Wer ist Josef Ackermann? Wer ist Leo Müller?

Dr. oec. Josef Ackermann wurde am 7.Februar in Mels/Kanton St. Gallen, Schweiz, geboren. Er ist Bankmanager und war seit dem Jahr 2002 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank AG. Von 2012 bis Ende August 2013 war Josef Ackermann Verwaltungsratspräsident bei der Zurich Insurance Group.
Der Autor Leo Müller wurde 1959 geboren und begleitete und enthüllte, für den "WDR", "Stern- TV", "Stern", als Reporter, zahlreiche Wirtschaftsskandale und Affären. Seit Januar 2002 arbeitet er bei der Schweizer Wirtschaftszeitung "Cash". Seine letzte Buchveröffentlichung war: "Tatort Zürich. Einblicke in die Schattenwelt der internationalen Finanzkriminalität", 2006.

Der Bankmanager lässt bitten...

Leo Müller führt uns, mit seinen Worten, aus dem durch eine undurchdringliche Panzerwand geschütztem Foyer im A-Turm der Frankfurter Taunus Anlage, dem Sitz der Deutschen Bank, zum Inneren des Glaspalastes. Nach einer anschaulichen Ortsbeschreibung wird Josef Ackermann vorgestellt. Interessant ist die Mischung von Selbstauskunft und Fremdansicht, denn das vorliegende Buch ist keine autorisierte Biografie. Diese Art der Darstellung lässt dem Leser Raum zur eigenen Meinungsbildung. Der Autor sieht Ackermann in der Position eines Menschen, der nach den Ursachen für die "Kommunikationsprobleme" sucht.
Die "Begleitung" des Wirtschaftsbosses durch einen normalen Alltag, zeigt ihn mehr von der menschlichen Seite. Selbst seine Konkurrenten schätzen ihn als ehrlichen Verhandlungspartner, der keine "Vetternwirtschaft" begünstigt.

Wer ist Josef Ackermann wirklich?

Der "Mann auf der Straße fragt sich unwillkürlich, wer dieser Mann, der in einem Atemzug den Aktionären eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent verspricht, gleichzeitig den Rausschmiss von 6.400 Leuten verkündet und im August von all seinen Ämtern, im Aufsichtsrat bei der Zurich Insurance Group, zurücktritt, wirklich ist.
"Ich bin kein Mensch des Luxus", sagt Ackermann von sich. Dann folgt, ohne die ausschweifenden, großzügigen Gesten des Privilegierten, die Beschreibung der Dinge, die er Zeit hat, im Schnitt alle sechs Wochen, am Wochenende, zu genießen.
Nach seinen Aussagen wurzelt er als Person in der Familientradition. Daher stehen im Zentrum seine Eltern. Die Familie fördert mit Frau und Tochter das gesunde Gleichgewicht im Leben des mächtigen Entscheiders.
Bei Versammlungen mit den früheren Schulkameraden ist er einfach der "Sepp" oder "Joe".
In der Branche ist bekannt, dass Ackermann im Jahre 2005 rund 11,9 Millionen Euro verdient hat. Im krisengeschüttelten Jahr 2009 waren es immerhin noch rund 9,55 Millionen Euro. Er zählt damit zu dem Spitzenverdiener unter den Deutschen Bank Managern. Menschen, die ihn näher kennenlernen, stellen aber sehr schnell fest, dass für ihn Geld nicht alles ist. Er befindet sich mit seinem Verdienst, relativ betrachtet, tatsächlich nur in der untersten Kategorie der Verdienstmöglichkeiten.
Josef Ackermann kann zu den Hochfrequenz-Travellern gerechnet werden. Er ist ein moderner Nomade der mobilen Gesellschaft. In seiner Welt der wechselnden Bühnen, ist seine große schwarze Reisebrieftasche im Flugticketformat eine Konstante, deren Inhalt er während des Interviews mit Leo Müller präsentiert. Die Authentizität des Befragten wird durch diesen ständigen Begleiter unterstrichen. Der Inhalt des Buches wird abgerundet durch eine umfassende, chronologische Aufzählung der Karriere-relevanten Daten im Leben des Josef Ackermann.

Einblicke in die Welt der Bank

Langsam führt der Autor den Leser in die Finanzwelt und eine gute Mitarbeiterführung, ein, erreicht, dass die geschilderten Gegebenheiten und Ereignisse im Zusammenhang logisch erscheinen. Vortrefflich lässt er den Fotografen Oliver Berg den Werdegang seines Bildes aus dem Gerichtssaal, welches um die Welt ging, erörtern und gibt Einblicke in die ihm gut bekannte Welt des Foto- und Textjournalismus.
Die Lektüre dieses Buches öffnet, jenseits von Vorurteilen, Türen des Verständnisses. Sie beleuchtet, stellt richtig, klärt auf und hilft, die sich auf geschaukelte Situation in der Öffentlichkeit zu entschärfen.
Interessant für Außenstehende ist, wie Entscheidungen reifen und auf welchen Grundlagen sie zustande kommen. Genau wie beim Chirurgen darf die ruhige Hand nicht durch beirrende Emotionen zu falschen, gefährlichen "Schnitten" führen. Diese spannende Gefühlslage wird im vorliegenden Buch treffsicher dargestellt. Nicht sensationsheischend oder anbiedernd, sondern sachlich und trotzdem unterhaltend, verwebt der Journalist Leo Müller die Daten und Fakten zu einem kritischen Porträt von Josef Ackermann.

Leo Müller "Ackermanns Welt", 2006, Rowohlt Verlag, Berlin, 255 Seiten, 19,90 Euro

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