Der Frust der Lehrer

Zumindest an öffentlichen Schulen baden Lehrer alles das aus, was bildungstechnisch und schulpolitisch so richtig daneben gegangen ist. Der Spardruck öffentlicher Haushalte führt zu absurden Dienstplänen. Schüler pochen auf ihre vermeintlichen oder tatsächlichen Rechte. Eltern werden rabiat, das Klientel aus bildungsfernen Schichten steigt.
Hinsichtlich pädagogischer Konzepte wird fast jedes Jahr eine andere Sau durchs Dorf getrieben. Durch Krankenrate und fehlenden Nachwuchs steigt das Arbeitspensum. Gewerkschaften wiederum überdramatisieren solche Zustände und versuchen keineswegs uneigennützig, durch Streiks einen geregelten Schulalltag zu verhindern. Gleichzeitig wird erwartet, dass Schulen auf Allergiker, psychologische Sonderfälle und religiöse Vielfalt angemessen reagieren. Als gebildeter Mensch mit einem gewissen Niveau fragt man sich da natürlich: "Habe ich für solche Zustände jahrelang studiert?"

Der Frust der Eltern

Schulgebäude werden dem Leerstand preisgegeben. Die Schüler hingegen müssen täglich zeitintensive Busfahrten absolvieren, um ihrer Schulpflicht nachzukommen. Gleichzeitig werden die Stundenpläne jedoch immer chaotischer, inklusive nicht nutzbarer Freistunden zwischen den einzelnen Unterrichtsfächern.
Unmotivierte, weil frustrierte, Lehrer hecheln den Lehrstoff durch. Kopiergerät und Internet sei Dank, brauchen Schüler ja nicht mehr viel von der Tafel abzuschreiben (was nebenbei den Lerneffekt gesteigert hätte). Demzufolge endet das Schuljahr ungefähr im April. Die restlichen Wochen vergehen über Ausfahrten, Projekttagen, Schulfesten, frei beweglichen Ferientagen und anderen "Errungenschaften". Gelegentliche Streiks tun ein Übriges.
Für einkommensschwache Familien kommt außerdem hinzu, dass die Schule langsam ein unkalkulierbares Kostenrisiko wird. Klassenfahrten werden immer teurer, es muss mindestens eine Busreise ins Ausland sein. Aber auch Flugreisen können ja so schön das Gemeinschaftsgefühl fördern...
Mindestens einmal jährlich strandet zudem irgendein reisender Fotograf an der Schule und macht teure Fotoserien. Natürlich muss niemand dieses Angebot annehmen. Doch wenn das Kind als einziges der Klasse außen vor bleibt, fördert das nicht gerade den Spaß an der Schule. Per Gesetz sind Schulen in den meisten Bundesländern eigentlich geschützte Orte, an denen niemand kommerzielle oder andere Belästigungen fürchten muss.
Man sieht, die Ärgernisse sind zahlreich. Das Zusammenspiel vieler solcher Faktoren führt letztlich zu einer explosiven Mischung. Dann reicht manchmal ein einziger genervter Lehrer, und die emotionale Sprengladung geht hoch!

Was tun bei Ärger mit der Schule?

Vermutlich die wenigsten Eltern beabsichtigen von vornherein in der Schule einen Status als Problembürger. Doch es gibt zahlreiche Fälle, in denen verantwortungsvollen Müttern und Vätern gar keine andere Wahl bleibt, als eben dem zu widersprechen, was Schulleitungen sich so ausgedacht haben. Nicht selten nämlich kommt der Anstoß zu Interessenkonflikten unbeabsichtigt von der Schule selbst. Einige Beispiele dazu:

  • Schüler sollen wie selbstverständlich in den Ferien umfangreiche Hausaufgaben erledigen, obwohl diese Zeit als Erholung gedacht ist.
  • Bei Fehlverhalten oder Ordnungsmängeln verfügen manche Lehrkräfte Strafen wie Nachsitzen oder das Abschreiben der Schulordnung. Gesetzgebung und Rechtssprechung dazu sind in den einzelnen Bundesländern allerdings unterschiedlich deutlich formuliert. Klar ist aber: Herabsetzende, sinnlose und rachsüchtige Sanktionen sind ebenso verboten wie Kollektivstrafen. Es muss sich immer um eine angemessene und erzieherische Maßnahme handeln.
  • Streikende Lehrerinnen und Lehrer erwarten ganz selbstverständlich, dass die Schüler zu Hause betreut werden. Tatsächlich jedoch gibt es eine strenge Schulpflicht, die notfalls (bei permanenten Schwänzern) sogar polizeilich durchgesetzt werden kann. An dieser Pflicht ändert auch ein Streik nichts. Wenn Lehrer als Angestellte sich an einem gewerkschaftlichen Streik beteiligen, ist das meist ihr gutes Recht. Die Schule als Dienstherr jedoch ist trotzdem verpflichtet, eine Betreuung der Kinder aufrecht zu erhalten.
  • Während der regulären Schulzeit fällt einfach ein kompletter Tag aus. Die Schüler sollen dann diese "versäumte" Zeit am Wochenende nachholen, beispielsweise als Helfer bei Schulfesten.

Alles das sind Fälle, in denen es zumindest fraglich ist, ob Schulen und Lehrkräfte berechtigt handeln. Dennoch lohnt sich hier für Eltern das Nachdenken darüber, inwiefern ein direkter Konfrontationskurs sinnvoll ist. Ein klug ausgehandelter Kompromiss bietet schließlich die Möglichkeit, den Lehrkräften entgegenzutreten, ohne, dass jemand dabei das Gesicht verliert. Im Idealfall verhindert so etwas künftige Konflikte. Aber natürlich gehören zu einem Kompromiss immer zwei verhandlungsbereite Seiten. Was also tun, wenn Ärger mit der Schule unvermeidlich erscheint?

Ärger mit der Schule? Wählen Sie die richtige Strategie

Überlegen Sie zunächst grundsätzlich, ob Sie wirklich im Recht sind. Versuchen Sie, die Sache einmal von der Position der Gegenseite aus zu betrachten. Bedenken Sie weiterhin, ob sich ein Konflikt tatsächlich lohnt. Natürlich können Sie Ihre Sache erfolgreich bis zum Ende ausfechten und sich vielleicht sogar an eine übergeordnete Schulbehörde wenden. Trotzdem bleibt eine Tatsache: Ihr Kind ist dem Lehrer / der Lehrerin fast täglich ausgeliefert. Er oder sie entscheidet, wer welche Noten erhält und beeinflusst damit auch die Zukunft der Schülerinnen und Schüler...
Falls Sie sich jedoch dennoch für aktiven Widerstand entscheiden, beherzigen Sie bitte folgende Ratschläge:

  • Fechten Sie Ihre Konflikte selbst und nicht über Ihr Kind aus. Es ist weder Herold, noch Briefträger.
  • Machen Sie einen Termin mit dem Lehrer / der Lehrerin aus. Rechnen Sie damit, dass diese nicht allein zum Gespräch erscheinen.
  • Bereiten Sie sich gründlich vor. Stützen Sie Ihre Argumentation nur auf stichhaltige Fakten, am besten aus mehreren Quellen. Denken Sie daran, dass die Berichte Ihres Kindes allein möglicherweise sehr subjektiv sind.
  • Überlegen Sie sich Lösungsmöglichkeiten. Eine komplette Verweigerungshaltung und Maximalforderungen dürften kaum durchsetzbar sein.
  • Gehen Sie lösungsorientiert und ergebnisoffen in das Gespräch. Lehrer sind nicht Ihre Feinde, sondern Verhandlungspartner. Es geht nicht darum, den Pädagogen zu "zeigen, wo der Hammer hängt". Es geht um Ihr Kind!
  • Erst, wenn Sie keine Einigung erzielen konnten und immer noch überzeugt sind, im Recht zu sein, sollten Sie sich nach fachkundiger Beratung an höhere Stellen wenden.

Falls Sie mit Ihrem Ansinnen jedoch Erfolg haben: Glückwunsch! Machen Sie aber trotzdem keine Propaganda dafür und schlagen Sie keinen Profit daraus, etwa nach dem Motto: "Denen habe ich es aber gezeigt!" Die Kompromissbereitschaft der Schule könnte sonst künftig recht gering ausfallen.

Donky, am 21.08.2015
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