Ende der 1980er Jahre hatte sich eine automobile Landschaft herausgebildet, die solide, formschöne und vor allem unterscheidbare Modelle beinhaltete. In der Regel bestand nicht die Gefahr, einen Subaru mit einem Ford oder einen Alfa mit einem Volkswagen zu verwechseln. Ab den 1990er Jahren verschwanden viele aufregende Autos innerhalb weniger Jahre zugunsten undefinierbarer, unelegant runder und gleichförmiger Karossen. Der Globalisierung sei es gedankt: Gemeinsame Plattformen und seelenloses Design machten aus individuellen Fahrzeugtypen rein zweckdienliche Produkte. Hilfreiche Elektronik ersetzte fahrerisches Können. Einheitsdesign und Preiskämpfe sorgten für den Rückzug von automobiler Schönheit und Markentreue.

Kleine Galerie klassischer 80er Modelle

(Bild: Mr. Choppers)

Der Citroen BX war ein Mittelklassenwagen für Autofahrer, die auf Individualität, Extravaganz und kreative Lösungen setzten. Das Fahrzeug mit dem kantigen Design setzte nicht nur äußerlich Akzente. Auch Cockpit, Lenkrad und Instrumente wurden technisch und visuell aufregend gestaltet.

Der Alfa 164 wurde bei seinem Markteintritt 1987 als überlebenswichtiges Comeback der Marke Alfa Romeo gehandelt, die im Jahr zuvor von Fiat übernommen worden war. Optisch schloss das moderne, elegante Stufenheckmodell der oberen Mittelklasse an ruhmreiche, vergangene Zeiten an. Im Fahrverhalten wies es zwar einige Schwächen auf, war aber insgesamt ein gelungenes Fahrzeug – so ungefähr lautete das Fazit der ADAC-Tester.

(Bild: PiL56)

(Bild: Donky)

Die so genannte Baby-Benz-Baureihe 201 war der Vorgänger der späteren C-Klasse und firmierte unter der Bezeichnung 190. Das Auto wurde 1982 präsentiert. Es nahm mit seinem Design das Aussehen vieler Mercedes-Modelle der 1980er Jahre vorweg und galt als direkter Konkurrent der 3er-Reihe von BMW. Der 190er wies einige kleine Besonderheiten gegenüber anderen Wagen aus dem Hause Mercedes-Benz auf. Beispielsweise gab es falsche Lüftungsschlitze, um die visuelle Wirkung zu verbessern. Als eines der wenigen Mercedes-Fahrzeuge hatte der 190er eine konventionelle Handbremse statt einer Pedal-Feststellbremse. 

Peugeot 309: Der 1985 vorgestellte Wagen der Kompaktklasse vereinte die Eleganz französischen Designs mit platzsparender Zweckmäßigkeit. Besonders auffällig war die Panorama-Heckscheibe, ein eigentlich längst überholtes Stil-Element der 1950er Jahre, welches dem Wagen dank filigraner Ausführung aber ein gefälliges Aussehen verlieh.

(Bild: Chaluco)

(Bild: me)

Als einem der ganz wenigen rein amerikanischen Hersteller gelang Chrysler in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre auf dem deutschen Markt eine bescheidene Präsenz. Neben dem damals revolutionären Van-Konzept des Modells Voyager war es vor allem das Cabrio der Baureihe Le Baron, mit dem der Hersteller deutsche Kunden überzeugen wollte. Das Fahrzeug wies im Design den großartigen, typisch amerikanischen Stil auf, war aber gleichzeitig so dimensioniert, dass es mit deutschen Straßenverhältnissen gut zurechtkam.

"Der ewige Aufsteiger" titelte die ADAC-Motorwelt einst über die Marke Audi. Tatsächlich wurde das Rennen um die Vorherrschaft im Premium-Segment damals noch zwischen BMW und Mercedes ausgetragen, während Audi lediglich ein solider Mitbewerber zu sein schien. Der Audi 80 der Modellreihe B3 verkörperte ein schönes, stromlinienoptimiertes Design das sich auch in den Typen 90, 100 und 200 widerspiegelte. Technisch bewies Audi damals unter anderem Innovationsgeist durch vollverzinkte Karosserien und das Sicherheitssystem Procon-ten. Mittels einer Seilzugmechanik zog dieses bei einem Crash die Lenksäule zurück. In einer Zeit, als Airbags beinahe noch unbekannt waren, konnte so etwas Leben retten. Die Modelle Audi 80 waren Vorläufer der späteren A4-Baureihen.

(Bild: Donky)

Die 3er BMW glänzten in den 1980er Jahren durch sportliche Eleganz und perfekte Proportionen. Leider bewirkte die Beliebtheit der Marke, dass heute relativ wenige gut und original erhaltene Modelle erhältlich sind. Die Begeisterung für die 3er BMW animierte Jahre später so manchen Fahranfänger, sich für vergleichsweise wenig Geld den Traum vom eigenen BMW zu erfüllen. Zahlreiche Fahrzeuge wurden so Opfer von Crashs oder Tuning-Verschlimmbesserungen.

Absolut solide und einen Hauch weniger protzig als die Konkurrenz von Mercedes präsentierte sich die 5er Reihe von BMW Ende der 1980er. Antriebstechnik und Motoren galten trotz gelegentlicher Probleme als sportlich sowie innovativ. Die formschönen Fahrzeuge sind in gepflegtem Zustand auch heute noch ein Hingucker.

 

Unter den oft belächelten, aber auch als bedrohliche Billig-Konkurrenz für deutsche Hersteller empfundenen Autos aus Japan gehörte der Honda Civic zu den Fahrzeugen, die optisch nicht wie Blechkisten wirkten, sondern eine feine Eleganz verströmten. Mit seinem Charme sicherte der Civic sich spätestens ab der 1987 erschienenen vierten Generation solide Marktanteile.

Die verschiedenen Serien von Jaguars Modellreihe XJ können Laien auf den ersten Blick nur schwer auseinanderhalten. Der Anblick eines Jaguar XJ war daher gar nicht einmal so selten in den 1980er Jahren, dafür aber in der Regel ein Augenschmaus.1989 wurde die britische Traditionsmarke Teil des Ford-Imperiums. Der Konzern verstand es in den 80ern allerdings auch selbst, solide, bezahlbare, praktische und formschöne Fahrzeuge für den deutschen Markt herzustellen.

(Bild: Donky)

(Bild: Donky)

Mit dem Modell Senator mischte Opel ab Ende der 1970er in der automobilen Oberklasse beziehungsweise der oberen Mittelklasse erfolgreich mit. Das Modell A war mit seinem unverwechselbaren Design im automobilen Straßenbild der 80er fest integriert. Das 1987 folgende Modell B hingegen basierte auf dem etwas kleineren Omega und sah diesem sehr ähnlich. Beide Modellgenerationen punkteten damals vor allem mit hohem Fahrkomfort.

(Bild: VonNortheim)

Das kantige Design der 700er Volvos ging in den 1980er Jahren mit einem geradezu legendären Ruf einher. Diese Volvos galten als extrem stabil. Die heckgetriebenen Fahrzeuge gehörten nicht nur zum westdeutschen Straßenbild, sondern hatten, etwas modifiziert, auch gelegentlich Auftritte als Staatskarossen der DDR-Diktatoren. Die Kombi-Ausführung der Modellfamilie rollte zudem in den ersten Staffeln der Serie "Der Landarzt" über norddeutsche Landstraßen.

Was damals besser war

Mit ein wenig technischem Grundverständnis erhielt man beim Blick in die damals noch ausreichend Bewegungsfreiheit bietenden Motorräume eine Ahnung davon, welches Bauteil für welche Funktion vorgesehen war. Viele Reparaturen waren zudem mit Standardwerkzeugen möglich. Das Wechseln der Halogenlampen und Glühbirnen gelang schnell und in der Regel sogar ohne Fachkenntnisse. Motoren waren so robust, dass Zündkerzen, Öl und Kühlmittel auch bedenkenlos aus dem Tankstellenregal stammen konnten. Zum Autofahren benötigte man außerdem kein Informatikstudium. Die Bedienelemente bestanden aus überwiegend sinnvoll angeordneten und selbsterklärenden Schaltern, Hebeln oder Knöpfen. Alles in allem hatten Autos der 1980er Jahre die Zeit der Klapperkisten hinter sich gelassen, in denen das Wort Kraft-Fahrer noch eine andere Bedeutung hatte. Mit Individualität vermittelten sie Fahrspaß und Freude an einer Technik, bei der man sein Hirn noch nicht komplett abschalten konnte. 

Was wir bei aller Nostalgie nicht vergessen sollten

Bei aller kritisierten Gleichförmigkeit: Heutige Fahrzeuge bieten unendlich viel Komfort und erfordern keinerlei technische Vorkenntnisse. Deshalb sollte nicht vergessen werden, was damalige Autos eben nicht oder nur gegen Aufpreis zu bieten hatten:

  • Rechte Spiegel gehörten ebenso wenig zur Grundausstattung wie beispielsweise Kopfstützen. Wir navigierten auch nach Landkarte, statt uns auf die geduldige, freundliche Dame aus dem Navigationsgerät zu verlassen. Meist befand sich der Zielpunkt genau im Faltknick der Karte, die wir auch nie wieder so korrekt zusammenlegen konnten wie der Hersteller…
  • Auch das beste Fahrwerk und die bequemsten Sitze verhinderten nicht, dass längere Fahrten eine gewisse Kondition erforderten. 
  • Die elektronische Fehlerauslese steckte noch in den Kinderschuhen. Viele Hersteller verwendeten zudem Vergasertechnik, was nicht jeden Kaltstart gelingen ließ. Mit etwas Pech bekam die gesamte Nachbarschaft mit, wenn man morgens zur Arbeit fahren wollte…
  • Der Verschleiß war (vielleicht auch aus verkaufstechnischen Gründen) in der Regel höher. Ein zehn Jahre altes Auto außerhalb der Premium-Marken hatte meist das Ende der wirtschaftlich vernünftigen Lebensdauer erreicht. Heute hingegen sind zehnjährige Gebrauchtwagen für Händler kein Verkaufshindernis. Vielfach sieht man diesen Autos ihr Alter auch nicht an. 
  • Autos ließen sich zwar häufig auch ohne Werkstattbesuch reparieren. Die Pannenanfälligkeit war allerdings deutlich höher. Damals musste sich das heutige Wirtschaftsimperium ADAC tatsächlich noch mit seiner ursprünglichen Aufgabe, der Pannenhilfe, befassen.
  • Airbags und Assistenzsysteme gab es eher selten. In der Folge waren Unfälle potenziell lebensgefährlicher. Das belegen auch statistische Zahlen. Trotz der Unkenrufe selbst ernannter Klima-Jünger ist die Zahl der Verkehrstoten in den letzten Jahrzehnten erheblich gesunken. Tatsächlich sind viele Unfälle heute eher auf die Unvernunft von Radfahrern zurückzuführen.
Galerie weiterer 80er Autos (wird immer mal ergänzt...)

Der VW Golf II setzte die Maßstäbe in seiner Klasse. Deshalb wurde die ganze Kompaktklasse auch manchmal "Golf-Klasse" genannt.

Donky, am 15.03.2023
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