Einfache Lösungen: Worst Case und BVW

Eine simple Methode, die im weitesten Sinne zu den Kreativitätstechniken zählt, ist das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW). Da jeder Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz der "Fachmann" ist, bemerkt er Problemursachen natürlich am ehesten und kennt vielleicht auch eine entsprechende Lösung. Einige Unternehmen honorieren diese Aufmerksamkeit der Mitarbeiter durch Geldprämien, falls dadurch eine echte Kostenentlastung bewirkt wird. Das Risiko bei dieser Methode ist allerdings, dass besonders kritikfreudige Zeitgenossen auf diese Weise einfach nur "Dampf ablassen". Geldprämien können zudem zu engstirnigem Denken verleiten. Ob der prämierte Vorschlag hingegen in seiner Gesamtwirkung auch langfristig wirksam ist, bleibt dabei unter Umständen unbeachtet.

Eine ebenfalls recht einfache Technik ist die so genannte Worst-Case-Methode. Besonders gut lässt sie sich bei der komplexen Planung von Veranstaltungen anwenden, wo oft die bange Frage im Raum steht: Haben wir alles bedacht? Der geniale Lösungsansatz dafür: Die Gruppenteilnehmer versuchen zunächst, den schlimmsten Fall zu beschreiben. Dazu überlegen sie, welche speziellen Probleme auftreten könnten und gestalten daraus die denkbar ungünstigste Gesamtsituation. Anhand der erdachten Probleme lässt sich nun ableiten, welche Aspekte beachtet werden müssen. Das Krisenszenario wird also lediglich ins Gegenteil verkehrt.

Der Morphologische Kasten

Kreativitätstechniken sollen oftmals helfen, ein komplexes Problem zu lösen. Das menschliche Gehirn kann jedoch nur eine gewisse Menge an Informationen gleichzeitig verarbeiten. Die morphologische Methode versucht, dieser Gegebenheit Rechnung zu tragen, indem sie ein Problem in Teilbereiche zerlegt. Dazu bedient sie sich einer Tabelle namens Morphologischer Kasten. Diese Tabelle benennt in der ersten Spalte alle zu lösenden Teilaufgaben. Pro Zeile werden nun in den anderen Spalten dazu die Lösungsmöglichkeiten des jeweiligen Einzelproblems erfasst. Aus der Gesamtheit dieser Einzellösungen versucht man anschließend, die günstigste Kombination zu ermitteln.

Beispiel für einen Morphologischen Kasten

Brainstorming – die populäre Methode

Unter Brainstorming (zu deutsch etwa: "Gehirnerstürmung") versteht man eine Technik zur kreativen Ideenfindung und Problemlösung durch Gruppenarbeit. Entwickelt wurde sie in den 1930er Jahren von dem amerikanischen Werbefachmann Alex F. Osborn (1888-1966). Ziel ist es, gewohnte Denkmuster zu überwinden. Dies soll durch das bestimmende Element eines jeden Brainstormings erreicht werden: Das Fehlen jeglicher Kritik oder Bewertung. Alle Teilnehmer können also zunächst frei ihre Ideen äußern. Da es somit keine Angst vor negativen Reaktionen gibt, kann sich die Kreativität besser entfalten.

Ein Brainstorming lässt sich überall dort anwenden, wo ein klar definiertes Thema vorliegt. Dies kann ebenso in betrieblichen Bereichen, wie auch im Vereinsleben oder beim geplanten Küchenkauf einer Familie der Fall sein. Neben der deutlichen Themendarstellung gehört zur Vorbereitung des Brainstormings außerdem die Auswahl der Teilnehmer nach Anzahl (ca. fünf bis zehn Beteiligte) und Eignung. Im betrieblichen Bereich sollte dabei darauf geachtet werden, dass zwischen den vorgesehenen Mitarbeitern keine persönlichen Spannungen und keine wesentlichen Rangunterschiede bestehen. Nur so kann ein angstfreies und kreatives Gesprächsklima entstehen.

Die eigentliche Durchführung des Brainstormings sollte einen Zeitrahmen von 15 bis 30 Minuten einhalten. Für diese Phase der Ideenfindung gilt: Quantität vor Qualität. Auch unsinnige Ideen sind erwünscht, da sie bisweilen andere Teilnehmer zu weiter führenden Gedankengängen motivieren. Der Gesprächsleiter achtet streng darauf, dass keine Bewertungen erfolgen. Es hat sich als günstig erwiesen, wenn die bereits benannten Ideen für alle sichtbar sind, beispielsweise durch Notizen auf Zuruf am Flipchart. Durch angepinnte, namenlose Kärtchen oder anonymisierte Beiträge an vernetzten Computern lässt sich die angstfreie Ideenfindung noch steigern.

Die Auswertung erfolgt idealerweise erst einige Tage später. Gelegentlich entstehen dadurch auf Basis bisheriger Vorschläge weitere Gedanken zum Thema. Bei der Sichtung aller Ideen werden die Realisierbarkeit, die möglichen Auswirkungen und natürlich das eigentliche Potenzial zur Problemlösung bedacht.

Eine Variation der bisher beschriebenen, klassischen Vorgehensweise ist das so genannte Imaginäre Brainstorming. Dabei wird das zu lösende Problem zunächst benannt, anschließend jedoch (durchaus auch unsinnig) verfremdet. Für diese imaginäre Frage erarbeitet die Gruppe dann eine Lösung, welche wiederum auf das reale Problem übertragen wird. Erreicht werden soll damit, dass die Teilnehmer sich gedanklich vom eigentlichen Thema lösen und daher freier nachdenken.

In der Theorie klingt dies alles beinahe schon genial. Doch obwohl sich das Brainstorming auch praktisch durchaus etabliert hat, ist seine Effizienz umstritten. Zurückhaltende Teilnehmer dürften beispielsweise trotz abgesicherter Anonymität gehemmt sein und somit wenig kreative Vorschläge beisteuern. Auch die Gesamtqualität könnte leiden, falls das Brainstorming aufgrund der grundsätzlichen Ideenfreiheit nicht ernsthaft betrieben wird. Nach Meinung mancher Kritiker erzeugt das Brainstorming zudem keine echte Kreativität, sondern bringt nur die nahe liegenden Lösungen hervor.

Brainwriting-Techniken: 635 und Galeriemethode

So genannte Brainwriting-Techniken basieren auf einem ähnlichen Denkansatz wie das Brainstorming, versuchen aber, dessen Zeitaufwand und andere Schwächen zu verringern. Zwei Beispiele:

  • Die 635-Methode wurde Ende der 1960er Jahre von Prof. Bernd Rohrbach entwickelt. Ihren Namen erhielt sie aufgrund der wesentlichen Parameter: Sechs Teilnehmer notieren auf Formularen jeweils drei Ideen während einer Zeitspanne von fünf Minuten. Anschließend erhält jeder Teilnehmer das Formular seines Nachbarn, und die nächste Ideenrunde beginnt. Idealerweise entstehen so nach sechs Durchläufen, also während einer halben Stunde, 108 Lösungsvorschläge. Natürlich ist dieses Ziel unrealistisch, da Doppelnennungen wahrscheinlich sind und nicht jeder Teilnehmer stetig drei neue Ideen "produzieren" kann. Der Vorteil der Methode liegt neben der Zeitersparnis darin, dass alle Beteiligten gleichmäßig gefordert werden.
  • Die so genannte Galeriemethode ist etwas zeitaufwendiger, bietet dafür jedoch mehr Denkanstöße. Im Prinzip handelt es sich also um eine Verfeinerung der 635-Methode. Hierbei werden keine Formularbögen weitergereicht. Ihre pro Runde notierten Ideen heften die Teilnehmer stattdessen an Schautafeln. Anschließend schlendern die Gruppenmitglieder (wie in einer Gemäldegalerie) zwischen den Schautafeln umher und holen sich dabei neue Anregungen für die nächste Runde. Die Galeriemethode findet unter anderem in den Bereichen Konstruktion, Design, Werbung und Grafik Anwendung.

Ein bisschen verrückt: Die Lexikon-Methode

Die Lexikon-Methode erscheint zunächst ein bisschen verrückt, ist aber tatsächlich eine sehr anspruchsvolle Kreativitätstechnik. Ihr Wesen zielt darauf ab, echte Zufälle und somit echte Kreativität zu erzeugen: Nachdem sich die Teilnehmer gedanklich intensiv mit dem Problem beschäftigt haben, nehmen sie ein Lexikon zur Hand und schlagen eine beliebige Seite auf. Dort wird ebenso zufällig ein Artikel ausgewählt und möglicherweise sogar abgeschrieben. Jeder notiert sich nun, was ihm hinsichtlich des Ursprungsproblems dazu einfällt: Ähnliche Eigenschaften, übertragbare Aspekte, aber auch völlig freie Lösungsansätze, die möglicherweise während des Lesens entstanden sind...

Die Lexikon-Methode durchbricht somit gewohnte Denkstrukturen durch kontrollierte Abweichung vom eigentlichen Thema. Sie erfordert allerdings ein hohes Maß an Disziplin, um tatsächlich erfolgreich zu sein. Hier besteht vor allem die Gefahr, dass Einzelne oder auch die gesamte Gruppe gedanklich abschweifen, neugierig nach weiteren Informationen suchen und somit das zu lösende Problem zeitweilig völlig außer Acht lassen.

Donky, am 21.11.2018
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