Brav statt zwanghaft modern: Ein Plädoyer für den konservativen Lebensstil
Warum ein geregeltes Leben manchmal auch Vorteile haben kannTatort statt Blockbuster
Der Deutsche gilt unter Lifestyle-Verkäufern wahrscheinlich als schwieriger Kunde. Denn der hiesige TV-Konsument lässt sich weder von Blockbustern, noch von schwachsinnigen Fantasy-Serien oder blutiger Action beeindrucken. Er schaltet sonntags weiterhin den "Tatort" ein.
Der deutsche Fernsehzuschauer zieht sich auch täglich um 20 Uhr eine stockkonservative Nachrichtensendung namens Tagesschau rein, ganz ohne Action, Werbetrailer und Gewinnspiele. Andere Länder konsumieren währenddessen die Naked News oder ähnlich schlüpfrige Nachrichtenformate. Müssen wir diesen Müll wirklich haben? Was ist so schlimm an Seriosität und einer Brise Realismus im TV?
Doch immerhin: Auch die Tagesschau beginnt, gegen Konventionen zu verstoßen. Gelegentlich verwenden Reporter dort tatsächlich das grundverkehrte Wort "geschockt", anstatt brav nach Duden "schockiert" zu sagen... Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für alle Lifestyle-Produzenten.
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Bildung? Arbeit? Familie? Fragen an die Zukunft und andere Denkanstöße
Ist es wirklich so verkehrt, wenn unsere Kinder auch weiterhin kein Unterrichtsfach namens Homosexualität und Gendervielfalt absolvieren, möglichst noch mit Praktikum?
Sollte man sich irgendwann tatsächlich dafür rechtfertigen müssen, dass man ein ganz normales Familienleben führt, dass Kinder nur einen Vater und nur eine Mutter haben, dass es noch Regeln gibt und dass Eltern ihrer Vorbildrolle gerecht werden?
Was ist so falsch daran, seinen Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, anstatt auf den großen Gewinn bei irgendeinem Fernsehsender zu hoffen?
Müssen an unseren Schulen wirklich Leistungsanforderungen durch immer mehr Workshops, Festveranstaltungen und Projekttage ersetzt werden?
Wenn beispielsweise Schulsprecher(innen) heute die Abschaffung der Schreibschrift sowie für jeden Schüler ein Tablet fordern, zeugt das von falsch interpretierter Fortschrittlichkeit: Alles muss leicht und sofort verfügbar sein.
Ja, es stimmt. Viele Erstklässler können heute bereits problemlos einen Computer bedienen. Hingegen dürften selbst Gymnasiasten Schwierigkeiten haben, in einer Bibliothek effizient die richtigen und relevanten Auskünfte zu einem bestimmten Thema herauszusuchen. Muss man daraus wirklich ableiten, dass Bücher ein veraltetes Relikt sind? Damit macht man einen fragwürdigen IST-Zustand zum idealisierten SOLL-Zustand. Übrigens: Wer Informationen immer nur per Klick oder Fingerdruck konsumiert, statt sie zu erarbeiten und zu selektieren, ist anfällig für Manipulationen. Wohin das führen kann, erleben wir gerade an der von allen Seiten hochgradig unehrlich geführten Debatte um die Asylbewerber.
Liebe Schülersprecher(innen): Das Leben besteht nicht nur aus Wikipedia, Daily Soaps, TV-Casting oder WhatsApp, und Prozentrechnung ist wichtiger als irgendwelche News zur Oberweite von Kim Kardashian!
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Wie modern ist modern?
Wissen Sie noch, wie man per BTX kommuniziert? Wann haben Sie zuletzt eine Diskette benutzt? Ist Ihnen der Browser Netscape noch ein Begriff? Diese ehemals hochmodernen und führenden Erfindungen sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl sie gerade einmal 20 – 30 Jahre alt sind.
Offenbar legt der technische Fortschritt sogar noch an Tempo zu. Das erkennt man unter anderem am Beispiel der kompakten Digitalkameras sowie der mp3-Player: Vor wenigen Jahren noch heiß begehrt, sind sie heute bestenfalls Massenware, sofern sich überhaupt noch jemand dafür interessiert. Wozu auch, wo es doch leistungsfähige Smartphones gibt…
Wir dürfen daraus getrost ableiten: Von Tablets und Facebook redet in zehn Jahren vermutlich kein Mensch mehr. Wer also heute sein Leben an solchen vermeintlich modernen Symbolen ausrichtet, statt eine solide Zukunftsplanung zu betreiben, wird wohl irgendwann ziemlich alt aussehen.
Modeerscheinungen kommen und gehen. Grundsätzliche Dinge aber behalten ihre Gültigkeit. Zum Beispiel die Tatsache, dass man für seinen Lebensunterhalt etwas tun muss. Das haben weder die Internetblase, noch das Auf und Ab der Börsenkurse ändern können.
Modernität wird zwar oft mit Zukunft verknüpft. Doch ausgerechnet die konservativen Werte wie Fleiß und Anstand haben bisher jede Modeerscheinung überstanden. Anscheinend hat die bürgerliche Bravheit mehr Zukunftspotenzial als irgendwelche kurzfristigen Trends. Wenn also modern ist, was Zukunft hat, dann sind in Wahrheit die konservativen Werte modern. In diesem Sinne bin ich manchmal ganz gern ein Spießer.