Einstiegspunkt Bahnhof Staaken

Hier endet die Etappe von Wannsee. Der von Regionalbahnen angefahrene Bahnhof Staaken ist für Wanderer wie für Radler ein günstiger Einstiegspunkt für den etwa 20 Kilometer langen Abschnitt des Berliner Mauerweg bis nach Hennigsdorf. Der Bahnhof Staaken war während der Zeit der deutschen Teilung ein Grenzbahnhof, auf dem der Bahnverkehr auf der nördlichen Transitstrecke kontrolliert wurde.

Auf der Trennlinie durch Staaken

Vom Bahnhof führt der Berliner Mauerweg via Finkenkruger Weg nach Norden. Diese Straße war einst die Trennlinie zwischen Weststaaken in der DDR und Oststaaken als Teil des zu Westberlin gehörenden Bezirks Spandau. Nördlich des Torwegs wird auf einer Informationstafel über die Franziskuskirche berichtet. Die stand hier mitten im Grenzstreifen und wurde 1987 abgerissen.

Auf der rechten Straßenseite führt der Torweg in die sehenswerte Gartenstadt Staaken. Die wurde zwischen 1914 und 1917 im Auftrag des Reichsamtes des Inneren für die Arbeiter der Spandauer Rüstungsbetriebe nach Plänen des Architekten Paul Schmitthenner errichtet. Die Anlage der Straßen und Plätze und die geschickt variierten Haustypen machten diese Siedlung zu einem Vorbild für den weiteren Siedlungsbau in Deutschland in den Jahren der Weimarer Republik.

Weiter geht es auf dem Finkenkruger Weg. An dessen Ende steht ein Gedenkstein für Willi Block, der hier bei einem Fluchtversuch erschossen wurde.

Dorfkirche Staaken (Bild: haros)

Kirche Staaken Gartenstadt (Bild: haros)

Von Staaken bis zur Fichtewiese

Nun ist die alte Stadtgrenze erreicht. Auf der linken Seite des Weges steht die Siedlung Falkenhöh in der Stadt Falkensee. Kurz darauf bestimmen Wald und Flur das Bild. Nach einem guten Kilometer knickt die Grenze rechtwinklig nach Westen ab. Die ehemalige Westberliner Exklave Eiskeller ist erreicht.

Eiskeller war fast eine Exklave der 1920 gebildeten Einheitsgemeinde Berlin in ihrem Umland. Dabei lagen innerhalb der Berliner Exklave noch mehrere Enklaven brandenburgischer Gemeinden. Nach der deutschen Teilung blieb dieser Zustand erhalten und die Verbindung zwischen Spandau und Eiskeller war nur 4 Meter breit. Nach 1970 gab es mehrfach Gebietsaustausche mit der DDR. Dabei wurden die Enklaven der DDR im Eiskeller aufgegeben und das Gebiet zwischen Eiskeller und Spandau West-Berlin zugeschlagen. Drei Familien bewirtschafteten Bauernhöfe in der Exklave Eiskeller.

Nach etwa 1,5 Kilometern schwenkt der Weg wieder für ungefähr einen Kilometer nach Nord. Kurz vor dem Nieder-Neuendorfer Kanal erfolgt ein Knick in Richtung Nordost. Auf der anderen Seite des Kanals sind die Wohnhäuser der Siedlung Schönwalde zu erkennen. An der "Steinernen Brücke" wird die Berliner Chaussee gekreuzt. Hier ist der östliche Startpunkt des Havellandradweges.

Noch begleiten Wiesen den Weg. Beim Laßzinssee auf Berliner Gebiet wird der Wald zum Begleiter. Am Oberjägerweg steht ein Gedenkkreuz für Adolf Philipp, der am 15. Mai 1964 von West-Berlin aus in den Grenzstreifen ging und von DDR-Grenzsoldaten erschossen wurde. Nach der Querung der Spandauer Landstraße geht es an den Kleingartenkolonien Fichtewiese und Erlengrund vorbei. Auch diese beiden Siedlungen mit Wochenendhäusern waren West-Berliner Exklaven auf dem Gebiet der DDR. Die Bewohner mussten sich am Eingangstor aus Richtung Bürgerablage per Sprechanlage bei den DDR-Grenzposten anmelden. Erst ab dem 1. Juli 1988 führte ein Gebietstausch mit der DDR zu einem freien Zugang in die Siedlungen.

An der Havel bis zum Wachtturm

Dann stieß bis 1988 die Grenze bei der Badestelle Bürgerablage auf die Havel, deren Flussmitte den Berliner Ortsteil Heiligensee von dem Hennigsdorfer Ortsteil Nieder Neuendorf trennt. Parallel zum Fluss führt nun der Grenzweg gen Norden. Der Abstand zum Ufer variiert. Aber meist ist der Fluss in Sichtweite.

Nach etwa 1 Kilometer ist die Ortschaft Nieder Neuendorf erreicht. Noch ein Kilometer am Ufer, dann taucht auf der linken Seite ein Wachtturm der ehemaligen Grenzbefestigungen auf. Dieser Turm ist unbedingt ein Grund zum Halten.

Der Grenzturm in Nieder Neuendorf

Am 13. August 1961 wurde auch die Grenze zwischen Berlin und Nieder Neuendorf militärisch abgeriegelt. Am westlichen Ufer der Havel entstanden im Laufe der Zeit immer weiter perfektionierte Grenzsicherungsanlagen. Dazu wurde auch der Mündungsbereich des Nieder-Neuendorfer Kanals, der zu Entwässerung des Havelländischen Luchs erbaut wurde, zugeschüttet. 1987 entstand an der Stelle, wo früher der Nieder-Neuendorfer Kanal in die Havel mündete, dieser Grenzwachturm zur Überwachung dieses Grenzabschnittes. Es handelte sich bei diesem Bauwerk um eine Führungsstelle für 18 weitere Wachtürme entlang der Grenze.

Dieser Turm gehört zu den wenigen Grenztürmen, die das Schleifen der Grenzbefestigungen nach dem 11. November 1989 überstanden. 308 Wachtürme waren an der Grenze um West-Berlin herum errichtet worden. Nur 4 von ihnen stehen noch. Darunter der in Nieder Neuendorf, der 1999 wegen seiner herausragenden Bedeutung als Geschichtszeugnis unter Denkmalschutz gestellt wurde.

In Würdigung und im Gedenken an die geschichtlichen Ereignisse wird im Grenzturm den Besuchern seit 1999 eine Ausstellung präsentiert. Anlässlich des 10 jährigen Bestehens dieser Ausstellung wurde sie neu konzipiert. Dabei wurde der ursprüngliche Zustand des Grenzturms wieder hervorgehoben. Die Farbgebung der Wände wurde wieder annähernd an die ursprüngliche Farbgebung von 1987 angepasst. Die Ausstellung wurde in der Fläche reduziert, damit wieder die ursprüngliche Form des Grenzturms deutlich sichtbar wird. Statt vieler Vitrinen nehmen nun beleuchtete Glassäulen vom Erdgeschoss bis zum 2. Obergeschoss die Exponate auf.

Der Aufstieg über die steilen Treppen ist ein wenig mühsam. Aber nur über diesen Weg geht es hinauf auf die Plattform, von wo die Grenze in der Havel überwacht wurde.

Weiter bis zum Havelkanal

De Uferpromenade führt weiter gen Norden bis zur Brücke über den Havelkanal. Hier befand sich von 1949 bis 1990 die Grenzübergangsstelle Hennigsdorf zwischen Nieder Neuendorfer See, der Havel und dem 1953 für den Verkehr frei gegebenen Havelkanal. Hier wurde der Binnenschiffsverkehr auf der Havel kontrolliert. Transitverkehr in die Bundesrepublik war über diese Kontrollstelle nicht erlaubt. Für Sportboote war die Durchfahrt verboten.

Das Lager der Zwangsarbeiter

Gleich hinter der Brücke über den Havelkanal weist ein Wegweiser auf einen Ort der Erinnerung an der alten Spandauer Landstraße. Hier stand während des Zweiten Weltkriegs ein Lager für tausende ausländische Zwangsarbeiter, die im benachbarten Werk der AEG schuften mussten. Eine Tafel informiert über dieses Lager und ein Gedenkstein am Ende des Straßenfragmentes erinnert an die Zwangsarbeiter.

Ins Zentrum von Hennigsdorf

Über den Walter-Klaistow-Ring geht es zurück zur Spandauer Allee. Diese Straße führt in das Zentrum der Stadt Hennigsdorf. Vom Bahnhof Hennigsdorf kann mit der S-Bahn die Rückreise nach Berlin angetreten werden. Regionalbahnverbindungen gibt es nach Oranienburg und Potsdam sowie mit dem Prignitz-Express nach Wittenberge über Neuruppin bzw. nach Spandau.

Fortsetzung des Berliner Mauerweges

Ab Hennigsdorf folgt die Etappe "Entlang der Stolper Heide" um Frohnau nach Hohen Neuendorf.

Kartenwerke

  • Bikeline: Berliner Mauer-Radweg. Esterbauer Verlag, 7. Aufl. 2014, ISBN 978-3-85000-457-2

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