Chevrolet Aveo: Ist er sein Geld wert?
Kleiner Wagen zum ebenso kleinen Preis: Der Chevrolet Aveo im streng subjektiven Praxistest eines Käufers mit Chrom-Fetischismus.Von Peugeot zu Chevrolet Aveo
Subjektiv ist das neue objektiv
Bis vor wenigen Monaten hätte ich mir kaum vorstellen können, jemals einen Chevrolet zu fahren. Auf heimischen Straßen verkehren größtenteils deutsche, französische, japanische oder italienische Wagen. Mein erster Wagen war ein Honda Civic, der trotz meiner wiederholten Misshandlungen bis hin zum schweren tätlichen Angriff, indem ich den Gartenpfeiler aus Waschbeton rasierte, was der Karrosserie wenig behagte, wie das sprichwörtliche Glöckchen schnurrte. Danach folgte ein Peugeot 206 in Metallic-blau-Ausführung, der seine Dienste gleichfalls treu versah, jedoch unverkennbar ins Alter kam, samt der typischen Nebenerscheinungen wie Rost.
Der Mann mit den Zündhölzchen
Anfang 2011 stand mein Entschluss fest: Ein neuer Wagen müsste her! An Angeboten mangelte es selbst in unmittelbarer Umgebung nicht - ganz im Gegensatz zu den finanziellen Mitteln. Maximal zehntausend Euro - mit dem Verkaufen von Zündhölzchen in Sibirien hart verdient - durfte der Wagen kosten. Die Möglichkeiten waren rasch erschöpft: Entweder einen Mittelklassewagen mit einigen Jahren auf dem Kofferraumdeckel oder einen neuwertigen Kleinstwagen der "Fiat"-Klasse konnte ich mir damit leisten.
Nebst der Frage, wie sich fast alle anderen Leute BMW-Limousinen leisten können, und was ich wohl in meinem Leben falsch gemacht habe um nicht so weit zu gelangen, beschäftigte mich die Suche nach einer vernünftigen Alternative für den kleinen Geldbeutel. Müsste ich mich notgedrungen in einen pinkfarbenen Fiat von der Größe eines Reisekoffers zwängen? Oder vielleicht in den guten, alten Trabi?
US-Wagen Chevrolet Aveo: Klischee, Klischee!
Natürlich nicht. Sonst würde dieser Bericht nicht von einem Chevrolet Aveo handeln. Dieser war zugegebenermaßen nicht meine erste Wahl. Chevrolet? Eine zum GM-Konzern gehörende US-Marke, die gerade erst von Uncle Sam mit Geldscheinchen gefüttert werden musste, um nicht von bösen Finanzhaien gefressen zu werden? Und überhaupt: Benötigt nicht jeder halbwegs flotte US-Wagen seinen eigenen Tankwagen?
Diese und andere Klischees tauchten im Kopf auf, bis ich zum ersten Mal einem Aveo Auge in Scheinwerfer gegenüberstand. Genauer gesagt: Einem Chevrolet Aveo LS. Für die technischen Daten besuchen Sie bitte die Website von Chevrolet. Diese interessierten mich nämlich auch vor dem Kauf nur peripher. Der niedrige Preis - zehntausend Euro für einen nagelneuen Vorführwagen - lockte mich ebenso, wie mich das überraschend flotte Design überzeugte.
Männer gucken mit den Augen
Ja, ich bin oberflächlich! Aber gucken Sie doch selbst, wie ein Aveo von vorne aussieht, wenn man ihn aus seinem natürlich Lebensraum in den Glashallen eines Autohauses in seine neue Umgebung überführt hat.
Nach der Probefahrt war für mich klar: Diesen Wagen will ich! Der nette Verkäufer wollte dieser Beziehung nicht im Wege stehen und ließ den Chevrolet schweren Herzens ziehen. Ehrlich, da flossen Tränen!
Computer on board
Einerlei. Mein erster Eindruck.beim Fahren: Es sitzt sich äußerst bequem darin, der Bordcomputer versorgt einen mit den wichtigsten Informationen (wie viele Kilometer noch, bis ich den an Hungertüchern nagenden Mineralölkonzernen ein kleines Scherflein zur Linderung ihrer Not beitragen kann), sämtliche Tasten und Regler sind angenehm einfach zu bedienen und nicht für die Finger von Vierjährigen abgestimmt.
Obwohl ich die Betriebsanleitung - Achtung: Weiteres Männer-Klischee! - nicht gelesen hatte, war ich intuitiv sofort mit fast sämtlichen Funktionen vertraut.
Radio Ga-Ga
Ein paar kleinere Umstellungen machen mir bisweilen noch zu schaffen. Die Druckknöpfe für die automatischen Fensterheber etwa waren beim Peugeot in einer Mittelkonsole beim Schalthebel angebracht. Beim Chevrolet Aveo befinden sich diese - nicht ganz unlogisch - an der Fahrertür. Trotzdem langt meine Hand immer noch mit traumwandlerischer Sicherheit neben den Sitz, anstatt zur Tür.
Keine Probleme gibt es bei einem für mich sehr wichtigen Teil des Wagens: Dem Autoradio. Dieses ist nicht nur supereinfach zu bedienen, sondern auch mit verhältnismäßig großen Tasten versehen. Im Zeitalter der Miniaturisierung ein scheinbarer Anachronismus. Für Grobmotoriker ein Segen der Ingenieurskunst. Da gibt es kein Herumfummeln (obwohl: Manchmal ist das gar nicht so verkehrt...) oder fluchen, weil die Tasten so verdammt klein sind. Sprich: Die Elektronik macht einen ausgeklügelten und höchst überdachten, weil ergonomisch passend platzierten und geformten Eindruck. In diesem Wagen behält man stets die Übersicht.
Navman F35 Navigationsgerät (8,9 cm (3,5 Zoll) ... | Navigon 20 Easy Navigationssystem (8,9 cm (3,5 ... | NAVIGON 40 Plus Navigationssystem (10,9cm (4,3 ... |
Genug Platz im Chevrolet Aveo
Wie sieht es bei diesem Kleinwagen mit dem Platz aus? Nun: Für den Fahrer und Beifahrer ist üppig Fußfreiheit gegeben. Auf den hinteren Reihen könnte es etwas eng werden, je nach Größe der Mitreisenden. Bei längeren Reisen sind großgewachsene Mitfahrer auf der Rückbank jedenfalls zu bedauern.
Der Kofferraum bietet auch nicht allzu viel Platz. Für die Wochenendeinkäufe reicht es allemal. bei größeren Gegenständen wird's eng.
Falls nötig, kann die Rückbank umgelegt werden. Keine Selbstverständlichkeit, die man deshalb honorieren sollte.
Chevrolet Aveo: Tolles Preis-Leistungsverhältnis!
Nach mehreren Wochen fast täglicher Benützung kann ich folgendes Fazit ziehen. Der Chevrolet Aveo bietet ein tolles Preis-Leistungsverhältnis. Abstriche muss man in Punkto Motorleistung und Platzangebot machen. Für größere Familien eignet sich der Wagen meines Erachtens nach nicht, schon gar nicht, wenn längere Fahrten zurückgelegt werden sollen.
Für Singles oder Kleinfamilien ist der Wagen optimal geeignet. Geringer Anschaffungspreis, sparsamer Verbrauch, sicheres Fahrverhalten. Und nicht zu vergessen: Er sieht einfach toll aus. Nein, nicht der Artikelautor: Der Chevrolet Aveo! Wunderbares, kompaktes Design ohne unnötige Schnörkel. Diese können nämlich optional eingebaut werden.
Extras peppen den Wagen auf!
An dieser Stelle muss ich ein weiteres Geständnis ablegen: Falls Sie sich fragen, welche Typen unnötigen Schnickschnack bei technischen Geräten kaufen, darf ich diese Frage nunmehr beantworten. Typen wie ich kaufen diesen überflüssigen Schnörkel!
Etwa Einstiegsleisten aus Chrom, die de facto Autowerbung darstellen, für die der Konsument ungebührlich viel Geld hinblättert.
Apropos "Chrom": Weil es gar so schön glänzt, sind die Lüftungsdüsen meines Aveo aus Chrom gefasst. Hätte es die Seitenleisten an den Türen, die dem Schutz vor Beschädigungen dienen, aus Chrom gegeben, ich hätte sie genommen. Bei Chrom!
Ach ja: Und natürlich muss auch die Auspuffblende glitzer-glitzer machen. Den Kotflügel schützt ein Stoßfänger. Leider nicht aus Chrom (Nein, liebes Google: Dieser Artikel handelt nicht von Chrom!).
Braucht man dies alles? Gewiss nicht. Aber es erhöht den Spaß am eigenen Wagen und steigert die Zufriedenheit. Altruismus mag schön und edel sein - indes sollte ein Hauch Egoismus erlaubt sein. Und nachdem sich der Euro ohnehin in der letzten Phase seines Dahinscheidens befindet: Warum sich nicht noch einmal etwas gönnen?
Ich kann somit ruhigen Gewissens den Chevrolet Aveo wärmstens empfehlen! Ob mit oder ohne chrome Dinger...