Ausflugsziel am Bodensee – Burgruine Hohentwiel
Der Hohentwiel erhebt sich nur wenige Kilometer vom Ufer des Bodensees entfernt und trägt auf seiner Kuppe eine weithin sichtbare Festungsruine. Sie ist ein spannendes Ausflugsziel für Familien.Infozentrum an der Domäne am Hohentwiel
Der Hohentwiel ist der Hausberg der Stadt Singen. Ab dem Bahnhof ist der Fußweg zur Festungsruine gut ausgeschildert. Etwa auf halber Berghöhe ist in der ehemaligen Remise eines Rittergutes ein Informationszentrum eingerichtet. Im Bereich dieser Domäne gibt es kostenfreie Parkplätze für Busse, PKW, Wohnmobile und Motorräder. Wir haben uns den, teilweise steil, ansteigenden Weg mit den Mountainbikes hinaufgequält und die Fahrräder in Parkplatznähe angeschlossen.
Der Gutshof an den Hängen des Vulkanberges entstand 1593 und sollte die Versorgung der Festungsbewohner sichern. Interessierte Besucher können sich in dem Info-Zentrum über die Geschichte von Berg und Burg informieren, auf den Rundgang einstimmen und ihren Wegzoll zahlen. Denn ab der höher gelegenen Karlsbastion werden Eintrittskarten benötigt. Als Besitzer einer Bodensee-Erlebniskarte hatten wir jedoch freien Eintritt.
Vom Hohentwiel aus ergeben sich weitreichende Ausblicke. Hier fällt der Blick auf einen benachbarten Hegauberg. (Bild: Eigenwerk)
Landesfestung der Württemberger
Vulkanausbrüche ließen vor Millionen Jahren den Hohentwiel entstehen, eine Eiszeit hat später den Berg in seine heutige Form gebracht. Bereits ab der Jungssteinzeit siedelten Menschen an seinen Hängen und schwäbische Herzöge bauten vor rund eintausend Jahren auf dem Plateau eine Burg. Ein paar Jahrhunderte später ging die Burganlage Twiel in den Besitz des Herzogs von Württemberg über, der sie zu einer mächtigen Landesfestung ausbauen ließ.
Um das Baumaterial auf den Berg zu bekommen, entwickelten die Burgherren eine clevere Strategie. Jeder Besucher musste mindestens 40 Pfund Steine mit heraufbringen, im Gegenzug dafür erhielt er einen Willkommenstrunk.
Unbezwingbar und dennoch zerstört
Während des Bauernkrieges widerstand die Festung Hohentwiel fünf Belagerungen und erwarb den Ruf einer "Bergveste, die man mit Steinen verteidigen konnte". Der Dichter Justinus Kerner schrieb später darüber: "Wie im Felsenneste eines Vogels Greif saß ja der ritterliche Wiederhold, sie weder an Freund noch Feind übergebend…". So blieb die Bastion uneinnehmbar, bis Napoleons General Vandamme kam. Nachdem die Festung kampflos übergeben wurde, schleiften französische Truppen die gewaltige Burg.
Warum die Bergveste Hohentwiel uneinnehmbar war
Mit der Lage auf dem Hohentwiel besaß die Festung bereits naturgegebene Vorteile, um feindlichen Angriffen stand zuhalten. Damit Festung uneinnehmbar wurde, haben sich die Erbauer zusätzlich einiges einfallen lassen. So verläuft beispielsweise der Tunnel des Alexandertores in einem leichten Bogen. Diese Bauweise lies keine gezielten Kanonenschüsse durch das Tor zu, auch feindliche Reiter konnten nicht hindurchstürmen. Falls doch einmal Angreifer den Tunnel passieren konnten, wurden sie in der sternförmig angelegten Karlsbastion, spätestens wohl an der Fallbrücke abgewehrt. Dicke Mauern der Bastion widerstanden weitgehend auch den Kanonenkugeln jener Zeit.
Auch wenn die dafür verantwortlichen Offiziere lebenslange Haft erhielten, blieb die Burganlage doch unbewohnbar. So bleibt dem Besucher heute ein mehr als neun Hektar großes Areal mit abenteuerlichen Ruinen und herrlichem Bodenseeblick
Das Rondel Augusta ist ein gewaltiger Geschützturm auf Hohentwiel. Es wurde 1945 von französischen Panzern beschossen und dabei beschädigt. (Bild: Eigenwerk)
Beschwerlicher Aufstieg
Die gewaltige Festungsanlage Hohentwiel erstreckt sich über mehrere Ebenen und gliedert sich in Untere und Obere Festung. Ein wenig Kondition und sicheren Tritt erfordert der steinige Weg bis auf die Bergkuppe schon, mit Kinderwagen ist der Aufstieg sicherlich schwierig. Den Zugang zur Unterburg gewährt das Alexandertor. Noch auf dem eintrittsfreiem Burggelände sind Grill- und Rastplätze eingerichtet, ein Kiosk ist ebenfalls vorhanden. Durch das Drehkreuz an der Karlsbastion gelangen wir in den kostenpflichtigen Teil der Festungsanlage.
Über den schmaler werdenden, steinigen Weg, der steile Passagen aufweist, kamen keine Pferdewagen oder Kutschen. Schwere Lasten mussten zur Oberburg getragen oder mit Packeseln hinaufbefördert werden. Auch so mancher heutige Burgbesucher kommt hier ins Schnaufen - flache, rutschfeste Schuhe sind zudem ein echter Vorteil.
Das Neue Portal bildet den Eingang zur Oberen Festung (Bild: Eigenwerk)
Ruinen der Festung Hohentwiel (Bild: Eigenwerk)
Spannender Streifzug durch Ruinen
Wir durchstreifen die alten Gemäuer, lesen die Hinweistafeln und lassen der Fantasie freien Lauf. Die baulichen Überbleibsel erzählen vom Leben auf der Burg, von Weinkellern, Wirtshäusern, und Handwerksstätten. Finstere Kasematten und geheimnisvolle Kellergewölbe wollen erkundet werden. Wo einst Soldatenfamilien und Schlossbewohner lebten, wächst nun Gras zwischen Mauerresten und der Wind weht durch die erhaltenen Fensteröffnungen. Von der Aussichtsplattform des Kirchturmes aus, erhalten wir einen tollen Überblick über das Burggelände.
Blick vom Kirchturm auf die Ruine der Herzogsburg (Bild: Eigenwerk)
Spannender Rundgang durch Ruinen und Gewölbe (Bild: Eigenwerk)
Auf der weitläufigen Anlage gibt es viel zu entdecken, wir haben gute zwei Stunden innerhalb der Oberen Festung verbracht. Alle erhaltenen Ruinen stammen aus der Bauzeit des 16. bis 18. Jahrhunderts, ältere Gebäudereste lassen sich wohl nicht nachweisen. Besonders beeindruckend ist das Rondell Augusta, der gewaltige Geschützturm ist wahrscheinlich das meist fotografierte Objekt auf dem Gelände. Wir steigen auch dessen Turmtreppe hinauf und genießen den Ausblick.
Übrigens, wer außer der Festungsruine Hohentwiel weitere Schlösser und Klöster in Baden-Württemberg besuchen möchte, spart mit der "Schlosscard" bares Eintrittsgeld.
Bildquelle:
Eigenwerk
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