Auch auf die automobile Welt trifft dies zu. Autos ließen sich tatsächlich noch anhand ihres Aussehens unterscheiden! Deutsche Fahrzeuge galten als solide, französische und italienische Wagen als elegant, fernöstliche Autos hingegen als billig, aber wenig wertstabil. Zudem konnte man davon ausgehen, dass ein einheimischer Anbieter seine Produkte tatsächlich weitgehend im Inland fertigte, denn das Wort Globalisierung gab es noch nicht…

Die deutschen Ford-Modelle reiften in dieser Zeit zu einer ernsthaften Konkurrenz für VW und Opel heran. Sie galten als praktisch, verlässlich und formschön. Erinnern wir uns also…

Ford Fiesta Champ

Der Fiesta: kleiner Liebling mit großer Klappe

Es war immer wieder erstaunlich, wieviel Gepäck der schmale Kofferraum eines Ford Fiesta fasste. Doch nicht nur dort zeigte sich der Kleinwagen großzügig. Zumindest der ab 1989 erhältliche Fünftürer wirkte auch mit vollbesetztem Innenraum nicht überladen. Er erwies sich so für junge Leute, Rentner und kleine Familien gleichermaßen als praktikabel.

Das seit 1976 millionenfach gebaute Fahrzeug entwickelte sich in den 1980er Jahren mit jeder Modellgeneration / jedem Facelifting mehr zu einem erwachsen wirkenden Auto, ohne dabei seinen Status als kleiner Liebling aufzugeben. Ungefähr ab 1983 verschwand das anfangs spartanisch wirkende Design nach und nach. Die zahlreichen optischen Änderungen geschahen behutsam, wodurch stetiger Wandel und Vertrautheit eine erstaunliche Symbiose eingingen. Obwohl der Wagen beispielsweise 1989 auf die völlig neue Plattform GFJ gestellt wurde, war ihm seine Verwandtschaft mit dem Vorgängermodell deutlich anzusehen.

Der Status des Fiesta als Kleinwagen war für Ford übrigens kein Grund, nur mager ausgestattete Modelle anzubieten. Es gab mehrere sportlich ausgerüstete Fahrzeuge, deren bekannteste Variante die Typenbezeichnung XR2 sein dürfte. Wie bei vielen Ford-Typen gab es auch eine Ghia-Version, welche für komfortable Ausstattungsmerkmale bekannt war. Ab 1989 existierte zudem die Sonderedition Champ. Sie enthielt für damalige Kleinwagen ungewöhnliche Details wie Zentralverriegelung, Metallic-Lack und elektrische Fensterheber.

Der Ford Escort: Familienkutsche, Lastenträger, Cabrio, Sportwagen

Manche Ford-Enthusiasten behaupteten (zumindest bis zur Einführung des Focus), dass die Marke dem VW Golf nie so gefährlich geworden sei wie in den 1980er Jahren. Der Kölner Vertreter in der Kompaktklasse hieß zu dieser Zeit Ford Escort. Diese Typenbezeichnung existierte bereits seit den 1960er Jahren, doch erst mit der Modellgeneration 1981 wich die bis dato etwas unharmonisch wirkende Formgebung einer wirklich eleganten Karosserie. Die Limousine verfügte über ein Schrägheck mit angedeutetem, klassischen Kofferraum. Sie wirkte daher nicht wie ein typischer Kompaktwagen. Das formschöne Fahrzeug wurde, erst recht ab der Modellgeneration 86‘, zu einem ernsthaften Golf-Konkurrenten. Zudem gab es den Wagen auch als Kombi, Cabrio, in Sportausführung sowie als optisch weniger überzeugendes Stufenheck, zeitweise Orion genannt.

Ford Sierra: die gehobene Art des Fahrens

Formschön und elegant glitt der Mittelklassewagen Sierra in den 80er Jahren über Deutschlands Straßen. Er verbreite einen Hauch von Amerika, was manche Fahrer auch an der angeblich schwammigen Lenkung festmachten. Das Fahrzeug kam 1982 auf den Markt und fand innerhalb der ersten drei Jahre eine Million Käufer! 1987 wurde die zweite Modellgeneration vorgestellt, welche in der grundsätzlichen Karosserieform aber gleich blieb. Von da an gab es immer wieder kleinere, optische Änderungen.

Der Sierra war in der Grundform eine Schräghecklimousine, so wie der Escort, jedoch wesentlich rundlicher gestaltet. Er wurde allerdings auch als Turnier (Kombi) angeboten, wobei er ebenfalls eine solide Figur machte. Weiterhin gab es das heckgetriebene Fahrzeug auch sportlich aufgepeppt sowie als schnittiges Coupe. Insgesamt setzte der aerodynamische Sierra gegenüber dem eher kantigen Design der Konkurrenz in den 80ern deutliche Akzente.

Ford Scorpio: der letzte Riese

Ebenfalls als Schräghecklimousine (also mit so genanntem Aero-Heck) kam 1985 der Oberklassewagen Ford Scorpio in die Verkaufsräume. Er löste den recht altertümlich-amerikanisch wirkenden Ford Granada ab. Dessen eckige Form wich nun einer fließenden Karosseriegestaltung, was dem Scorpio im Gegensatz zu Sierra und Escort aber keine übermäßigen Verkaufserfolge bescherte. Obwohl das Fahrzeug 1986 zum Auto des Jahres gekürt wurde, hielt sich seine Beliebtheit beim Konsumentenvolk in Grenzen. Vielleicht war das runde Design des Scorpio ja für die vermutlich eher konservative Käuferschicht dieser Preisklasse zu futuristisch. Erst Jahre nach der Markteinführung wurde der Wagen auch als Turnier (Kombi) und Stufenheck angeboten.

 

Das Ende einer Ära

Das durch außergewöhnliche Schrägheck-Modelle und andere originelle Karosseriegestaltungen geprägte Design der Ford-Modelle in den 80ern endete ziemlich abrupt mit dem Beginn des nächsten Jahrzehnts. In den 1990ern passten sich die Ford-Typen in Deutschland weitgehend dem Mainstream an. Plumpe, unharmonische Rundungen bestimmten nun das Design, welches sich kaum noch von amerikanischen oder fernöstlichen Blechkisten unterschied.

Am meisten Glück hatte noch der Fiesta, dessen Äußeres nur zaghaft dem Zeitgeist angepasst wurde. Seine erst 1989 neu gestaltete Plattform musste allerdings auch als Chassis für das unsagbar hässliche Spaßauto Ford Ka herhalten. Vielleicht deshalb blieb der Fiesta selbst von diversen Designersünden weitgehend verschont.Der Escort hingegen verbesserte sich mit Eintritt der nächsten Modellgeneration keineswegs. Tatsächlich kam das ab 1990 angebotene Nachfolgemodell moderner, aber wesentlich weniger aufregend daher. Es wirkte eher wie ein geschrumpfter Sierra und war konsequent aerodynamisch gestylt. Erst mit der Einführung des Focus 1998 (siehe Bild unten) setzte Ford in dieser Klasse wieder Maßstäbe.

 Ford Focus

 

Der Sierra wiederum wurde 1993 durch den Mondeo abgelöst. Abgesehen davon, dass die Typenbezeichnung ein wenig an französisches Deodorant denken lässt, war die erste Mondeo-Generation einfach nur unelegant und stilistisch weder seinem Vorgänger, noch heutigen Mondeo-Modellen ebenbürtig.

Beim Scorpio machte ein 1995 erfolgtes Facelift die Sache nicht besser. Das Auto wirkte nun wie amerikanische Durchschnittsware. Es sollte in Deutschland das vorerst letzte Modell der Oberklasse aus dem Hause Ford sein. Mit dem Ende der Produktion 1998 zog sich der Hersteller nach rund 850000 verkauften Scorpio aus diesem Marktsegment zurück. Die Konzerntöchter Volvo und Jaguar waren fortan hierzulande für Oberklassenwagen zuständig. Schade eigentlich.

Donky, am 29.11.2016
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