Wenn die Rente nicht reicht - Rentenempfänger - Leben am oder unter dem Existenzminimum

Immer wieder durchgeführte Untersuchungen und regelmäßige, statistische Erhebungen bringen es an den Tag: Immer mehr Menschen in Deutschland sind von Altersarmut bedroht oder sogar schon betroffen. Diese Tatsache ist umso erschreckender, wenn man bedenkt, dass viele der von einer solchen Situation Betroffenen ihr Leben lang hart gearbeitet haben.

Was genau ist Altersarmut

Von Altersarmut sprechen die Experten dann, wenn der nicht (oder nicht mehr) erwerbstätige Teil der Bevölkerung seinen zum Leben notwendigen Bedarf nicht aus den Leistungen der gesetzlichen und privaten Versorgungssysteme zu decken vermag. Das heißt, Altersarmut wird nach dem Einkommen definiert, das dem Betroffenen nicht zur Verfügung steht.

Für die WHO (Weltgesundheitsorganisation) gilt als arm, wer pro Monat weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens seines Landes zur Verfügung hat. Für die Europäische Union hingegen gilt als "arm", wer monatlich über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens seines jeweiligen Heimatlandes verfügt.

Für Deutschland heißt dies, dass jede Person mit einem Einkommen von 856 Euro im Monat beziehungsweise 10.274 Euro im Jahr zu diesem Personenkreis gehört. Das absolute Existenzminimum liegt in Deutschland bei 7.356 Euro für alleinlebenden Erwachsenen. In den alten Bundesländern sind nach einer Studie aus dem Jahr 2006 schon 14 Prozent, in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin 9 Prozent der über 65-jährigen von Altersarmut bedroht.

Die Ursachen für Altersarmut sind vielfältig

Der stetige Anstieg der Altersarmut in Deutschland ist auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen. Zumeist ist es nicht ein einzelner Grund, der zur Altersarmut führt, sondern erst die Kombination mehrerer Faktoren führt dazu, dass Altersarmut schon in naher Zukunft keine Randerscheinung mehr sein wird.

Senkung des Rentenniveaus

Durch die Beschlüsse der Rentenreform aus dem Jahr 2001 wird sich das Niveau der gesetzlichen Renten bis 2030 deutlich senken. Dies hat zur Folge, dass die Rente in Zukunft lediglich dazu geeignet ist, die Sicherung der Existenz zu gewährleisten. Die vorgenommenen Änderungen führen außerdem dazu, dass in Zukunft ein Durchschnittsverdiener wenigstens 37 Jahre die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung geleistet haben muss, um eine Rente zu erhalten, die knapp über dem Armutsniveau liegt.

Liegt der Arbeitnehmer bei einem Lohnniveau von ca. 80 Prozent des Durchschnittslohns, muss er sogar 45 Beitragsjahre vorweisen können, um eine Rente zu beziehen, die knapp oberhalb des Grundsicherungsniveaus angesiedelt ist. Die Renten werden zudem dadurch geschmälert, dass sowohl die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung als auch seit dem Jahr 2005 die Einkommensteuer auf die Rente angerechnet werden.

Arbeitslosigkeit erhöht die Gefahr der Altersarmut

Neben dem niedriger werdenden Rentenniveau trägt auch die Arbeitslosigkeit dazu bei, dass immer mehr Menschen im Alter von Armut bedroht sind. Besonders bedroht von Altersarmut sind Langzeitarbeitslose und Bezieher von Arbeitslosengeld II ("Hartz IV-Empfänger"). Die zu entrichtenden Rentenversicherungsbeiträge wurden seit dem 1. Januar 2007 auf 40 Euro pro festgesetzt. Dies bedeutet, dass ein Jahr Hartz IV-Bezug zu einer Rentenanwartschaft von nur etwa 2,19 Euro pro Monat führt. Wer also nicht schnell genug einen neuen Arbeitsplatz bekommt, wird sich darauf einstellen müssen, im Alter sehr viel weniger Geld zur Verfügung zu haben.

Altersarmut durch Berufsunterbrechung aufgrund von Kindererziehung und Pflege

Der größte Anteil an der Kindererziehung und der Pflege von Angehörigen wird immer noch von Frauen geleistet. Dadurch sind sie häufig gezwungen, Arbeitszeiten zu verringern bzw. den Beruf für eine längere Zeit ganz aufzugeben. Der spätere Wiedereinstieg in den Berufsalltag gestaltet sich oft schwierig und das Gehalt ist aufgrund fehlender Praxis geringer als früher.

Zwar sichert man sich durch die Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen Ansprüche für die gesetzliche Rente, es werden bestimmte Zeiten angerechnet und während der sogenannten Kinderberücksichtigungszeit vom 3. bis zum 10. Lebensjahr des Kindes werden unterdurchschnittliche Arbeitseinkommen um 50 Prozent auf maximal 100 Prozent des Durchschnittseinkommens aufgewertet. Andererseits sind die so erworbenen Anwartschaften geringer als beim Verbleib im Beruf, außerdem stehen die Chancen auf ein Fortführen der Karriere mit einer Lücke in der beruflichen Biographie sehr viel schlechter.

Niedriglohnjobs und geringverdienende Selbständige

Auch die steigende Zahl von Niedriglohnjobs führt langfristig zu Altersarmut. Ein Geringverdiener zahlt nämlich nur geringe Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung ein und verfügt zumeist nicht über die finanziellen Mittel, um sich eine ergänzende Altersvorsorge leisten zu können.

Aber nicht nur Niedriglohnjobs führen zu finanziellen Problemen im Alter, sondern auch die Entscheidung, sich selbständig zu machen. Da der Großteil der selbständig Berufstätigen nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert ist, ist eine private Altersvorsorge nötig. Allerdings verfügt über ein Drittel dieser Berufsgruppe über ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1.100 Euro, weshalb davon auszugehen ist, dass keine ausreichende Altersvorsorge möglich ist.

Altersarmut ist somit vorprogrammiert

Da also die im Normalfall erforderlichen 45 Beitragsjahre nur von etwa einem Viertel der Männer und nur von jeder zwanzigsten Frau geleistet werden können, ist abzusehen, dass eine steigende Zahl von Menschen in Zukunft Angst haben müssen, im Alter wenigstens annähernd gut versorgt zu sein. Da darf die Frage gestellt werden, was im deutschen Rentensystem schiefläuft, dass ein Leben lang arbeitende und Beiträge zahlende Menschen im Alter in finanzielle Not geraten können.

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