Hidden Treasures nur ein Schatz fürs Weihnachtsgeschäft?

Die vielleicht provokant wirkende aber dennoch gerechtfertigte Frage, ob die neue CD von Amy Winehouse vor allem als Geschenk für Weihnachten produziert wurde und dementsprechend lieblos zusammengestellt ist, kann gleich im ersten Satz mit einem klaren Nein beantwortet werden. Die 12 Titel auf "Lioness: Hidden Treasures” zollen der verstorbenen Künstlerin großen Respekt und bilden ein rundes, in sich geschlossenes Werk. Auf dem Album sind Werke zu hören, die während ihres Schaffens seit 2002 entstanden, begonnen mit einer Aufnahme, die in Miami entstand, als ihr Album "Frank" produziert wurde und endet mit einem Titel vom März 2011 aus den legendären Abby Road Studios.

Amy Winehouse – Lioness: Hidden Treasure - Das neue Album
Lioness: Hidden Treasures

In gewisser Weise kann "Lioness: Hidden Treasures" als eine Retrospektive von Amy Winehouse betrachtet werden, insofern als sich auf ihr die Entwicklung des stimmlichen Charakters und Ausdruck der Sängerin nachvollzogen werden kann. Jugendlich frisch klingt ihre Stimme mit 18, als sie etwa "The Girl From Ipanema" aufgenommen hat und diesen Klassiker in ihrem eigenen Stil, der sich noch weiter entwickeln sollte interpretierte. Spätere Titel zeugen schon von einer vielleicht reiferen, auf alle Fälle aber von Lebenswandel gezeichneten Ausdruck. Diese Leichtigkeit der jungen Jahre ist nicht mehr in dem Maße vorhanden, dafür hat sich ein unverkennbarer Klang über sie gelegt, der alles auszudrücken vermochte, was ein Leben mit Höhen und noch mehr Tiefen, bereithält und zugleich voller unergründlicher Emotionen ist. Die fünffache Grammy Gewinnerin sang ihre Titel stets grundverschieden und derselbe Titel klang nie wie zu vorgesungen. So findet sich auf  "Lioness: Hidden Treasures” eine Version von Valerie, die deutlich ruhiger als die bekannten Versionen daherkommt. Mit dem Titel "Between The Cheats", der vermutlich für ihr drittes Album geplant war, thematisiert sie ihren Ex-Mann Blake Fielder-Civil und seine Untreue ihr gegenüber. Verpackt hat sie diesen emotional fesselnden Text in eine geradezu melodiöse Musik, die Anklänge an die frühen 1960er Jahre aufweist. Erstaunlich auch wie eigene Titel quasi gecovert werden und dabei neu und keines falls peinlich wie bei vielen Coverversionen von HipHoppern oder Party-Schlagersängern, wird. So etwa interpretiert Amy Winehouse "Tears Dry" in Form einer langsamen, schmachtvollen Ballade, die direkt in die Magengegend vordringt. Den Abschluss bildet ein Duett, bei dem sich allerdings der Verfall bereits ankündigt. Mit leicht brechender Stimme singt Amy Winehouse gemeinsam mit Tony Bennett das Duett "Body & Soul" und begeistert ein letztes Mal ihre Fans.

Fazit

Amy Winehouse, "Lioness: Hidden Treasures” ist ein gelungenes und die Sängerin würdigendes Album, das zugleich als kleines Denkmal für sie betrachtet werden darf. Der Verdacht es diene nur um als Geschenk zu Weihnachten einen möglichst großen Umsatz zu generieren, kann getrost verworfen werden. Meinung: Empfehlenswert.

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