Die Geschichte der Bleideuterei

Der Fachausdruck für Bleideuterei ist Molybdomantie, was aus dem Griechischen kommt. Dieses griechische Wort zeigt bereits, dass der Brauch der Wahrsagerei mit Blei bereits auf die Griechen zurück verfolgt werden kann. Auch die Römer, die bereits Blei zur Herstellung von diversen Gegenständen verwendeten, verwendeten es zur Zukunftsdeutung und überlieferten auch, dass am Baltikum Wachs zu ähnlichen Zwecken verwendet wurde. Auch während des Dreißigjährigen Krieges schmolzen Knechte und Jäger ihre Bleikugeln, um in ihre Zukunft zu blicken. Im Mittelalter wurde traditionell am 30. November Blei gegossen, am Andreastag, einen traditionellen Lostag, an dem Menschen ihr Los oder Schicksal erfahren wollten und natürlich auch ihre Zukunft in Liebesdingen, schließlich ist der Heilige Andreas auch der Schutzgeist für alle Liebes- und Heiratsorakel. Später praktizierten Leute das Bleigießen zu Weihnachten, bis es schließlich an Silvester rutschte und ein üblicher Silvesterbrauch wurde.

Warum gießt man ausgerechnet Blei?

Obwohl Blei ja wirklich giftig und ungesund ist, hat dieses Material auch eine bestimmte Bedeutung und Rolle beim Bleigießen und die Leute, die wirklich an die Prognosen des Silvesterbrauchs glauben, verzichten auch deswegen auf Alternativen, weil nur das Blei die richtige Kraft entwickelt, die gegebene Aufgabe zu erfüllen: Durch die Vorhersage den Menschen neue Wege zu zeigen, wie sie sich verändern und entwickeln können und eigentlich die Natur des jeweiligen Menschen zu zeigen und nicht dessen Zukunft. Dies hat mehrere Gründe. Blei ist ein typisches Wintermaterial, welches sogar ähnliche Eigenschaften wie der Winter hat: kalt, grau, schwer und tödlich. In der Alchemie ist Blei auch das Material des Saturn, der der Planetenherrscher von Steinbock und Wassermann ist. Auch hier kommen wiederrum die Römer ins Spiel, die ebenfalls ihre Saturnalien im Winter feierten.

Saturn steht für die Schwere und Müdigkeit des Winters aber auch für das Messblei, nachdem die Ordnung des Jahreslaufes geeicht wird. Saturn gibt uns sowohl die Kraft, die uns an alte Gewohnheiten bindet, als auch die Kraft uns zu verändern: Die Kraft der Transformation, die in der Alchemie notwendig war oder ist, Blei in Gold zu verwandeln. Blei schmilzt erst bei hoher Hitze und manche Leute glauben auch, dass es deswegen so eine starke Kraft entwickelt, weil man sich durch die Hitze und durch die Giftigkeit seiner eigenen Sterblichkeit mehr bewusst wird.

Andere notwendige Zutaten zum Bleigießen

Man kann angeblich die Kraft noch verstärken, wenn man als Behälter für das Wasser beim Bleigießen auch eine Metallschüssel verwendet, denn das Gefäß soll die Grenzen zum Universum bilden und je härter es ist, desto stärker ist der Kontrast zum Wasser als Symbol aller Möglichkeiten. Auch der Löffel hatte früher eine stärkere Bedeutung. Früher wurden zum Bleigießen oft Erblöffel verwendet, um die Weisheiten der alten Generationen ein zu binden. Außerdem ist natürlich die symbolische Bedeutung und Macht automatisch verstärkt, wenn man ein Utensil für ein Ritual immer wieder verwendet.

Alternativen zu Blei

Heutzutage ist das Blei, was man im Handel als "Blei" zum Bleigießen kauft, kein Blei, sondern meist Zinn. Alternativ kann man aber auch Wachs gießen, wie es auch im Mittelalter üblich war. Die Prozedur ist ähnlich, nur verformen sich die gegossen Figuren sehr leicht wieder, wenn man sie zu früh aus dem Wasser nimmt. Aber das Wachs schmilzt schneller und ist einfacher in der Handhabung. Und außerdem nicht giftig! Eine andere lustige Alternative ist das Teiggießen. Dafür bereitet man einen Palatschinken (Pfannkuchen) - Teig (im Prinzip Mehl, Eier, Zucker, Milch) vor und stellt eine Pfanne mit Öl auf. Wenn das Öl heiß ist, kann jeder eine kleine Kelle voll Teig gießen und so entsteht auch ein Symbol, was nachher sogar gegessen werden kann.

Wachs zum Wachs giessen

Die Deutung der gegossenen Symbole

Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein Symbol zu deuten. Manche Leute versuchen, direkt das gegossene Objekt zu identifizieren, andere glauben daran, dass man sich den Schatten des Objekts anschauen muss, um etwas darin zu erkennen. Fest steht jedenfalls, dass die überall im Internet veröffentlichten und auch oft auf Bleigießpackungen beschriebenen Symbole einfach nur eine Anregung darstellen sollten. Sie sind von Laien geschrieben und keine Vorgabe. Beim Bleigießen geht es darum, sein Symbol selbst zu interpretieren. Die Symbole sind subjektiv. Man muss selbst entscheiden, was das gegossene Symbol für einen selbst bedeutet und kann es auch aufheben, um zu sehen, wie es im Laufe des Jahres im eigenen Leben eventuell auftaucht. Allerdings soll es am Ende des Jahres unbedingt vernichtet werden, um Platz für ein neues Symbol zu schaffen. Viele Leute schmelzen daher gerne ihr gegossenes Objekt vom Jahr davor im nächsten Jahr erneut, um ein neues, aktuelles Symbol zu erhalten.

Autor seit 12 Jahren
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