Dirndl Dekoltee/@Gudrun BartoskaDie Trachtenforscherin und Volkskundlerin Elsbeth Wallnöfer, eine Koryphäe auf ihrem Gebiet bemühte sich in einfachen Worten Begrifflichkeiten wie Heimat, Tracht und Tradition und das Einwirken derselben auf die Gesellschaft darzulegen. Trotzdem blieb für manche der Mitdiskutanten das Gesagte nicht nachvollziehbar und ein Dirndlkleid ein reines Kleidungsstück. Spätestens als Dieter Chmelar gestikulierend über die Errungenschaften der Feministinnen zu philosophieren begann und Zabine den Faden aufgreifend ihren zum Dirndlmini Higheels tragenden Cousinen eine kaum zu übertreffende Emanzipation attestierte, stand die Moderatorin Eva Rossmann auf verlorenen Posten. Dieter Chmelar war daraufhin drei Minuten schmähstad. Wenig später sah man ihn nervös an seiner Elektrozigarette ziehen. Die Germanistin und Literaturkritikerin Daniela Stringl glänzte durch kurze, geistreiche Beiträge zur Diskussion, blieb aber insgesamt eher zurückhaltend. Der Münchner Schauspieler Michael Guillaume übte sich in Begeisterung über das Oktoberfest und die Münchner Jugend, die seiner Meinung nach, genau über den Hintergrund der Trachten Bescheid wisse und darin nicht nur einen Mode Gag sähe.

Ein Boom an Trachtenbällen, Trachten tragende Tweens in den Städten, Politiker die Tradition und Heimat instrumentalisieren, junge volkstümliche Schlagerstars die mit weitgehend sinnfreien Lieder-Texten Stadien füllen, Heimatromane in ländlicher Idylle, die den Anti Heimatroman ablösen. Das Warum konnte in dieser Gesprächsrunde nicht geklärt werden, was weder an der Moderatorin noch an den Fragestellungen lag sondern schlicht und einfach an der Gästeliste. Eine Tiefe wurde in der Diskussion nicht erreicht, wohl aber unfreiwillige Komik. Der Begriff Paralellwelt hat an neuer Bedeutung gewonnen und wohl so mancher Zuschauer hat sich fremdgeschämt und den Fersehabend mit einem verwunderten Lächeln beendet. Insgesamt lohnend, da sich eines offenbart hat: Es muß in das Schulsystem und in die Bildung investiert werden und das nicht zu knapp. 

Quelle: www.orf.at

Fotos: Gudrun Bartoska

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