Das Haus hatte er bereits 1935 gebaut

Konrad Adenauer ist am 19. April 1967 gestorben; 91 Jahre alt ist er geworden. Als er 70 wurde, schrieb er einem Freund: "Mit 70 Jahren muss man, auch wenn man rüstig ist, mit seinen Kräften haushalten". Doch dann fing er erst richtig an, mit Handlungsmaximen, die der damalige Bonner Oberbürgermeister Otto Schumacher-Hellmold in einen Bogen fasste mit den Eckpunkten "Erfülle deine Pflicht, halte Ordnung in inneren und äußeren Dingen – Was du tust, tu es ganz; zersplittere dich nicht". Viel davon ist auch heute noch zu spüren im Wohnhaus am "faulen Berg", das er schon 1935 gebaut hatte, das ihm Refugium war, das keinen offiziellen Staatsbesucher sah. Und vieles davon dokumentiert sich in den Ausstellungsräumen der Konrad-Adenauer-Stiftung, die etwas unterhalb liegen, in den früheren Wohnräumen des Sohnes.

Millionen pilgerten und pilgern nach Rhöndorf

Ordnung, Konzentration, Ruhe – aber beileibe keine Friedhofsruhe. Auch nicht, wenn der Rentnertrupp der Senioren-Union aus dem Hessischen artig und andachtsvoll durch den Garten zum Haus wandert, den Schnitt der von Adenauer so geliebten Rosensträucher begutachtet und vor einem Gruppenfoto des Kabinetts des ersten Kanzlers der Republik rätselt, wer wohl wer gewesen ist. 2,5 Millionen Menschen haben in den vergangenen Jahrzehnten die Idylle in Rhöndorf zum Ziel einer Art Pilgerreise gemacht; zuletzt waren es bis zu 70.000 im Jahr.

Gemeckert über die hohen Kantinenpreise

Der "Alte von Rhöndorf", der "Vater der Füchse", der Ehrenhäuptling der vereinigten Indianerstämme von Wisconsin – Federschmuck und Tomahawk liegen in einer Vitrine –, der Boccia-Spieler von Cadenabbia: Er ist in wacher Erinnerung geblieben. Natürlich auch wegen der Anekdoten, die um sein langes Leben ranken. Und wegen der Art seiner Regentschaft, seiner "Kanzlerdemokratie". Vieles wird in Rhöndorf dokumentiert – die Mahnbriefe beispielsweise an Ludwig Erhard, den er nicht mochte. Den machte er dafür haftbar, "dass man beim Metzger für das Pfund Kalbsleber sechs Mark bezahlen" müsse und "auf dem Bonner Wochenmarkt der Spargel zwischen 1,20 und 1,40 kostet". Und außerdem solle der Wirtschaftsminister gegen die hohen Preise in der Kantine des Bundestags vorgehen. Adenauer hat viele verletzt in seinem Politikerleben – und ist selbst gegen Verletzungen nicht gefeit gewesen. Doch als er am 19. April 1967 starb, war aller Zwist vergessen. Auf dem Waldfriedhof in Rhöndorf wurde er beigesetzt, an der Seite seiner beiden Ehefrauen, die er überlebt hatte.

Ärger mit dem Konditor Profittlich

Rhöndorf mehr als 40 Jahre später. Das Café Profittlich bietet jenes "Rheinische Schrotbrot" aus Maismehl an, dessen Mischung der Staatsmann in den schlechten zwanziger Jahren selbst "erfunden" hatte. Der Brotbäcker ist Nachfahre jenes Profittlich vom Rhöndorfer Brunnenplatz, mit dem sich Adenauer lange Zeit gestritten hatte. Der Konditor und Kommunalpolitiker hatte nämlich eine Drahtseilbahn zum Drachenfels legen lassen wollen. Adenauer war dagegen: Die Touristen hätten ihm in den Garten schauen können. Die Drahtseilbahn ist bis heute nicht gebaut. - Das Foto zeigt Adenauers erstes Kabinett.

 

 

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