht 100 %-ig richtig sitzt oder überlaufen sollte. Alles in allem bin ich sehr froh darüber, dass es alternative Monatshygiene, insbesondere Menstruationstassen, gibt und kann mir nicht vorstellen, freiwillig noch einmal auf Tampons zurückzugreifen.

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