Ärzte in der Stadt

Viele Ärzte in einer Stadt oder Großstadt schließen sich mit einem anderen Mediziner zusammen und gründen somit eine Gemeinschaftspraxis. Dies hat viele Vorteile, aber eben auch einige Nachteile, die man nicht außer Acht lassen darf.

 

Zu den Vorteilen zählen unter anderem die hohe Leistungsfähigkeit der Praxis, denn zwei Ärzte können in der Regel auch die doppelte Menge an Patienten behandeln. Ebenso kann die Praxis eine längere Öffnungszeit ausschreiben, wenn beide Ärzte zeitversetzt in zwei Schichten arbeiten. "Wegen Urlaubs geschlossen", diese drei Worte gefallen den wenigsten Patienten, doch in einer Gemeinschaftspraxis besteht die Möglichkeit, dass immer ein Mediziner auch zum Dienst erscheint und somit die Praxis jeden Tag geöffnet ist.

 

Nimmt man alle Vorteile zusammen, so könnte man fast meinen, dass eine Gemeinschaftspraxis eine sehr positive Idee für Ärzte und Patienten ist, doch der Schein trügt. Beachtet man wie viele Ärzte sich wirklich zu Gemeinschaftspraxen zusammenschließen, so merkt man sehr schnell, dass an anderen Orten dafür weniger Ärzte vorhanden sein müssen. 

Landärzte

Wie bereits zu den Ärzten in der Stadt gesagt, fehlen anderenorts dafür immer mehr Ärzte. Die Landbevölkerung kann davon sicher ein Liedchen singen – immer mehr Arztpraxen auf dem Land schließen oder verschwinden. Landarzt Gesucht!

 

Dies hat mehrere Gründe, die ich einmal kurz anreißen werde. Zum einen haben immer weniger Ärzte überhaupt großes Interesse auf dem Land eine Praxis zu betreiben, denn hier gibt es nur eine geringere Dichte an Patienten und somit nur ein sehr leeres Wartezimmer. Dies führt dazu, dass wenige Patienten der Landbevölkerung überhaupt Interesse zeigen an einer privaten Krankenversicherung und somit die Ärzte nur weniger Geld verdienen als in der Stadt.

 

Ein weiter wichtiger Grund, warum immer weniger Ärzte auf dem Land arbeiten ist das durchschnittliche Alter der Mediziner. Viele Ärzte gehen noch im hohen Alter ihrem Tagewerk nach, denn es fehlt an Nachwuchs. Wird eine Arztpraxis auf dem Land geschlossen, weil der Arzt zu alt wurde, wird sie nicht einfach von einem jungen Arzt wieder geöffnet, vielmehr bleibt sie geschlossen.

Ärzte in Kliniken

Nicht anders wie bei Allgemeinmedizinern verhält es sich auch bei Fachärzten in Krankenhäusern. Die Nachfrage nach Fachkräften ist immens hoch und das eigentliche Angebot viel zu gering. Dieser Mangel an Fachkräften ruft vielerorts das Problem der Sicherstellung der medizinischen Versorgung aller Patienten hervor.

 

Viele Fachärzte leisten Aufgrund des Ärztemangels Mehrarbeit. Nicht selten ist es der Fall, dass eine Schicht deutlich über die gesetzlichen Richtlinien der Arbeitszeit hinaus geht. Dies ermöglicht es den Kliniken und Krankenhäusern zwar den Patienten eine möglichst schnelle Behandlung zukommen zu lassen, allerdings sind viele Ärzte durch die Mehrarbeit deutlich überarbeitet und nicht mehr zu 100% Leistungsfähig.

 

Um die Situation zu entschärfen suchen viele Kliniken ihre Fachärzte und Pflegekräfte nicht mehr nur in Deutschland, sondern Europaweit. Dies führt unweigerlich zu einer weiteren, gravierenden Problematik. In vielen Krankenhäusern ist es bereits der Fall, dass durch das Einstellen von Fachärzten und Pflegekräften aus anderen Ländern nicht mehr die Möglichkeit besteht, dass das Personal in deutscher Sprache miteinander kommuniziert. Um das Problem zu lösen, haben sich vielerorts Sprachschulen für Ärzte gebildet. Hier bekommen Ärzte aus dem Ausland die deutsche Sprache beigebracht, damit ein geregelter Arbeitsablauf in jedem OP gewährleistet werden kann.

Auswirkung auf dem Arbeitsmarkt

Der Ärztemangel hat sich bereits stark auf den Arbeitsmarkt ausgeprägt. Immer mehr Stellenangebote für Ärzte und Mediziner finden sich in den großen Portalen für Jobs und Berufe. Zudem werden in vielen Unikliniken die Auszubildenden, im letzten Lehrjahr von Headhuntern angesprochen oder angeschrieben, um möglichst die eigene Stelle schmackhaft zu machen. Viele der jungen Mediziner bekommen horrende Summen geboten, damit sie sich für eine der offenen Stellen auf dem Arbeitsmarkt entscheiden. Die Unikliniken wiederum werden von vielen Kliniken und Krankenhäusern oftmals gebeten, einige der Schüler davon zu überzeugen nach der Ausbildung in dieses Krankenhaus zu wechseln. Man kann nur spekulieren, aber oftmals werden hier ebenso horrende Summen gezahlt, damit die Unikliniken ihre Auszubildenden von diesen Kliniken überzeugen.

Eine Vielzahl von Personalvermittlungen haben sich speziell auf die Ärztevermittlung in Krankenhäusern und Arztpraxen spezialisiert. Durch diesen Anstieg an Agenturen für Ärztevermittlungen ist der Markt stark überflutet mit Stellenangeboten. Dies führt zu vielen Problemen - viele Kliniken geben Ihr Stellengesuch für Ärzte oftmals an über zehn oder zwanzig Dienste heraus, damit die zu vergebende Stelle möglichst schnell wieder vergeben werden kann. Alle dieser Diestleister werden natürlich die Stelle möglichst oft und überall veröffentlichen – oftmals wird eine Stelle so mehrfach in derselben Jobbörse veröffentlicht. Ein weiteres Problem der Menge an Personalvermittlungen ist ebenso, dass sich keine Klinik mehr die Zeit nimmt und allen beauftragten Dienstleistern mitteilt, wenn die Stelle bereits durch einen anderen Vermittler besetzt wurde. So bleiben viele der Jobangebote in den Jobbörsen bestehen, obwohl sie bereits besetzt sind. Es entsteht der Eindruck eines erheblichen Ärztemangels. 

Abschließende Worte

Man kann festhalten, dass der Ärztemangel tatsächlich zum Teil nachweisbar ist. Durch die hohe Dichte an Gemeinschaftspraxen in Städten oftmals den Landbewohnern die Chance auf einen Landarzt genommen wird. Es entsteht eine deutliche Ungleichverteilung von Ärzten, was die Stadt im Vergleich zum Land angeht. Hier sollte man allerdings nicht von einem Ärztemangel sprechen, denn es gibt genügend Mediziner, welche sich allerdings nur sehr selten in ländlichen Gegenden niederlassen.

 

Anders ist dies bei Ärzten in Krankenhäusern und Kliniken. Viele Stellen stehen zwar mehrfach über viele Anbieter in den Jobbörsen, was einen künstlichen Ärztemangel hervorruft. Allerdings mangelt es tatsächlich in vielen Kliniken an Fachpersonal. Viele Mediziner leisten Mehrarbeit und arbeiten an der Belastungsgrenze. Doch kann man hier tatsächlich von einem Ärztemangel sprechen? Die Antwort muss jeder für sich selbst finden.

 

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