Ella Littwitz

Ella Littwitz (Bild: © Galeria Silvestre)

Rainer Fetting

© Galerie Thomas Fuchs

 

Hochaktuelle und zeitabgehobene Themen

Mit einem Holzdruck auf Siebdruck liefert Felix Droese (Artax Kunsthandel, Düsseldorf) einen Kommentar zum aktuellen Zeitgeschehen, indem er die in Europa waltende Flüchtlingsproblematik thematisiert. In Das Neue Europa findet eine Spaltung des "alten" Kulturraums in Europa und Eurasien statt, wobei das potentiell zukünftige Bestreben Russlands impliziert wird. Eine beeindruckende Arbeit, doch zu Antworten und Schlussfolgerungen in Bezug auf die europäische Krise trägt Droese, anders als die Intention, fast gar nichts bei. Genauso ist Entführung/Entführung des Blutopfers/Levantinische Augen zu bewerten: Ein politisch ambitioniertes, in ein eruptives Chaos mündendes Werk, das mehr für die Augen bestimmt ist. Ebenfalls zeitbezogen reagiert die israelische Künstlerin Ella Littwitz (Galería Silvestre, Madrid), die auf dem Boden liegende, mehrfarbige kaputte Fußbälle präsentiert und damit auf den Konflikt zwischen Palästina und Israel eingeht. Völlig zeitenthoben hingegen sind die Arbeiten des Tschechen Peter Tomischiczek (Galerie Gerken, Berlin), der das Unfigurative zelebriert und mit seiner intensiven, zu einem Aufbruch motivierenden Farbgestaltung etwas evoziert, was Kandinsky vor hundert Jahren als "seelische Vibrationen" bezeichnete. Darauf scheinen auch die Leinwand-Produktionen der schwedischen, in München arbeitenden Künstlerin Maria Wallenstål-Schoenberg abzuzielen, die den herkömmlichen Kompositionsbegriff ablehnt und auf das Spannungsverhältnis der Farben setzt.

 

Felix Droese

© Artax Kunsthandel

 

Chaotisch und verkuschelt

Wer vor der Liechtensteiner Galerie Art Felicia Halt macht, stößt auf die Silikonarbeiten von Anke Eilergerhard, die einige Besucher in die Zeit vor einem Jahr versetzen. Der Wiedererkennungseffekt ist da, geradezu massiv ist er da, man steht wieder in der Brunnenstraßenhalle und beobachtet von der gegenüberliegenden Bar das gebremste Getriebe. Wesentlich interessanter, weil unbekannter ist der österreichische Roman Träxler, der mit seinen noch preiswerten, in blau-schwarz gehaltenen Acryl-Arbeiten höchst individuelle Gesichter präsentiert, aber auch ein emotionsgeleitetes, verkuscheltes Personenarrangement nicht ausspart. Und dann noch Peter Kohl: Beinahe zum Schmunzeln anregende Bilder mit Minimalkarikaturen, die wie spontane, an einen außerarchaischen Penck erinnernde Graffiti-Inspirationen ohne Rand und Ende wirken. Beeindrucken kann Daiti Magner (Galerie Westphal, Berlin), der mit seinem langbeinigen Tischobjekt ein kleines buntes Häuschen nebst lebhaftem Dachgarten zur Originalitätsschau stellt. Gut auch Matthias Gàlvez, der mit Maler im Thema III ein Stimmungsbild zeigt, in dem ein suggestives Zugleich von Harmonie und Düsternis als Realitätsabbildung fungiert. Was dieses Jahr auffällt: Ein Miteinander von Gefühlskunst, von absichtlicher Desorganisation und dem Wunsch nach privater und allgemeiner, zu einem Harmoniebedürfnis gerinnender Organisation. Es wird erstaunlich viel geboten, hervorzuheben sind Ralph Fleck (Hubert Schwarz, Greifswald), der mit seinen Stadtbildern aus der Hubschrauberperspektive den Stadtkernen und Zentren eine ungewöhnliche Anziehungskraft verleiht, aber auch die assoziationsgewaltige Annette Goesel (Barner Mastella, Berlin) und der Mixed-Media aufgreifende Konstantinos Patios (Alma Contemporary Art Gallery Athens). In der Arena ist es wie in einem luxuriösen Supermarkt, der seine Regale mit Produkten für Feinschmecker und vermeintliche Grobschnittler ausstattet. Doch letztlich ist die Sortierung in Qualität und Mediokrität subjektiv bedingt. Das Positive überwiegt – nun, selbstverständlich entscheidet das Käuferinteresse und der unmateriell fixierte Kennerblick. Diese Messe ist ein Anreiz nicht nur für Berlin, also muss es weitergehen.

Positions Berlin

Arena Berlin, Eichenstr. 4, 12435 Berlin

17.- 20. September 2015

 

Torsten Holzapfel

Torsten Holzapfel (Bild: © Galerie ART CRU)

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