Die Stadt Rungholt

Rungholt war eine Stadt auf der ehemaligen Insel Strand vor der nordfriesischen Festlandsküste. Die Siedlungen Grote Rungholt und Lütke Rungholt waren der Hauptort eines Verwaltungsbezirks, der Edomsharde. Strand war ein Teil der ab der Wikingerzeit von Friesen besiedelten Uthlande. Nach der Flut von 1362 wurden Teile des Gebietes erneut besiedelt. Diese gingen dann in der Sturmflut von 1634 unter. Unter Rungholt befand sich eine Torflinse, die der Sturmflut nicht widerstand. Mit der Flut entstand ein tiefer Priel, die heutige Norderhever. Begünstigt wurde die Vernichtung Rungholts durch eine Quelle des Wohlstands der Stadt. Denn mit dem Abbau von Salztorf wurde rund um die Stadt Salz gewonnen. Dabei sank das Niveau des Landes und die Fluten konnten tiefer in das Land eindringen und stärker zerstörend wirken.

Salzsiedepfanne

Salzsiedepfanne (Bild: Harald Rossa)

Rungholt – die Legende

Lange gab es keinen Beleg für die Existenz der Stadt Rungholt vor 1362. Chronisten des 17. Jahrhunderts, darunter Matthias Boetius und Anton Heimreich, hatten Sagen über eine im 14. Jahrhundert untergegangenen Stadt aufgezeichnet und von Funden im Watt berichtet.

Im 19. Jahrhundert lies die Romantik die Erinnerung an die untergegangene Stadt wieder aufleben. Theodor Storm schuf eine Fassung der Rungholt-Sage, die 1845 in der Sagensammlung von Karl Müllenhoff veröffentlicht wurde. Dann griff Hans Christian Andersen das Thema in dem Roman "Die zwei Baronessen" auf. Storm griff das Thema noch einmal 1871 mit der Novelle "Eine Halligfahrt" auf. Schließlich schuf Detlev von Liliencron 1883 das Gedicht "Trutz, blanke Hans" und verhalf dem Mythos Rungholt zu einer bis heute anhaltenden Popularität.

Rungholt und die Forschung

Erst zwischen 1921 und 1938 spülten die Gezeiten im Watt nahe der Hallig Südfall Siedlungsreste frei. Diese Funde wurden durch den Nordstrander Bauern Andreas Busch und später durch den Eiderstädter Pastor Rudolf Muuß systematisch erfasst und erforscht. So konnten die Angaben auf alten Karten zur Lage von Rungholt bestätigt werden. Der Rungholt-Forscher Andreas Busch ermittelte aus den Funden eine Einwohnerschaft von 1500 bis 2000 Personen. Heute leitet das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein die Forschung über Rungholt.

Die Sonderausstellung im Nordseemuseum Husum

Schon in der Dauerausstellung des Nordseemuseums in Husum nimmt das Thema ‚Rungholt breiten Raum ein.

Seit Ende Mai 2016 bis Januar 2017 steht Rungholt im Mittelpunkt einer Sonderausstellung des Nordseemuseums im Husumer Nissenhaus. In dieser Ausstellung sind erstmals die wichtigsten und schönsten Fundstücke aus öffentlichen und privaten Sammlungen zusammengeführt und bieten beeindruckende Blicke auf den historischen Lebensraum und deren Bewohner. Dazu hat Rungholt auch ein Gesicht erhalten: Rechtsmediziner rekonstruierten an einem im Watt aufgefundenen Schädel das Abbild eines Mannes.

Rekonstruierter Rungholter (Bild: Harald Rossa)

Literatur zu Rungholt

  • Jürgen Newig und Uwe Haupenthal (Hrsg.): Rungholt – Rätselhaft und widersprüchlich. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2016, ISBN 978-3-89876-824-5
  • Hellmut und Rita Bahnsen/Peter M. Herschlein: Geheimnisvolles Wattenmeer. Siedlungsspuren um Pellworm. Pellworm-Verlag, Pellworm 2015, ISBN 978-3-936017-26-7
  • Hans-Harro Hansen: Vom Pflug zur Universitätsmedaille. Leben und Wirken von Andreas Busch. Nordfriisk Instituut, Bredstedt 2005, ISBN 3-88007-316-3
  • Hans Peter Duerr: Rungholt. Die Suche nach einer versunkenen Stadt. Insel, Frankfurt a.M. 2005, ISBN 3-458-17274-2
  • Hans-Herbert Henningsen: Rungholt – der Weg in die Katastrophe. Aufstieg, Blütezeit und Untergang eines bedeutenden mittelalterlichen Ortes in Nordfriesland. Band I. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2002, ISBN 3-88042-853-0
  • Hans-Herbert Henningsen: Rungholt – der Weg in die Katastrophe. Band II. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2000, ISBN 3-88042-934-0

 

 

Autor seit 11 Jahren
230 Seiten
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