Ein deutscher Pere-Lachaise ?

Oft wird gefragt, welcher Berliner Friedhof wohl mit dem französischen Nationalfriedhof Pere Lachaise in Paris vergleichbar sei. Der Dorotheenstädtische natürlich! Oder vielleicht Friedrichsfelde für Vertreter der Arbeiterbewegung? Heerstraße für Anhänger deutscher Filngeschichte? Oder der Riesenfriedhof Stahnsdorf bei Berlin?

Die Stadt hat hier für jeden Geschmack etwas zu bieten, die Frage ist, welche Persönlichkeiten einem wichtig sind und welchen Bezug man zu den Parkanlagen hat.

Der St. Matthäuskirchhof widerspiegelt auf jeden Fall das 19. Jahrhundert, die Gründerzeit, die Zeit der Reichseinigung, die Zeit, als Berlin Weltstadt wurde. Warum hier, zwischen Berliner S-Bahngleisen, so viele bedeutende Namen? Weil die St. Matthäuskirche von Stüler mitten im sogenannten Geheimratsviertel stand, dem edelsten Villenviertel Berlins, südlich vom Tiergarten. Das Geheimratsviertel ist von der Geschichte verschluckt worden (bis auf 3-4 Gebäude), heute steht dort das Berliner Diplomatenviertel und das Kulturforum. Es klingt makaber : die wichtigsten Hinweise auf dieses bedeutende Viertel finden sich hier, auf dem Friedhof.

Hat man die grüne Oase zwischen den Yorckbrücken erreicht, sollte man sich einfach treiben lassen, man findet dann von allein viele Gräber mit bekannten (der bekannt klingenden) Namen :

die Gebrüder Grimm, der Komponist Max Bruch, der Architekt Alfred Messel, Rudolf Virchow, der Historiker von Treitschke usw. Auch die Attentäter des 20. Juli 1944 wurden zunächst hier begraben (interessant, denn der Bendler-Block befand sich auch im Viertel), dann allerdings nach ihrem Tode einer entwürdigenden Behandlung unterzogen (die Asche wurde auf Rieselfeldern verstreut).

 

Auch wenn mancher Name dieser wichtigen Zeit uns nicht mehr bekannt erscheint, lohnt es sich hier zu schauen und zu staunen!

Ein Grab auf dem Matthäus-Kirchhof Berlin

Google Map : Alter St. Matthäus Kirchhof
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