Anton Bruckner 4. Symphonie - Natur, Romantik und Hörnerklang
Bruckners 4. Symphonie gehört zu seinen bekanntesten Werken. Sie wurde 1881 in Wien mit großem Erfolg uraufgeführt und gilt heute als Meisterwerk der romantischen Musik.Drei wichtige Fakten zur Entstehung und zum Hintergrund von Bruckners "Romantischer Symphonie"
Bruckner komponierte seine 4. Symphonie im Jahr 1874 und überarbeitete diese Version später mehrfach. Diese ständigen Überarbeitungen sind charakteristisch für Bruckner, der oft unter Selbstzweifeln litt und diese nur durch seinen christlichen Glauben überwinden konnte. Die populärste Fassung stammt aus dem Jahr 1880.
Bruckners Ziel war es, stimmungsvolle und naturverbundene Elemente musikalisch hervorzuheben. Ähnliches strebte auch Carl Maria von Weber an, als er seinen "Freischütz" komponierte. Weber sah in den Hörnern das perfekte Instrument, um die Naturklänge darzustellen. Offensichtlich ließ sich Bruckner hier von Weber inspirieren, denn gleich zu Beginn der Symphonie erklingt ein Hornsolo, das den Bläser vor eine dreifache Herausforderung stellt: Er muss erstens hoch, zweitens leise und drittens leise und hoch spielen, während sonst fast nichts passiert – jeder falsche oder unsaubere Ton wäre sofort hörbar.
Aber nicht nur Weber inspirierte Bruckner beim Schreiben dieser Symphonie. Auch Richard Wagner beeinflusste ihn stark. Bruckner wählte für dieses Werk die Tonart Es-Dur. Wie bereits erwähnt, ging es ihm darum, naturverbundene Elemente musikalisch darzustellen. Wagner nutzte in seinem "Ring des Nibelungen" ebenfalls Es-Dur in den ersten Takten, und auch hier spielen die Hörner eine zentrale Rolle. Musikalisch führt Wagner den Hörer in den ersten Minuten des "Rings" auf den Grund des Rheins – der damals noch mehr aus Natur als aus Chemie bestand. Klassische Musik kann langweilig wirken, wenn man die Zusammenhänge nicht erkennt. Doch sobald man versteht, dass sowohl Wagner als auch Bruckner Es-Dur nutzten, um die Natur musikalisch darzustellen, ergibt sich ein neues Verständnis, das alles verändert.
Die wesentlichen Fakten dieses Abschnitts lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bruckner komponierte seine 4. Symphonie zwischen 1874 und 1880. Im Mittelpunkt steht die Natur, und Bruckner ließ sich von Carl Maria von Weber und Richard Wagner inspirieren. Wenn Sie sich nur diese drei Punkte merken, werden Sie Bruckners Werk besser verstehen.
Eine Analyse von Bruckners 4. Symphonie
Der erste Satz der Symphonie wirkt wie eine Ouvertüre zu einer Oper. Die Tempoangabe lautet "Bewegt, nicht zu schnell". Dieser Satz legt die Grundlage für die folgenden drei Sätze. Es werden Themen eingeführt, die – wie bei Bruckner oft üblich – im Finalsatz wieder aufgegriffen, erweitert oder variiert werden. Dies bleibt jedoch nur dem aufmerksamen Zuhörer vorbehalten und zeugt von Bruckners Größe und Genialität.
Der zweite Satz bietet dem Zuhörer die Möglichkeit, sich zu entspannen. Die Themen sind melancholisch angelegt und erfordern von den Musikern ein tiefes Einfühlungsvermögen in die emotionale Welt des Komponisten.
Der dritte Satz ist das Scherzo. Das Scherzo wurde von Beethoven eingeführt und ersetzte das Menuett, das bei Mozart und Haydn noch fester Bestandteil einer Symphonie war. Im Scherzo sind schnelle Tempi gefordert. Selbst ungeübte Hörer erkennen hier den Bezug zur Jagdmusik. Der Satz besteht aus zwei Teilen: Nach dem ersten Teil – Tempobezeichnung "Bewegt" – folgt ein langsameres Trio, danach wird der erste Teil wiederholt. Diese Art, ein Scherzo zu komponieren, ist typisch für Bruckner.
Der vierte Satz trägt die Tempobezeichnung "Bewegt, doch nicht zu schnell". Es soll also ein langsameres Tempo als im ersten Satz gewählt werden. Diese Anforderung stellt vor allem den Dirigenten vor eine Herausforderung, denn er sollte sich im ersten Satz nicht verausgaben. Wird hier ein zu schnelles Tempo gewählt, scheitert das gesamte Konzept. Wie bereits erwähnt, greift Bruckner hier Themen aus den vorherigen Sätzen wieder auf, verändert sie und führt sie zum finalen Höhepunkt.
Bruckners Symphonien – Klangwelten, die mich begeistern
Die neun Symphonien von Bruckner haben für mich etwas Magisches, etwas, das mich immer wieder neu begeistert und fasziniert. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer davon ist sicherlich, dass ich viele Jahre meiner Jugend mit meinem Horn in einem Jugendsymphonieorchester verbracht habe. Zwar haben wir dort nie eine Bruckner-Symphonie gespielt, aber ich hatte einen großartigen Hornlehrer, der mich die einzelnen Hornstimmen spielen ließ – danke, Harold Berger.
Ein weiterer Grund, warum ich immer wieder zu Bruckner zurückkehre, ist seine tiefe Verwurzelung im christlichen Glauben. Dieser half ihm, seine Selbstzweifel zu überwinden. Wie spiegelt sich dieses Ringen um eine starke Persönlichkeit in Bruckners Symphonien wieder? Seine Musik schwankt zwischen Extremen: sehr laut und sehr leise. Es gibt fast kein Mittelding. Ein Beispiel? Hören Sie doch einmal die ersten Minuten der 4. Symphonie – das ist Bruckner! Die leisen Passagen stehen für Zweifel, doch dann wird die Musik lauter, stärker und kraftvoller. Genau darum geht es in allen Symphonien von Bruckner: die Auseinandersetzung mit unseren Zweifeln und unserem Glauben.
In Matthäus 17,20 sagt Jesus zu seinen Jüngern, dass sie mithilfe ihres Glaubens Berge versetzen können. An dieses Wort muss ich oft denken, wenn ich in die Klangwelten Bruckners eintauche.
2024 feiert die Musikwelt Bruckners 200. Geburtstag, und angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage hoffe ich, dass Sie mir zustimmen: Bruckners Musik ist heute aktueller denn je. Gleichzeitig stellt sie hohe Ansprüche an die Musiker und die Hörer. So muss beispielsweise jeder Dirigent einer Bruckner-Symphonie zunächst eine grundsätzliche Entscheidung treffen: Was ist leise und was ist laut? Zwei Dirigenten möchte ich hier besonders hervorheben: der deutsche Dirigent Eugen Jochum und der Rumäne Sergiu Celibidache.
Eugen Jochum war der erste Dirigent, der alle neun Symphonien aufnahm. Vor ihm wurden meist nur die Symphonien 4, 7, 8 und 9 gespielt. Doch Jochums Gesamteinspielungen – einmal mit den Berliner Philharmonikern und später mit der Staatskapelle Dresden – änderten dies. Diese Aufnahmen sorgten dafür, dass auch die übrigen Symphonien den Weg in die Konzertsäle fanden.
Der zweite Bruckner-Interpret ist Sergiu Celibidache. Celibidache wählte langsamere Tempi als Jochum, wodurch sich Bruckners Musik noch kraftvoller entfalten konnte. Leider sind von Celibidache nur die Symphonien 3 bis 9 erhältlich, doch es handelt sich hierbei um Live-Aufnahmen. Sowohl bei Eugen Jochum als auch bei Sergiu Celibidache kommt das Spannungsfeld zwischen laut und leise, das eine Bruckner-Symphonie fordert, meiner Meinung nach am besten zur Geltung.
Es hat mir großen Spaß gemacht, diese kurze Werkeinführung zur 4. Symphonie zu erarbeiten und meine Begeisterung für Bruckners Musik mit Ihnen zu teilen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen, Bruckners Klangwelten besser zu verstehen. Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, gefällt Ihnen garantiert auch meine Kurzgeschichte mit dem Titel Durchkreuzte Pläne. Gerne dürfen Sie diesen Artikel auch an Ihnen Freunde weiterempfehlen oder ihn kommentieren.
Bildquelle:
Ruth Weitz
(Lilli Chapeau und ihr kleinstes Theater der Welt in Miltenberg)