Geschichte der Gotthardtkirche

Pribislav Heinrich, der christliche Fürst der noch überwiegend heidnischen Heveller, rief Mönche der Prämonstratenser aus Leitzkau an die Havel. 1140 ließ Pribislav in der Siedlung Parduin, der späteren Altstadt Brandenburg, eine Feldsteinkirche errichten. Sie diente den Mönchen der Prämonstratenser als Klosterkirche sowie dem Domkapitel und dem Bischof Wigger von Brandenburg als Bischofskirche. Bischof und Domkapitel zogen 1165 auf die Dominsel um.

Die Feldsteinkirche wurde Anfang des 15. Jahrhunderts abgerissen. Nur der untere Teil des Westgiebels wurde in die spätgotische dreischiffige Hallenkirche einbezogen. Diese entstand unter dem Baumeister Heinrich Reinstorp. Zwischen 1456 und 1475. 1472 wurde die Taufkapelle errichtet. . Emporen und Orgel 1736-37 in die Kirche. Die barocke Gestalt des Turms mit Aufsatz und Haube stammt von 1767.

Turm (Bild: haros)

Eine große Spendenaktion machte 1904 eine umfassende Restaurierung der Kirche möglich. Dabei wurden das mit Backsteinen vermauerte Westportal und das große Rundbogenfenster wieder geöffnet. Die Kapellen und Emporen wurde umgebaut und das Innere der Gotthardtkirche nach Befunden aus der Zeit der Renaissance neu ausgemalt. Eine Heizung und eine elektrische Beleuchtung kamen in den Bau. Eine neue Orgel stiftete der Spielzeugfabrikant Ernst Paul Lehmann. Die wurde unter Erhalt des kostbaren Prospektes der Wagner-Orgel von 1736 von der Firma Sauer gebaut. Diese Orgel wurde 1972 bei einem Brand zerstört. 1986 wurde eine neue Orgel von der Firma Schuke geschaffen.

Am 30. Dezember 1923 wurde in der Gotthardtkirche Vicco von Bülow, besser als Loriot bekannt, getauft. Der startete 1996 eine Spendenaktion zugunsten der Gotthardtkirche. Schrittweise wurden Teile der Kirche saniert. Am 19. September 2009 konnte, in Anwesenheit von Vicco von Bülow, die restaurierte Nordkapelle eingeweiht werden.

Ausstattung der Gotthardtkirche

Zu den Schätzen in der Gotthardtkirche gehören unter anderem ein spätromanisches bronzenes Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert, ein wertvolles Altartuch mit Szenen einer Einhornjagd, der so genannte Trebaw'sche Epitaph, sowie der Epitaph des Bürgermeisters Simon Roter der Altstadt Brandenburg. Der Trebaw'sche Epitaph zeigt eine Stadtansicht der Altstadt von Westen her mit der noch stehenden Marienkirche auf dem Marienberg, der Gotthardtkirche und dem Plauer Torturm.

1623 stiftete die Gilde der Tuchmacher als Zeichen ihrer Verbundenheit mit der Kirche die aus Sandstein gefertigte Kanzel. Sie wird gern als die schönste Kanzel aller Kirchen in Brandenburg bezeichnet.

Seit 1947 steht wieder der spätgotische Flügelaltar als Hauptaltar in der Kirche. Der ehemalige Hauptaltar der Gotthardtkirche mit dem Gemälde "Christus im Garten Gethsemane" von Carl Gottfried Pfannschmidt aus dem Jahr 1874 steht seitdem in der Nordkapelle. In dieser Kapelle ist auch der Epitaph des Superintendenten Andreas Prätorius aus dem Jahr 1675 zu sehen.

Die Gotthardtkirche beherbergte seit der Reformation bis 1923 die Bibliothek des aufgelösten Franziskanerklosters.

Südpol der Europäischen Route der Backsteingotik

Brandenburg an der Havel ist die südlichste Stadt in Deutschland an der Europäischen Route der Backsteingotik. Neben der Katharinenkirche sind der Brandenburger Dom, das Altstädtische Rathaus mit dem Brandenburger Roland, das Paulikloster und einige weitere Bauten beachtenswerte gotische Bauwerke in der Stadt.

Literatur

  • Otto Tschirch, Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg in zwei Bänden, Brandenburg (Havel) 1928
  • Friedrich Grasow, Brandenburg - die tausendjährige Stadt. Ein Gang durch Kultur und Baukunst vergangener Jahrhunderte. Selbstverlag der Stadt Brandenburg 1928
Autor seit 10 Jahren
230 Seiten
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