Alter Hafen Wismar – Erkundung am Alten Hafen

Wir starten unseren Spaziergang in Richtung Alter Hafen Wismar, schlendern andächtig durch besagtes Tor und entdecken dabei eine Bodenplatte, die an den ersten Horrorfilm der Filmgeschichte erinnert. Plätze und Gehwege von Wismar dienten "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens - aus dem Jahre 1921 als Kulisse. Hier wurden etliche Szenen für den Stummfilm Klassiker gedreht.

Wir überqueren die angrenzende Straße. Nun liegt er vor uns, der alte Hafen von Wismar. Für Fischliebhaber eine wahre Freude, denn frischer Fisch steht rund um den Hafen auf den Speisekarten der Gastronomen. Wir bevorzugen allerdings Matjes im Brötchen, die überaus schmackhaft sind. Frischer geht es nicht. Unsere Mahlzeit erhalten wir direkt von einem der Verkaufsschiffe, die hier ankern.

Wir schlendern weiter, bestaunen die Segelschiffe vor Ort. Doch besondere Aufmerksamkeit verdient die Poeler Kogge "Wissemara", der Nachbau einer mittelalterlichen Kogge. Das Originalschiff bzw. Wrackteile des hanseatischen Transportschiffes, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert, wurde 1997 vor der Insel Poel gefunden. Der Nachbau des Schiffes, der 2006 beendet wurde, ist dem Verein "Poeler Kogge e.V." zu verdanken. Das stolze Schiff kann nicht nur kostenfrei besichtigt werden, sondern bietet auch Segelfahrten hinaus auf die Ostsee an.

Natürlich ist eine Besichtigung des alten Hafens auch vom Wasser aus möglich, denn mehrmals am Tag verkehren Ausflugsschiffe und laden Fahrgäste zu einer Hafenrundfahrt. Uns interessiert jedoch eine Fahrt über das Wasser zur nahegelegenen Insel Poel.

 

Startpunkt Alter Hafen Wismar zur Insel Poel

Bein Bummel durch Geschäfte der Hafenpromenade erwartet uns weiteres maritimes Flair, denn das Warenangebot ist überwiegend von der See geprägt. Danach genießen wir bei Kaffee und einem leckeren Eisbecher die Sonne und beschließen, am nächsten Tag per Schiff die Insel Poel zu besuchen. Wir starten gleich um 11.00 Uhr morgens, unser Frühstück nehmen wir mit an Bord. Mit Badesachen im Rucksack marschieren wir nordwärts über die Insel zum Schwarzen Busch Strand. Viel Zeit zur Inselerkundung bleibt uns leider nicht, da die Rückfahrt schon für den frühen Nachmittag angesetzt ist. Einen Abstecher machen wir jedoch, nämlich zur Gedenkstätte Cap Arcona. Vor der Insel Poel ereignete sich nur wenige Tage vor Kriegsende eine entsetzliche Tragödie, eine der größten Schiffstragödien der Neuzeit. An Bord waren 4.600 KZ-Häftlinge, von denen nur wenige Menschen die Versenkung des Schiffes in der Lübecker Bucht überlebten. Viele Opfer wurden an die Küste der Insel Poel gespült.

 

Baden am Schwarzen Busch auf der Insel Poel

Wir erreichen den feinsandigen Strand Schwarzen Busch und blicken auf die Ostsee. Trotz des herrlichen Wetters ist die Zahl der Badegäste recht überschaubar. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl. Das Wasser ist angenehm kühl und erfrischend, doch vor allem ideal für Familien mit Kindern, da man meterweit in das flache Nass hineingehen kann. Die Inselkirche aus dem 13. Jahrhundert sowie den seit 1871 in Betrieb genommenen Leuchtturm hätten wir uns gern angesehen, hätten wir einen längeren Aufenthalt auf der Insel gehabt. Der Rückweg zum Anlegeplatz des Schiffes führt uns wieder durch die Natur. Die gut einstündige Rückfahrt Richtung Alter Hafen Wismar ist beschaulich. Der Kapitän macht mit uns noch einen Abstecher in den West- sowie Wismarer Überseehafen. Dabei erklärt er ausführlich die Bedeutung der modernen Umschlag- und Fördertechnik sowie Lagerkapazitäten, z. B. für Holz sowie die Bedeutung Wismars für die Schifffahrt einschließlich Kreuzfahrtschifffahrt.

 

Alter Hafen Wismar und Überseehafen

An der Spitze Alter Hafen Wismar mit Blick auf die Wismarer Bucht steht das Baumhaus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Baumhaus deswegen, weil damals Angestellte der Hafenverwaltung bei drohender Gefahr und nachts die Hafeneinfahrt mit einem schwimmenden Schlagbaum versperrten. War damals das Baumhaus Sitz des "Bohmschlüters" und später des Hafenmeisters, beherbergt es heute eine Dauerausstellung. Hier erfahren wir u. a. Einiges über die Entwicklung Wismars in der Hansezeit sowie den Bau der Poeler Kogge "Wissemara". Wismar wurde im Jahre 1632 von schwedischen Truppen erobert und lange Zeit von den Schweden besetzt. Zwei hölzerne Schwedenköpfe rechts und links des Eingangsportals des Baumhauses erinnern an diese Zeit. Am Abend winken wir der MS Deutschland hinterher, welches stolz in See sticht und für einige Stunden zu Gast in Wismar war. Das Kreuzfahrtschiff, was bestimmt vielen aus der Serie "Das Traumschiff" ein Begriff ist, verlässt auf seiner Route den Wismarer Überseehafen Richtung Heringsdorf.

 

 

Das Traumschiff sticht in See

Das Traumschiff sticht in See (Bild: privat)

Stadtrundgang durch das mittelalterliche Ambiente von Wismar

Am nächsten Morgen sind wir pünktlich um 10.30 Uhr am Welt-Erbe-Haus, ein historisches Dielenhaus aus der Zeit der Hanse. Die Ausstellung zum Weltkulturerbe der UNESCO mit speziellen Themenräumen bietet einen lebendigen Einblick in die Geschichte der Hansestadt. So ist ein Stadtgrundriss auf dem Fußboden des Welterbe Raumes zu betrachten. Wir erfahren, dass der mittelalterliche Grundriss der Stadt einschließlich Straßennetz bewahrt wurde und bis heute nahezu unverändert ist. Eine Besonderheit sind auch die wertvollen Papierdrucke im Tapetenzimmer. Vom Welt-Erbe-Haus startet der zweistündige Stadtrundgang. Unser Rundgang führt uns zu Häusern aus dem 16. Jahrhundert und bevor wir an dem mit 10.000 Quadratmetern großen Fläche und damit zu den größten Marktplätzen Norddeutschlands ankommen, spazieren wir die Krämerstraße entlang.

 

 

Die Hansestadt Wismar

Auf den Spuren alter Zeiten

Die Krämerstraße ist eine Geschäftsstraße, die bereits im Mittelalter zu den drei großen Hauptstraßen der Hansestadt zählte. Hier steht ein Jugendstilbau mit vier Stockwerken, das Stammhaus der Karstadt AG. 1881 eröffnete Rudolph Karstadt hier sein erstes "Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft", der Grundstein für ein späteres Imperium. Einen Erinnerungswürdigen Moment schenken wir etwas später dem "Hauptmann von Köpenick", dem Schuhmacher Wilhelm Voigt, der 1906 in Wismar eintraf und in dem von uns betrachteten Gebäude arbeitete.

 

Weiter geht es zum Wismarer Marktplatz

Am Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden widmen wir unsere Aufmerksamkeit dem Rathaus. Der spätgotische Bau stürzte 1807 ein, der Aufbau erfolgte Anfang 1817 bis 1819 im klassizistischen Stil. Das Kreuzrippengewölbe stammt aus dem 13. Jahrhundert, deren mittelalterliche Kelleranlagen samt archäologischen Funden wie z. B. eine Wandmalerei, ein Brunnen und Schwindgruben während einer Dauerausstellung besichtigt werden können. Wir stoppen und blicken über den Marktplatz zu einem der ältesten Bürgerhäuser der Stadt, erbaut um 1380. Genannt "Alter Schwede", befindet sich heute ein Restaurant gleichen Namens in den historischen Räumen. Ein weiteres beliebtes Restaurant befindet sich in dem damals als Brauhaus genutztes Gebäude aus dem Jahr 1355. Seit 1648 als Weinhandlung genutzt, bekam es 1751 den Namen "Zum Weinberg". Wir gehen weiter zur Wasserkunst, ein in den Jahren 1579 bis 1602 errichtetes Bauwerk zur Trinkwasserversorgung. Bis 1897 wurde es für Trinkwasser genutzt und gilt heute als Wahrzeichen. Es folgen die beeindruckenden Backsteinkirchen.

 

(Bild: privat)

Mächtige Sakralbauten norddeutscher Backsteingotik - Backsteingotik im Herzen der Altstadt

Wir begegnen der Heiligen-Geist-Kirche, eine sogenannte Spitalkirche aus dem 14. Jahrhundert. Kranke und gebrechliche Menschen wurden damals hier gepflegt und versorgt. Ebenfalls aus dem damaligen Jahrhundert stammt die St. Nikolai Kirche, erbaut für die Seefahrer und Fischer. Sie soll zu den größten Kirchen Mitteleuropas gehören. Die dreischiffige Basilika St. Georgen mit Querschiff gehört zu den drei gotischen Großkirchen in Wismar. Etwa um 1440 und 1550 in ihrer heutigen Form entstanden, nagte der Zahn der Zeit an ihr. 1990 blieb nur noch eine Ruine von ihr übrig, die in mühevoller Arbeit bis 2010 wieder als stattliche Kirche aufgebaut, saniert und restauriert wurde. Hier stoppen wir für eine Besichtigung einschließlich Rundgang, dabei können wir uns von der handwerklichen Meisterleistung im Kircheninneren überzeugen.

 

Wismar und sein Bier

Wer hätte gedacht, dass Bier zu Zeiten der Hanse Wismar Ehre und Reichtum brachte? In der Tat war das Wismarer Bier in ganz Europa beliebt und damals hatten 182 Kaufleute das Braurecht. Unser Stadtführer macht uns auf das einzige noch übrig gebliebene Brauhaus "Am Lohberg" aufmerksam, wo Wismars Brautradition fortgeführt wird. Am Abend kehren wir dort ein, sitzen gemütlich draußen im Biergarten des imposanten Gebäudes und genießen das traditionell gebraute Wismarer Mumme Bier. Dabei lassen wir den Tag Revue passieren, der uns die Stadt anschaulich näher brachte. Da dies bereits unser letzter Abend ist, zieht es uns nochmal in Richtung Alter Hafen Wismar. Hier schlendern wir diesmal auf der anderen Seite des Hafens entlang, genau dort, wo auch einer der Drehorte für die Krimiserie "Soko Wismar" ist.

 

Fazit:

 

  • Alter Hafen Wismar ist ein interessantes Ausflugsziel mit abwechslungsreichem Freizeitangebot

  • Historisch und kulturell sehenswert

  • Täglich frischer Fisch direkt von den Verkaufsschiffen

  • Vielfältige Gastronomie in gemütlicher Atmosphäre

  • Wismar ist beispielsweise von Berlin aus mit dem Auto in knapp 3 Stunden zu erreichen

  • Auch mit der Bahn kommt man bequem in die Stadt am Wasser. Je nach gewählter Verbindung beträgt die Fahrzeit zwischen zweieinhalb bzw. dreieinhalb Stunden

  • Wer mit dem Auto anreist, wird schnell feststellen, dass es mit dem Parken im Stadtbereich nicht so einfach ist. Dafür stehen etwas weiter weg öffentliche Parkplätze zur Verfügung, von dem einer sogar kostenfrei ist

  • Motorradfahrer werden sich über den kostenlosen Service freuen, direkt am Alten Hafen in einer Seitengasse im vorgesehenen Bereich parken zu können

     

 

 

 

 

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