Biss off!

Die junge Becca (Jenn Proske) zieht zu ihrem Vater (Diedrich Bader), der trotz ihrer Oberweite immer noch das kleine Mädchen in ihr sieht. Gleich beim Eintreffen in dem kleinen Städtchen fallen ihr Merkwürdigkeiten auf: Der lokale Zahnarzt hat sich auf die Behandlung von Reißzähnen spezialisiert, ein Obdachloser bietet laut einem selbstgemalten Schild seine Arbeit gegen Blut an und während der Autofahrt beobachtet Becca, wie ein Vampir eine junge Frau anfällt.

An der Schule ist sie, die Neue, natürlich ein Außenseiter und wird mit Eiern und Schimpfworten beworfen, bis sie einem netten Jungen über den Weg läuft, der ihr zur Begrüßung freundlich einen Kinnhaken versetzt. Als sie dem kreidebleichen Edward (Matt Lanter) in der Cafeteria begegnet, ist es um Becca geschehen: Sie verliebt sich augenblicklich in den hübschen Jüngling. Was sie nicht weiß: Edward ist ein Vampir. Was er nicht weiß: Das findet sie sogar anziehend! Einziges Problem: Zwischen den örtlichen Vampiren und den ebenfalls vertretenen Werwölfen herrschen offene Feindseligkeiten.

Wird Becca Edward zuliebe ihre Jungenfreundlichkeit opfern? Und schaffen es Jason Friedberg und Aaron Seltzer erneut, ihre vielen genitalen Schenkelklopfer und Furzwitze in 80 Minuten zu verpacken, ohne sich über ihre eigenen Gags totzugähnen? Fragen über Fragen, die unglücklicherweise beantwortet werden, obwohl Schweigen manchmal doch die beste Antwort ist.

Vampires Suck – dieser Film aber auch

Filmfans, die "Meine Frau, die Spartaner und Ich" überlebte sollte wissen, worauf sie sich mit dem Angucken von "Beilight – Biss zum Abendbrot" einlassen. Oder, um den großen italienischen Komödianten Dante zu zitieren: "Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!" Genauer gesagt: Die Hoffnung auf irgendetwas Witzähnliches oder gar Lustiges.

Die "Motion Picture Association of America (MPAA)" stufte den im Original immerhin doppeldeutig betitelten Film "Vampires Suck" mit PG-13 ein, was eine Empfehlung darstellt, den Film erst Jugendlichen ab 13 Jahren zugänglich zu machen. Einer der Gründe für diese Einstufung lautet wie folgt: "A squirrel is killed by a vampire. the squirrel then becomes a vampire and bites the vampire that killed him". Was sich auf dem Papier oder am Bildschirm potenziell witzig lesen mag, erweist sich in der Umsetzung als typisch Jason Friedberg und Aaron Seltzer. Mit chirurgischer Präzision würgen die Beiden, die auch für das Drehbuch (dessen Existenz vorausgesetzt) verantwortlich gemacht werden müssen, jeden Witz noch vor dem Entstehen ab.

"Beilight – Biss zum Abendbrot": 80 Minuten Witzeferien

Die angeblichen Scherze setzen sich größtenteils aus den unerlässlichen Furzwitzen, Kalauern aus dem Paläozoikum sowie Gags mit einer Vorwarnzeit von einer halben Minute zusammen. Da furzt etwa die schlafende Becca dermaßen herzhaft, dass der Gestank Edward aus dem Fenster kippt. Und was kann, nein, muss passieren, wenn Becca eine Autotür aufstößt? Die Tür muss konsequenterweise gegen das Gesicht eines Verehrers knallen.

Geradezu schmerzhaft wird es, wenn vermeintliche Gags nicht nur vorab ersichtlich sind, sondern bis zur Scherzgrenze ausgewalzt werden. In einer besonders unterragenden Szene macht sich Beccas Vater Sorgen um die Sicherheit seiner Tochter (was im Falle eines echten Filmes die Frage aufwürfe, weshalb er sie dann an einen Ort bringt, wo ständig Leute ermordet werden) und möchte sie auf Selbstverteidigung trainieren. Dies endet mit heftigen Prügeln für den Vater, formvollendet natürlich mit dem obligatorischen Tritt in die Kronjuwelen.

Biss zum bitteren Ende

Irgendwann, vielleicht schon nach wenigen Minuten, wenn sich ein Werwolf in Menschengestalt bei einem Hydranten erleichtert oder ein Tiger-Woods-Witz eingeschoben wird, oder später, wenn zum Discokracher "It's Raining Men" fröhlich ein Vampir verhackstückt wird, wähnt man sich in einem nie endenden Alptraum. Dabei hätte doch bereits der deutsche Untertitel "Biss zum Abendbrot" (in ungemein geistreicher Veralberung des Buchtitels "Biss zum Abendrot") Warnung genug sein sollen, welche Qualen das Humorzentrum erwarten würden.

"One Night in Paris" mit der flüssigeren Handlung

Dennoch erscheint es schier unmöglich, dass die Produzenten nicht einmal rein zufällig und unbeabsichtigt einen Witz vom Stapel lassen. Aber Jason Friedberg und Aaron Seltzer schaffen mit "Beilight – Biss zum Abendbrot" das Unmögliche das, was sie bereits mit ihrem Debilwerk als Regisseure, "Date Movie", vollbrachten: Völlig zusammenhanglose Szenen ohne jeglichen Witz oder Charme aneinanderreihen und damit Unmengen Geld zu scheffeln. Dies gelang zwar Paris Hilton mit ihrem Filmdebüt "One Night in Paris" ebenfalls. Doch immerhin bewies die hauptberufliche Millionenerbin dabei vollen Einsatz und den Willen, ihren Höschenboykott durchzuziehen.

Etwas, das man Friedberg und Seltzer bei keinem ihrer Machwerke attestieren kann und in der ganz großen Sinnfrage nach dem Sein mündet: Soll "Beilight – Biss zum Abendbrot" ein Witz sein? Vielleicht. Aber wenn, dann höchstens auf Kosten der Zuschauer.

Nikakoi, am 27.11.2013
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Bildquelle:
http://www.amazon.de (Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)

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