Startpunkt: S-Bahnhof Lichtenrade

Der Bahnhof Lichtenrade war der Endpunkt der Etappe von Rudow. Die S-Bahnlinie 2 fährt über die Trasse der Dresdner Bahn via Lichtenrade nach Blankenfelde im Kreis Teltow-Fläming. Der S-Bahnhof Lichtenrade ist der Einstiegspunkt in eine landschaftlich besonders schöne Etappe des Berliner Mauerwegs. Sie wird von dem scharfen Kontrast zwischen Stadtrand und flachen Land geprägt. Eine solche scharfe Siedlungsgrenze ist selten zu sehen. Allerdings gibt es auf diesem Teilstück kaum noch Zeugnisse der Grenzbefestigungen. Vom Bahnhof aus geht es rechts an der Bahntrasse durch die Hilbert- und Mozartstraße nach Süden zur Grenze.

Berliner S-Bahn trennt den Grenzstreifen

Berliner S-Bahn trennt den Grenzstreifen (Bild: haros)

Von der Dresdner Bahn bis zur Stadtrandsiedlung Marienfelde

Auf dem Postenweg geht es kurz gen Westen. Nach einem Kilometer dreht der Weg gen Norden und trifft auf die Blohmstraße. Hier wieder ein scharfer Knick nach links führt der Mauerweg nun durch Felder auf beiden Seiten der Grenze zwischen Stadt und Land. Die letzten Bauern aus Marienfelde bewirtschaften die Flächen auf der Berliner Seite.

Hier am Rand der ehemaligen Rieselfelder gab es eine so genannte Geisterstadt. Bis in die 1990er Jahre wurde auf 110 Hektar von der US Army der Häuserkampf trainiert. Von den Bauten und Wegen dieser Geisterstadt ist aber nichts geblieben.

Wieder knickt nach einem Kilometer der Weg scharf rechts ab. Hinter der Kurve beginnt die längste der Kirschbaumalleen zur Erinnerung an die Deutsche Einheit von 1990. Die Kirschbäume und die erklärende Hinweistafel wurden von japanischen Bürgern gestiftet. Dann führt der Weg auf die ehemalige Kläranlage Marienfelde zu. Kurz davor wechselt der Weg noch einmal etwas sanfter die Richtung gen Nordwest. Hinter der Kleingartenkolonie Birkholz erhebt sich der Freizeitpark Marienfelde, der auf einer ehemaligen Mülldeponie angelegt wurde. Hier gibt es, über den Diedersdorfer Weg erreichbar, einen 2.000 Quadratmeter großen Skatepark.

Nun geht es an der Stadtrandsiedlung vorbei. Das war ein Selbsthilfebauprojekt in der Zeit der Wirtschaftskrise nach 1929. Dann kreuzt der Berliner Mauerweg die Bundesstraße 101. Wenige Meter zwischen neuen Mauern, hier Schallschutzwand genannt, nach Berlin hinein sind es bis zu den so genannten Amibergen. Hier betrieb die US Army einen Horchposten mit aufwendigen Antennenanlagen, die inzwischen restlos abgebaut sind.

Abstecher zur Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

Etwa 2 Kilometer lang ist der Abstecher zu dem ehemaligen Notaufnahmelager Marienfelde. Das war bis zum 13. August 1961 für die vielen Menschen, die bis dahin die DDR per S-Bahn oder über die noch offene innerstädtische Grenze verließen, die erste notdürftige Unterkunft im Westen und der Ort, wo dann die ganze Bürokratie abzuwickeln war, um wieder mit gültigen Papieren ein vollwertiger Mensch zu werden.

Heute ist hier eine Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde eingerichtet. Eine Ausstellung dokumentiert die Geschichte der Fluchten von Deutschland nach Deutschland. Und einige Räume des ehemaligen Lagers belegen den schlichten Standard dieser Notunterkunft, die heute wieder als Übergangswohnheim für Flüchtlinge genutzt wird.

Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde (Bild: haros)

Von Marienfelde nach Lichterfelde-Süd

Das Bild wandelt sich. Auf der Berliner Seite stehen nun Hochhäuser der Großsiedlung Marienfelde, die um 1970 entstand und heute nach umfangreichen Sanierungsarbeiten als Mariengrün beworben wird. Mit einer merkwürdigen Zacke im Grenzverlauf schwenkt der Berliner Mauerweg nach Südwest.

Nun ist Lichterfelde erreicht. Eng verbunden mit Lichterfelde ist auch der Name des weltberühmten Erfinders Otto Lilienthal. Der ließ sich 1894 an der heutigen Schütte-Lanz-Straße einen Hügel aufschütten, von dem aus er eine Zeitlang seine Gleitflüge startete. Dieser "Fliegerberg" wurde 1932 zu einer Lilienthal-Gedenkstätte, die rund 500 Meter vom Mauerweg entfernt ist. Der Hügel bietet auch heute noch eine gute Aussicht.

Nach einem guten Kilometer wird die Osdorfer Straße erreicht. Die Straße gibt es noch, das Dorf mit Namen Osdorf nicht mehr. Nur eine Scheune haben die Grenztruppen der DDR südlich des Grenzstreifens stehen lassen. Der Rest des Dorfes wurde dem Erdboden gleichgemacht. Die Bewohner wurden in das benachbarte Heinersdorf umgesiedelt. Weiter führt der Weg wieder durch Felder bis an den Stadtrand von Teltow.

Fliegerberg in Lichterfelde (Bild: haros)

Etappenziel Bahnhof Lichterfelde-Süd

Hier macht der Weg wieder einen rechtwinkligen Knick nach rechts und führt auf die Anhalter Bahn zu. Hinter der Bahntrasse gibt es wieder die Qual der Wahl. Die nächste Etappe des Mauerwegs bis Griebnitzsee wartet mit interessanten Abschnitten auf. Wenn die Tour hier beendet wird, dann geht es über den Ahlener und Holtheimer Weg zum S-Bahnhof Lichterfelde-Süd. Die Linie 25 von Teltow-Stadt nach Hennigsdorf verkehrt hier.

Kartenwerke

  • Bikeline: Berliner Mauer-Radweg. Esterbauer Verlag, 7. Aufl. 2014, ISBN 978-3-85000-457-2
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