Die europäische Lärche: Ein "menschenfreundlicher" Baum mit Persönlichkeit

Jeder Baum hat seine eigene Persönlichkeit.

So auch die Europäische Lärche: Sie ist aus Sagen und Legenden als besonders "liebenswürdiger" und "menschenfreundlicher" Baum bekannt.

Eigentlich ist die Lärche aber nicht nur den Menschen, sondern allen Lebewesen wohlgesonnen: Kröten, Fichtenkreuzschnabel oder Specht suchen die Nähe der Lärchen und Lärchenröhrlinge oder Lärchenritterlinge wachsen gerne an ihren Wurzeln.

Sogar gute Waldfeen sollen sich mit Vorliebe in Lärchen "einnisten".

Schon den Menschen früherer Zeiten galt die Lärche als Schutzbaum gegen böse Geister und man hat sie als heiligen Baum verehrt. Deshalb sind Lärchen auch besonders oft in der Nähe von Wallfahrtsorten zu finden.

Großzügig ist die Lärche auch noch: Sie spendet dem Menschen wertvolles Holz, ganz besonders hochwertiges Lärchenterpentin, Lärchenpech und sogar sogenanntes Lärchenmanna.

Sie liebt Höhen und Licht: Die Europäische Lärche (Baum des Jahres 2012)
Europäische Lärche

Europäische Lärche (Bild: © Andreas Krappweis - Agentur: Stock.xchng)

Die Europäische Lärche: Stark und selbstbewusst

Man könnte sagen, dass die Lärche eine "echt starke Type" ist.

Sie, die ursprünglich aus den Alpen stammt, wagt sich nämlich in ganz besondere Höhen (bis zu 2.000 m) und wächst auch an steilen Hängen.

Lärchen stehen gerne alleine und möchten sozusagen immer einen "klaren Kopf" bzw. eine freie Krone bewahren. Obwohl Lärchen auch extremen Witterungen trotzen können, sind sie nämlich ganz besonders lichtliebende Bäume (Lichthölzer) und deshalb oft an Randstreifen zu finden. 

Außerdem gehören sie zu den Pionierbaumarten, den "ersten Baumarten, die Freiflächen (Kahlschläge, Brandflächen u.ä.) besiedeln" (Wikipedia).

Kein Wunder, dass die Lärche als "Larch" in der Bachblütenheilkunde eingesetzt wird, um aus mangelndem Selbstbewusstsein souveräne Stärke zu machen.

Lärchenzapfen am Zweig

Close-Up of Cones on an European Larch Tree Branch (Larix Decidua) (Bild: C. Sappa)

Die europäische Lärche: Eine "Kurzbiografie"

  • Lateinischer Name: larix decidua oder larix europaea (das "decidua" bedeutet "laubabwerfend" und bezieht sich auf eine besondere Eigenart der Lärche: sie wirft - untypisch für Nadelbäume - vor dem Winter ihre Nadeln ab)

  • Die Lärche gehört zur Familie der Kieferngewächse, Verwandte sind z.B. die Westamerikanische Lärche (larix occidentalis) oder die Sibirische Lärche (larix sibirica).

  • In Deutschland sind Lärchen nur auf 1% der Waldfläche zu finden.

  • Lärchen können 25 bis 40 m hoch werden, die größten und stärksten Lärchen sollen in der Schweiz wachsen. Auch im Tegeler Forst in Berlin steht ein ganz besonderer Baum (45 m) und in Schlitz (bei Fulda) gibt es gleich mehrere solcher Baumriesen, darunter auch mit 55 m den angeblich längsten Lärchenstamm in Deutschland, den "Grand German".

  • Die Lärche blüht schon sehr früh, von März/April bis Mai: "Dann bekommen Sie ein kleines Naturwunder geboten", so steht auf der Website zum Baum des Jahres geschrieben: Besonders schön sind in der Blütezeit der Lärche nämlich die roten (oder hellgrünen) weiblichen Zapfenblütenstände.

  • Lärchen können - so wird behauptet - über 1.000 Jahre alt werden.

  • Nur in den Alpen wächst die Lärche wild, inzwischen wird sie aber auch im Flachland immer häufiger angepflanzt.

  • Typisches Erkennungsmerkmal: Die Lärche lässt sich gut von anderen Nadelbäumen unterscheiden, ihre Nadeln stehen nämlich in Büscheln aus 20 bis 40 Nadeln. Ungewöhnlich für einen Nadelbaum ist: Bei der Lärche kommen Kurz- und Langtriebe vor.

  • Die (weiblichen) Zapfen der Lärche sind zunächst rot, später braun. Oft bleiben sie jahrelang am Baum hängen.

  • Die Lärche liefert besonders hochwertiges und aromatisch duftendes Holz. Es ist widerstandsfähig und wird deshalb häufig im Außenbereich, vor allem bei Wasserbauten und im Schiffsbau eingesetzt. Der höchste Holzturm der Welt (118m) wurde 1935 aus Lärchenholz gebaut und steht in Polen.

  • Das Holz der Lärche ist sehr harzhaltig und man kann daraus besonders wertvolles Terpentin gewinnen, das sogenannte venezianische Terpentin oder Lärchenterpentin.

  • Lärchenmanna, auch Manna von Briançon oder Laxierzucker: Früher wurden die kristallartigen Ausscheidungen von Lärchennadeln (von Bäumen südlicher Regionen) als Arzneiprodukt (z.B. als Abführmittel) genutzt.

  • Medizinische Produkte, die aus der Lärche gewonnen werden, setzt man vor allem zur Bekämpfung von rheumatischen Beschwerden, Atemproblemen und Hautentzündungen ein. Ein altes bäuerliches Heilmittel (vor allem in Österreich) ist das "Lärchenpech", eine ganz besondere Heilsalbe, die für schöne und reine Haut sorgen soll. 

Lärchenzapfen am Zweig

(Bild: C. Sappa)

Die Besonderheit von "larix decidua": Die Lärche wirft im Herbst ihre Nadeln ab - warum eigentlich?

Es ist ungewöhnlich für einen Nadelbaum: Im Herbst verfärben sich die Nadeln der Lärche zuerst gelb (siehe Bild), dann werden sie abgeworfen.

Bei anderen Nadelbäumen geschieht das nicht, sind doch die nadelförmigen Blätter der Nadelbäume wie Kiefer, Fichte oder Tanne besonders gut gegen Verdunstung geschützt. Deshalb können die Bäume einen Winter auch überstehen, ohne zu erfrieren oder zu verdursten.

Warum die Lärche als einziger Nadelbaum im Herbst ihre Blätter abwirft, ist noch immer nicht vollständig geklärt.

Wikipedia liefert folgende Erklärung: "Der Abwurf der Nadeln im Winter verringert die Verdunstung und verhindert so ein Vertrocknen des Baumes. Die Nadeln sind gewöhnlich einjährig, im Herbst werden sie goldgelb ausnahmsweise aber auch bis zu vier Jahre überwinterungsfähig. (...) Bei den weichen Nadeln der Lärche sind die Spaltöffnungen nicht eingesenkt und durch eine Wachsschicht geschützt, wie bei anderen Nadelgehölzen."

Wie bei vielen Laubbäumen färben sich die Nadeln der Lärche im Herbst also gelb, weil der Baum seinen Blättern vorher die wichtigsten Nährstoffe entzieht.

Auf diese Weise ist die Lärche aber auch ganz besonders frosthart (bis -40°C) und übersteht kalte Winter ebenso gut wie trockene Sommer. 

Europäische Lärche im Herbst

Silser Kugeln - oder was die Lärchen im Engadin so besonders macht ...

In Sils bei St. Moritz im Engadin (Schweiz) wachsen Europäische Lärchen, die ein ganz besonderes "Hobby" haben: Sie formen Bälle, Bälle aus Lärchennadeln. Angeblich ist der heftige Talwind Schuld, der die Lärchennadeln zu Kugeln rollt, die sogar Fußballgröße erreichen können. (Eine andere Geschichte erklärt die Entstehung der "Silser Kugeln" so.) 

Wer heute in Sils nach "Silser Kugeln" fragt, der bekommt eine Leckerei aus Schokolade, Marzipan und Meringues serviert - eine echte Engadiner Spezialität, die sozusagen von den Lärchen "erfunden" oder doch zumindest nach ihrem künstlerischen Vorbild gestaltet wurde...

Buchempfehlungen zum Thema "Bäume"

Mein persönliches Lieblingsbuch:

"Blätter von Bäumen" (Susanne Fischer-Rizzi)

Die einzigartige "Persönlichkeit" eines jeden Baumes herausstellen - dass kann Susanne Fischer-Rizzi richtig gut. Ihre Baumporträts lesen sich fast so spannend und lebendig wie ein Unterhaltungsroman und zusätzlich überrascht sie den Leser mit ungewöhnlichen Rezepten rund um Blätter, Früchte und Co.

Ein rundum gelungenes Buch, das sich auch wunderbar als Geschenkidee für naturbegeisterte Menschen eignet!

Ebenfalls schön:

"Mythos Baum" (Doris Laudert)

Mehr über die Initiative "Baum des Jahres" erfahren?

Baum des Jahres
Ausführliche Informationen findet ihr auf dieser Website

Michaela, am 07.01.2012
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Bildquelle:
Bildautor: Andreas Krappweis (Baum des Jahres 2013: Der Europäische Wildapfel (Holzapfel))
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