Geschichte des Bistums Brandenburg

Im Winter 928/929 wurde die slawische Burg von den Truppen des ostfränkischen Königs Heinrich I. erobert. Eine Urkunde des Bischof Wilmar von 1170 gibt Hinweise darauf, dass mit der ersten Eroberung des Gebietes der heutigen Stadt Brandenburg der Bau eines Doms begonnen wurde. Diese Kirche ging mit Großen Slawenaufstandes 983 verloren und ihr Standort ist weiterhin unbekannt.

Am 1. Oktober 948 errichtete König Otto I. das Bistum Brandenburg. Bischof Wigger (1138-1159/61) gründete in Leitzkau einen Prämonstratenserkonvent als provisorisches Domkapitel der Diözese. Sein Nachfolger erhob 1161 den Prämonstratenserkonvent Parduin an der Kirche St. Gotthardt in der Altstadt Brandenburg zum Domkapitel. 1165 zog dies auf die Dominsel, wo der Grundstein zur neuen Kathedrale gelegt wurde, um.

Westfront (Bild: haros)

Die Bischöfe von Brandenburg residierten meist an anderen Orten. In der Frühzeit des Bistums lebten sie auf dem nahe gelegenen Tafelgut Pritzerbe. Um 1350, wahrscheinlich unter Bischof Dietrich II. Kothe oder schon unter Bischof Friedrich von Plötzke, zogen die Brandenburger Bischöfe auf die rund 30 Kilometer südwestlich von Brandenburg gelegene Burg Ziesar. Dort ließ Bischof Dietrich von Stechow die bemerkenswerte Stechowkapelle bauen.

In der Reformation wurde 1527 das Bistum Brandenburg aufgelöst. Seitdem ist der Dom ein protestantisches Gotteshaus. Das mit der Reformation aufgelöste Domkapitel wurde 1826 neu gegründet und fungiert heute als Aufsichtsorgan.

Die Domstadt Brandenburg war eine eigenständige Kommune und wurde erst 1929 nach Brandenburg eingemeindet.

Geschichte des Dombaus

Am 11. Oktober 1165 wurde der Grundstein für den heutigen Dom gelegt. Der Dom löste die Gotthardtkirche in der Altstadt Brandenburg als Kathedrale ab. Mit dem Baubeginn zog auch der Prämonstratenserkonvent auf die Dominsel.

Das Fundament der Domkirche wurde bis zu sieben Meter tief gegründet. Doch gewachsener Boden wurde nicht erreicht. Der Baugrund auf einer Insel in der Havel war alles andere als optimal für einen derart großen Bau.

Ursprünglich war der Dom als einschiffiger Bau mit einem geschlossenen Westriegel wie beim Dom von Havelberg geplant. Nach der Niederschlagung des Großen Slawenaufstandes sollte eine Westfassade mit zwei Türmen entstehen. Der Südturm wurde jedoch nie vollendet.

Der Dom zu Brandenburg gehört zu den ersten vollständig in sichtbaren Backstein aufgeführten Bauwerken in der Mark Brandenburg. Das Langhaus war noch ein spätromanischer Bau. Die beiden Seitenschiffe wurden später angebaut und dabei der Dom gotisch überformt. Die flache Holzdecke wurde durch ein Kreuzrippengewölbe abgelöst. Von der Vierung gehen ein jeweils einschiffiges Nord- und Südschiff ab. Ein hochgotischer hoher Chor war den Domherren vorbehalten. Unter dem Hohen Chor gibt es eine Krypta.

Unter dem preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel kam es zwischen 1834 und 1836 zu wichtigen Rettungs- und Umbaumaßnahmen am Dom. Mit Zugankern im Mittelschiff sowie den Neuaufbau des südlichen Seitenschiffes wurde die Statik stabilisiert. Im neugotischen Stil wurde der Westgiebel des Langhauses verblendet. In die Trennwand zwischen Langhaus und Turmvorbau kam eine Rosette. Der Zugang zur Krypta wurde verlegt. Nach der Vollendung des Turmbaus durch Schinkel wurde am 1. Oktober 1836 der Dom durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. wieder eingeweiht.

Seit 1960 wurde erneut umfangreiche Restaurierungs- und Sicherungsarbeiten durchgeführt. Zahlreiche Bohrpfähle wurden zur Stabilisierung des Bauwerks in die Erde getrieben. Die Schinkel-Treppe wurde heraus genommen und auch an anderen Stellen eine Annäherung an den mittelalterlichen Bauzustand angestrebt.

Nach der Wiedervereinigung wurde bald deutlich, dass die Standsicherheit des Brandenburger Domes St. Peter und Paul nach wie vor nicht gegeben war. Ein drohender Einsturz ließ sich nur durch weitere umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung und Sanierung des Gebäudes dauerhaft abwenden. Zwischen 1996 und 1999 wurde mit modernster Technik und neuesten Methoden eine als dauerhaft angesehene Sicherung des Domes erreicht. Dabei musste Mitte 1997 der Dom für ein Jahr geschlossen werden.

Ausstattung des Doms

Aus der Frühzeit der Bischofskirche hat sich eine beachtliche Anzahl mittelalterlicher Grabplatten von Bischöfen und Pröpsten erhalten. Im Hohen Chor sind ein etwa sechshundert Jahre altes Dreigiebelschrein zur Aufbewahrung liturgischer Gewänder und ein gotischer Tabernakel zu sehen. Zur Vierung hin ist der Chor durch eine große Kreuzigungsgruppe abgeschlossen. In der Krypta gibt es einen spätromanischen Schmerzensmann und die "Bunte Kapelle" mit einzigartiger mittelalterlicher Putzmalerei.

Zu den Schätzen des Doms gehört ein ausgezeichnet erhaltenes mittelalterliches Hungertuch. Unter den Altären verdient der Lehniner Altar besondere Beachtung

Die Orgel von Joachim Wagner stammt von 1725. Ihr Prospekt wurde von Johann Georg Glume geschaffen.

Kirchenschiff (Bild: haros)

Rund um den Dom

An den Dom schließt sich im Norden eine Klosteranlage mit Refektorien, Dormitorien, Kreuzgang und Nebengelassen, darunter u. a. die "Bunte Kapelle" an. Der Westflügel dieser Anlage wurde im 18. Jahrhundert abgetragen und an seiner Stelle das Gebäude der Ritterakademie errichtet. Im Nordwesten gibt es ein mehrgeschossiges Gebäude. Das wurde früher als "Spiegelburg" bezeichnet.

Im östlichen Kreuzgang befindet sich im Kapitell einer Säule eine sogenannte "Judensau". Mit einer solchen Darstellung wurde die angebliche Unterlegenheit der jüdischen Religion dargestellt. Eine ähnliche Darstellung findet sich auf der Marienburg des Deutschen Ordens.

Vor dem Burghof des Domes entstand im 13. Jahrhundert an Stelle einer vormaligen Burgkapelle in gotischen Formen die Petrikapelle. 1314 bis 1320 erfolgte der Umbau zur Pfarrkirche. Das hölzerne Tonnengewölbe wurde 1520 durch das spätgotische Zellengewölbe ersetzt. Heute wird der Kirchenraum für Ausstellungen moderner Kunst genutzt.

Klausur (Bild: haros)

Das Dommuseum

Die Gebäude der Klosteranlage beherbergen heute das Dommuseum. In dem werden u. a. die Stiftungsurkunde des Brandenburger Bistums und die Ersterwähnung der Städte Cölln und Berlin bewahrt. Besonders bedeutend ist vor allem reiche Bestand an mittelalterlichen liturgischen Textilien. Dazu gehört das um 1290 gestickte Brandenburger Hungertuch, die älteste Stickerei des Textilschatzes. Es erzählt bei einer Größe von etwa 2 x 4 Meter die Lebensgeschichte Christi.

Der Dom zu Brandenburg heute

Der Dom zu Brandenburg bietet neben den regelmäßigen Gottesdiensten auch Raum für kulturelle Ereignisse wie Sommermusiken, Konzerte und Ausstellungen. Das Domarchiv sammelt seit 1161 und ist das älteste Archiv der Mark Brandenburg. Es bewahrt wertvolle Urkunden aus der Zeit der sächsischen Expansion gen Osten.

Mehr zu Öffnungszeiten und Veranstaltungsprogramm sind der Internetseite des Domstifts zu entnehmen.

Südpol der Europäischen Route der Backsteingotik

Brandenburg an der Havel ist die südlichste Stadt in Deutschland an der Europäischen Route der Backsteingotik. Neben dem Dom sind die Katharinenkirche, die Gotthardtkirche, das Altstädtische Rathaus mit dem Brandenburger Roland, das Paulikloster und mehrere weitere Bauten beachtenswerte gotische Bauwerke in der Stadt.

Literatur

  • Matthias Barth: Romanik und Gotik in Brandenburg und Berlin. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn Würzburg 2009, ISBN 978-3-87057-304-1
  • Ernst Badstübner und Carljürgen Gertler: Der Dom zu Brandenburg an der Havel. Verlag Schnell & Steiner Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1770-8
  • Joachim Fait: Dom und Domschatz zu Brandenburg. Schnell & Steiner Regensburg 2003, ISBN 3-7954-5643-6
  • Arnt Cobbers und Peter Feist: Die Dominsel in Brandenburg. Der Ort, der dem Land den Namen gab. Kai Homilius Verlag Berlin 1997, ISBN 3-89706-033-7
Autor seit 10 Jahren
230 Seiten
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