Hinweis: Diese Filmkritik ist auf Grund obzsöner Ausdrücke, schockierender Sexphantasien und allerlei rhetorischer Perversionen erst ab 78 Jahren freigegeben!

Erik (John White) hat ein Problem: Die High School neigt sich dem Ende zu, und er hat noch mmer nicht mit seiner Freundin Tracy (Jessy Schram) geschlafen. Für einen Sprössling der Familie Stifler – man erinnere sich an den "Stifmaster" aus dem ersten American Pie"-Filmen – eine echte Schande. Als sich Tracy doch erweichen lässt, endet der vermeintliche erotische Abend in einer vollgeschissenen Waschmaschine (fragen Sie nicht …).

Von Schuldgefühlen gegenüber Erik geplagt, erlaubt sie ihm die Teilnahme am "Naked Mile"-Wochenende der Uni (Studenten laufen am Ende des Wintersemester nackt eine Meile lang – ein in Europa leider noch unbekannter, sehr schöner Brauch), an dem er die Sau rauslassen dürfe.

Welch‘ Dramatik! Wird Erik reihenweise Mädels flachlegen? Oder fühlt sich am Ende doch nur der Zuschauer gefickt?

Hier werden Sie gefickt

Auflösung des Rätsels: Der Zuschauer wird gefickt, und zwar banal und zerebral, so er eine Eriktion zuwege brachte. Glauben Sie nicht? Dann gucken Sie den Trailer zu "American Pie präsentiert: Nackte Tatsachen". So herzhaft haben Sie seit Ihrem letzten Bandscheibenvorfall nicht mehr gelacht!

American Pie: Verkackte Tatsachen

Dabei startete die Serie 1999 noch verheißungsvoll. Zugegeben: "American Pie" setzte keine neuen Humormarken, vermochte aber mit seiner Mischung aus deftigen Zoten und nachvollziehbaren Teenager-Nöten zu unterhalten. Natürlich konnte der Riesenerfolg der Komödie nicht ohne Folgen bleiben, deren bislang sieben, wobei  der achte (und hoffentlich letzte) Teil "American Pie - Das Klassentreffen" durch erstaunliche Ernsthaftigkeit inmitten der üblichen Lustbarkeiten rund um vom menschlichen Körper erzeugte Produkte punkten konnte.

Zwischen dem Original und Teil 8 liegen hingegen Fortsetzungen, die zwischen annehmbar ("American Pie 2", " American Pie – Jetzt wird geheiratet") und schlichtweg ungenießbar pendeln. "American Pie präsentiert: Nackte Tatsachen" fällt in letztere Kategorie und ist noch schlimmer, als es der bruhaha-lustige deutsche Titel befürchten ließe.

Nun ist es beileibe nicht so, als hätte "American Pie" auf vulgären Humor verzichtet und stattdessen hauptsächlich feinsinnige Gags serviert. Allerdings verstand Regisseur Paul Weitz (der später bei weitem nicht so erfolgreich Nick Hornbys Roman  "About a Boy"  mustergültig verfilmen sollte) das Wesen von Humor. Um es auf den Punkt zu bringen, und der Artikelautor entschuldigt sich bei empfindlichen Gemütern für den folgenden Satz: Pissen, scheißen und wichsen alleine ist ohne Kontext unlustig und einfach nur vulgäre Fleischbeschau.  Jims Apfelkuchen-Affäre aus dem Original erheiterte auf Grund der Reaktionen seines Vaters und seiner eigenen Scham ob des Ertapptwerdens.

Tipp: Die besten 4 American-Pie-Filme in einer Edition

Don't want no short people!

Joe Nussbaum klatscht in seinem Komödienversuch "American Pie präsentiert: Nackte Tatsachen" alles auf die Mattscheibe, was den Originalstreifen populär machte, ohne sich um eine plausible Hintergrundgeschichte oder Charakterisierungen zu kümmern. Aufgelockert wird sein Debilwerk mit einem Busen-Overkill, der Hugh Hefner überfordern würde. Treffender wäre der Filmtitel: "Tits – The Movie". Von Timing und Pacing dürfte beim Produktionsteam ohnehin noch nie jemand etwas gehört haben. In zufälliger Reihenfolge werden Möpse ausgepackt, Umstehende mit Sperma bespritzt und Zwerge verarscht.

Ach ja, die Zwerge! Kleine Leute sind lustig! Vor allem dann, wenn sie Dinge tun, die eigentlich nur normal große Menschen tun sollten, wie Football spielen, Leute verprügeln oder sich sexy anziehen. Denn, sehen Sie, der Gag liegt darin, dass Kleinwüchsige eben nicht Football spielen, sondern im Zirkus auftreten oder in verschissenen Fantasyfilmen Gnome verkörpern sollten.

Falls Ihnen mal ein Kleinwüchsiger die Freundin ausgespannt oder den freien Parkplatz mit seinem Smart weggeschnappt hat, ist  "American Pie präsentiert: Nackte Tatsachen" Ihr Film!

Im Viagra-Rausch entstanden?

Sollten Sie, gleich dem kleinwüchsigen Schreiber dieser Zeilen und leidenschaftlichen Apfelkuchenliebhaber, auf tatsächliche Witze in einer Komödie Wert legen, befinden Sie sich – pun intended – im falschen Film. Vorausgesetzt, für diesen Film lag tatsächlich ein Drehbuch vor, so dürfen Vermutungen angestellt werden, welche organische Masse den Kopf des Scriptwriters ausfüllte. Gehirn kann es nicht gewesen sein.

"American Pie präsentiert: Nackte Tatsachen" liefert zwar tatsächlich nackte Tatsachen, über deren Visualisierung sich der Artikelautor gewiss nicht beschweren wird, erinnert abseits von mehr Titten, als in das Tagesprogramm von RTL passen, nicht ansatzweise an das, was man eine Komödie bezeichnen könnte. In einer Szene des Films schlucken ein paar Jungs Viagra, und vielleicht stoßen wir hierbei auf das Geheimnis hinter der Entstehung dieses Mülls: Im Viagrarausch schrieben ein paar notgeile Jungs das Drehbuch mit ihren Dingern. Wer hätte auch ahnen können, dass Hollywood den Witz nicht verstehen würde? Jeder hätte es ahnen können, kennt die Filmindustrie in Punkto Geld doch weder eine Schmerz-, noch eine Scherzgrenze. Darin liegt die Tragik. Ausbaden können diesen hingewichsten Kothaufen unschuldige Filmrezensenten.

Ich glaube, ich brauche jetzt einen Apfelkuchen zur Abkühlung...

Originaltitel: American Pie Presents: The Naked Mile

Regie: Joe Nussbaum (Mami ist bestimmt stolz auf ihren Sohn!)

Produktionsland und -jahr: USA (United States Of Asses), 2005

Filmlänge: ca. 98 Minuten (real), ca. 412 Minuten (gefühlt)

Verleih: Universal Pictures Germany

Deutscher Kinostart: Kein Kinostart - warum nur? Ein Rätsel!

FSK: Freigegeben unter 3 Gehirnzellen bzw. ab 2 Titten

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