Das Altstädtische Rathaus

Um 1270/90 wurde auf dem Markt der Altstadt Brandenburg eine Halle als Holzbau über einem gemauertem Keller errichtet. An diesen Bau wurde um 1450 der erhaltene nördliche Anbau angefügt, der zweigeschossig gewölbt und mit Kreis- und Wappenblenden verziert war. Um 1468 entstand das jetzige Rathaus. Im Erdgeschoss gab es eine dreischiffige Kaufhalle. Darüber befand sich der in mehrere Zonen gegliederte Ratssaal. Der zum Markt gerichtete Turm symbolisierte in jedem Geschoss die Herrschaft des Rates mit Gefängnis, Gerichtslaube, Archiv, Waffenkammer, Uhr und Glocke. Der keramische Maßwerkschmuck ist das Hauptwerk eines unbekannt gebliebenen Brandenburger Baumeisters, der auch an der Nordkapelle der Gotthardtkirche, in Ziesar und Tangermünde bedeutende Werke schuf.

 

Altstädtisches Rathaus (Bild: haros)

Mit der von dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. 1715 verordneten Vereinigung von Neu- und Altstadt Brandenburg 1715 wurde das Rathaus der Altstadt entbehrlich. Es wurde zunächst ein Wachgebäude. 1753 überließ König Friedrich II. es dem Fabrikanten Daum aus Berlin für die Einrichtung einer Barchentmanufaktur zur Herstellung von Baumwoll-Mischgeweben. Dafür kam es zu umfassenden Umbauten. Dabei wurde die mittelalterliche Geschoßteilung aufgegeben, die mittelalterlichen Maßwerkblenden und spitzbogigen Öffnungen des Gebäudes wurden geschlossen und die Fassade wurde glatt und rot geschlämmt.

Ab 1816 diente das Gebäude als Gerichtssitz und ab 1853 nutzte das preußische Militär das Gebäude. Der Garnisonbaumeister H. Kolb entdeckte das gotische Rathaus wieder und setzte sich für eine Restaurierung ein. 1911 kauft die Stadt Brandenburg das Gebäude zurück. Es wurde dann zu einem städtischen Festhaus umgestaltet und mit dem Ordonnanzhaus verbunden. Die vom Putz befreite Fassade wurde saniert. Maßwerksfriese entstanden in Sgraffitotechnik und die gotischen Maßwerke wurden mit Rathenower Formsteinen ergänzt.

2006/07 wurde das Ordonnanzhaus und das Altstädtischen Rathaus saniert und für eine Nutzung durch die Stadtverwaltung hergerichtet.

Roland der Neustadt

Die Figur des Roland wurde durch das Rolandslied, das ihn als treuen Paladin Karls des Großen beschrieb, populär. Rolandstatuen wurden seit der Regierungszeit von Kaiser Karls IV. vor allem in Nordwestdeutschland als Symbole der städtischen Freiheiten an den Marktplätzen aufgestellt.

Seit 1402 stand ein Roland in der Neustadt Brandenburg. Die heutige, 5,3 Meter hohe Sandsteinstatue mit Rüstung und erhobenem Schwert wurde 1474 aufgestellt. Sie gehört zu den ältesten erhaltenen Rolandfiguren. Ursprünglich stand der Roland auf dem Neustädtischen Markt. Doch dort störte er das preußische Militär beim Exerzieren. So wurde die Statue 1716 vor das Neustädtische Rathaus versetzt.

Im Zweiten Weltkrieg hatten die Stadtoberen den Roland rechtzeitig ausgelagert. So hat er die Zerstörung des Neustädtischen Rathauses und der Umgebung des Neustädtischen Marktes in den letzten Kriegstagen überstanden. 1946 wurde der Roland an seinen derzeitigen Standort vor dem Rathaus der Altstadt Brandenburg aufgestellt.

Roland (Bild: haros)

Das Ordonnanzhaus

Das Ordonnanzhaus ist das älteste und größte mittelalterliche Bürgerhaus aller märkischen Städte. Der um 1300 wohl für den Kaufmann Ghiso "ut deme steenhuse" errichtete gotische Backsteinbau hat sich in großen Teilen erhalten. Er war ein Wohn- und Speicherhaus. Die Spitzbogennischen, Fenster und Luken belegen die unterschiedliche Raumnutzung. Um 1475 wurde das Haus aufgestockt und ausgebaut: mit hoher Diele in beiden Geschossen, Kreuzrippengewölben über der Stube, Kammer, Kapelle und reich ausgemalter Trinklaube. Das Dach und beide Giebel von 1483 sind erhalten. Zur Regierungszeit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. wurde es als Herberge der Militärboten, der "Ordonnanzen", genutzt. Ab 1753 nutzte die Barchentmanufaktur des Fabrikanten Daum das Gebäude. 1840 wurde es zum Armenhaus umgebaut. Ursprünglich war das Ordonnanzhaus vom Altstädtischen Rathaus durch eine Gasse getrennt. 1911/12 wurden die beiden mittelalterlichen Bauwerke miteinander verbunden. Dabei wurde das Spitzbogenportal zur Schusterstraße wieder hergestellt und die gewölbte Raumflucht im Erdgeschoss zu einem Saal umgestaltet. 2006/07 wurde das Ordonnanzhaus gemeinsam mit dem Altstädtischen Rathaus saniert für die Nutzung durch die Stadtverwaltung umgebaut.

Südpol der Europäischen Route der Backsteingotik

Brandenburg an der Havel ist die südlichste Stadt in Deutschland an der Europäischen Route der Backsteingotik. Neben dem Altstädtischen Rathaus mit dem Ordonnanzhaus sind in der Altstadt Brandenburg noch die Gotthardtkirche sowie der Plauer Torturm und der Rathenower Torturm beachtenswerte gotische Bauwerke.

Literatur

  • Matthias Barth: Romanik und Gotik in Brandenburg und Berlin. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn Würzburg 2009, ISBN 978-3-87057-304-1
  • Otto Tschirch, Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg in zwei Bänden, Brandenburg (Havel) 1928
  • Friedrich Grasow, Brandenburg - die tausendjährige Stadt. Ein Gang durch Kultur und Baukunst vergangener Jahrhunderte. Selbstverlag der Stadt Brandenburg 1928
Autor seit 11 Jahren
230 Seiten
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