Tipp 1 für besseres Schreiben …

… stammt von Nathaniel Hawthorne:

"Eine leichte Lektüre ist verdammt hartes Schreiben."

Seine Stärke war die dunkle Seite der Romantik. In seinem berühmtesten Werk "Der scharlachrote Buchstabe" erzählt Nathaniel Hawthorne (1804–1864) die Geschichte einer Ehebrecherin zur Zeit der Puritaner (Ende des 17. Jahrhunderts).

Seine Erkenntnis sei als Warnung vorangestellt für jeden, der ein Buch schreiben will – und als Trost.

 

Hinweis Nummer 2 …

… stammt von Alfred Polgar:

"Ich bemühe mich ganz konsequent,
aus hundert Zeilen zehn zu machen."

Alfred Polgar (1873–1955) lebte und arbeitete als Theaterkritiker und Feuilletonist in Wien und Berlin. 1938 sah er sein Leben nicht mehr als sicher an in der judenvernichtenden Welt Nazideutschlands – er floh in die USA.

Polgars Stärke war die literarische Kurzform – ‚Großmeister der kleinen Form‘ hat ihn Friedrich Torberg in seinem Buch "Die Tante Jolesch" genannt. Polgar gilt neben Alfred Kerr und Egon Erwin Kisch als einer der Literatur-Sprachmeister des frühen 20. Jahrhunderts.

Wer ein Buch schreiben will und Vorbilder sucht im präzisen, dichten Formulieren, dem seien seine Essays und Theaterkritiken ans Herz gelegt.

Das dritte Zitat …

… stammt von Antoine de Saint Exupéry:

 "Ein Text ist nicht dann vollkommen, wenn man
nichts mehr hinzufügen, sondern nichts mehr weglassen kann!"

 "Der kleine Prinz" stammt von ihm, jene traumhafte Figur, mit der Antoine de Saint Exupéry (1900–1944) seiner eigenen Zerrissenheit eine literarische Form gab.

Das Buch, es wurde in mehr als 140 Sprachen übersetzt, ist nur wenige Seiten dick und in seiner Dichte und Kürze fast beängstigend kühl. Aus der Diskrepanz von Kürze und Tiefgang zieht es seine Wirkung.

Bei aller prinzipieller Zustimmung: Exupéry hätte es hier besser machen können: "Ein Text ist dann vollkommen, wenn man nichts mehr weglassen kann."

Und das, so lautet meine stille Vermutung, ist die schwierigste Regel beim Buch schreiben: der eigenen Geschwätzigkeit Einhalt zu gebieten und zu kürzen, kürzen, kürzen.

Tipp 4 für besseres Schreiben …

… kommt von Ludwig Reiners:

"Hauptsachen in Hauptsätze – Nebensachen in Nebensätze!"

Noch immer wird Ludwig Reiners‘ (1896–1957) Standardwerk ‚Stilfibel‘ zitiert, wenn es um Fragen des Sprachstils geht – und das, obwohl das Buch bereits 1943 veröffentlicht wurde.

Reiners ist absoluter Verfechter des Verbalstils (das Subjekt soll etwas tun), des besonderen Wortes, nicht des allgemeinen (statt ‚bewegen‘ erwartet er vom Autor Wörter wie ‚kriechen, schleichen, rumpeln, stolpern, hinken‘) und des knappen Stils.

Wer ein Buch schreiben möchte, wer seinen journalistischen Texten mehr Farbe verleihen möchte, wer packend schreiben will, kommt an Reiners nicht vorbei.

Hinweis Nummer 5, wenn du besser schreiben willst, …

… stammt von Eric Arthur Blair:

"Wenn es möglich ist, ein Wort zu streichen, streiche ich es."

Eigentlich hieß er ja Eric Arthur Blair, doch die beiden Werke, mit denen er Weltruhm erlangte, "Farm der Tiere" und "1984", jener düstere Roman in einer bedrückenden Zukunft, veröffentlichte er unter seinem Pseudonym George Orwell (1903–1950).

Der Hinweis auf straffe Organisation eigener Texte ist ein Appell vor allem an unerfahrene Autoren, die ein Buch schreiben: Ganz unbeabsichtigt langweilen sie ihre Leser, weil sie mehr sagen als notwendig. Und der Leser gähnt und sagt: "Weiß ich doch längst!"

Tipp 6 für besseres Schreiben …

… stammt von Sol Stein:

"Die meisten Autoren beschränken sich auf das Sehen und das Hören einiger
konventioneller Geräusche, ansonsten kommen die Sinne kaum zum Einsatz."

Der amerikanische Publizist und Lektor Sol Stein (geb. 1926) ist in Deutschland vor allem bekannt wegen seiner Bücher zum Thema "Creative Writing".

Wer ein Buch schreiben will, kommt, wie es so schön heißt, an Sol Stein kaum vorbei.

Tipp 7 …

… stammt von Stephen King:

"Wenn Sie Schriftsteller werden wollen, müssen Sie vor allem zweierlei tun: viel lesen und viel schreiben. Um diese beiden Dinge kommen Sie nicht herum, nicht dass ich wüsste. Da gibt‘s keine Abkürzung."

In seinem (leider) wenig bekannten Buch "Das Leben und das Schreiben" erzählt Stephen King, der Meister des Horrors (über 400 Millionen verkaufte Bücher), von seinem Weg zum Schreiben und von seinen Erkenntnissen, was Schreibende beachten sollen, wenn sie gelesen werden wollen.

Nichts grundsätzlich Neues, aber lesenswert aufbereitet. Und mit einer unsichtbaren, aber überdeutlichen Duftmarke ausgestattet: Wer 40 Millionen Bücher verkaufen konnte, dem sollte man zuhören, wenn man selbst ein Buch schreiben und es erfolgreich verkaufen will.

Auch ein Politiker kommt zu Wort: Rat Nummer 8 …

… stammt von Winston Churchill:

"Die alten Wörter sind die besten und die kurzen die allerbesten."

Winston Churchill (1874–1965) kennt man als Großbritanniens bedeutendsten Staatsmann des 20. Jahrhunderts. Dass er auch Träger des Nobelpreises für Literatur war, wissen hingegen die wenigsten. Wenn also der Autor Churchill etwas zu Fragen des Stils beiträgt, sollte man eventuelle persönlichen Ressentiments hintanstellen. 

Hinweis 9 …

… stammt von James N. Frey:

"Befriedigen Sie Ihre Leser, nicht Ihr Ego."

Der Amerikaner James N. Frey hat zwei Bücher herausgebracht, die zum Spritzigsten gehören, was in Deutschland an Schreib- und Stil-Ratgebern existiert: "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" (Teil I und II).

Wer also daran denkt, ein Buch zu schreiben, ist bei Frey in den besten Händen. Einschränkung: Frey behandelt ausschließlich den Spannungsroman. 

Tipp 10 für besseres Schreiben …

… stammt vom Autor dieses Beitrags:

"Mach kein Schloss aus deiner Schreibstube.
Aber den Himmel aus deinem Hirnkastl."

Zum Schreiben braucht es nur Stift und Papier. Keine Textverarbeitung mit Rechtschreibkorrektur, keinen Schreibtisch mit Blick aufs Meer – einzig Stift und Papier. Und die Lust, Welten entstehen zu lassen, wie es zum Beispiel dem viel zu früh gestorbenen Wolf von Niebelschütz gelungen ist.

Halten Sie sich an diese zehn goldenen Regeln für das kreative Schreiben, und finden Sie heraus, worüber Sie schreiben wollen! Das Lektorat, also das Kürzen, das Feilen, das Korrigieren, die gelungene Überschrift, folgt dem Schreiben …

Bonus: Kommentar einer Schriftstellerin

Einer aufmerksamen Leserin fehlt das weibliche Element, sprich: das Zitat einer Schriftstellerin. Dem will ich gerne abhelfen mit dem letzten Satz aus Patricia Cornwells Roman um Inspector Lynley "Glaube der Lüge":

"… Gott zu spielen ist Teil des Vergnügens am Romaneschreiben." 

Kein knackiger Tipp, wohl aber der Kern des Motivs, warum wir so gerne Romane schreiben!

Euch allen da draußen, die ihr an eurem Roman arbeitet, ganz viel Erfolg!

Autor: Johannes Flörsch

Diese beiden „Schreib-Bibeln“ seien jedem, der schreibt, ans Herz gelegt
Deutsch für Kenner: Die neue Stilkunde
Deutsch für Profis: Wege zu gutem Stil
jofl, am 14.02.2013
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Autor seit 12 Jahren
122 Seiten
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