Creep: Horrorfilm mit Franka Potente
Franka Potente in ungewohner Rolle in einem Horrorfilm. In der Londoner Metro lauert der "Creep", das personifizierte Grauen auf sie.Was für ein Scheißjob!
Unter der aufregend bunt glitzernden Oberfläche der Weltmetropole London verrichten Kanalarbeiter einen richtigen Scheißjob. So auch der alte Haudegen Arthur (Ken Campbell, der den wegen Drogenvergehens zwangsverpflichteten George (Vas Blackwood) ins tägliche Geschäft mit den Fäkalien einführen muss. Der junge Mann ist natürlich alles andere als begeistert – aber immerhin noch besser, als im Gefängnis eine Strafe abzusitzen. Denkt er jedenfalls, bis der gutmütige Arthur von einer grausigen Kreatur angegriffen und getötet wird. Wenig später hetzt das Monster hinter George her.
Von alledem bemerkt Modelagentin Kate (Franka Potente) nichts. Hundemüde ist sie nach einer belanglosen Party, die sie nur aufsuchte, um im Gespräch zu bleiben, und möchte einfach raschest möglich nach Hause. Es ist schon spät und sie muss lange Zeit auf die nächste U-Bahn warten, die sie prompt versäumt, weil sie einschläft. Völlig allein erwacht sie in der sterilen Station. Das heißt: Nicht ganz allein, denn der mit Drogen abgefüllte Guy (Jeremy Sheffield), der auf der Party unentwegt Kate anzubaggern versuchte, ist plötzlich ebenfalls zugegen. Im Waggon des nächsten Zuges versucht er sie zu vergewaltigen – und wird von einem unsichtbar bleibenden Angreifer davon abgehalten.
Zunächst ist Kate für die Rettung dankbar. Aber nur bis ihr klar wird, dass kein moderner edler Ritter hinter der unerwarteten Hilfe steckt, sondern ein irres Monster, das sie durch die Stationen hetzt …
Fieser Horrorstreifen "Creep"
Debütwerk des "Black Death"-Regisseurs
Sechs Jahre vor dem äußerst gelungenen Historienthriller "Black Death" hinterließ der Brite Christopher Smith erstmals seine Fußspuren im Filmgeschäft. Der 2004 inszenierte Horrorfilm "Creep" stellte sein Debütwerk dar, für das er auch das Drehbuch verfasste. Mit Franka Potente gewann er eines der bekanntesten deutschen Filmgesichter für die Hauptrolle. Eine gute Wahl, denn trotz des nicht gerade prestigeträchtigen Genres gibt die junge Schauspielerin alles und ist offensichtlich mit Herz und Seele bei der Produktion dabei.
Der Plot ähnelt nicht zufällig Clive Barkers Kurzgeschichte "Der Mitternachtsfleischzug" (übrigens 2008 unter dem Titel: "The Midnight Meat Train" leidlich gelungen verfilmt): Die Sterilität von U-Bahnstationen und die Tatsache, dass sich diese Transportmittel unter der Erdoberfläche befinden, was ihnen eine unheimliche Aura verleiht, geben hier wie da einen vorzüglichen Handlungsschauplatz ab.
Die klaustrophobische Kameraführung und der sich rasant entspinnende Plot zählen zu den großen Stärken des Streifens. Ebenso wie die schauspielerischen Leistungen und die tadellosen Effekte. Für Horrorfans hält "Creep" alles bereit, was sich dieser nur wünschen kann.
Dennoch vermag der Film nicht vollends zu überzeugen. Mit der Auflösung des Rätsels nach dem Ursprung des irren Killers, verliert der Film an Glaubwürdigkeit, wie auch Spannung. Gewiss: "Glaubwürdigkeit" erwartet man in solchen Genrewerken nicht unbedingt. Die offerierte Auflösung ist indes völlig an den Haaren herbeigezerrt und gibt sich der Lächerlichkeit preis. Ärgerlich und unnötig, nachdem Christopher Smith lange Zeit alles richtig gemacht und Gänsehaut erzeugende Atmosphäre aufgebaut hat.
Vorbild "Der Mitternachtsfleischzug"?
Weniger Erklärungen wären einfach mehr gewesen. Zumal "Creep" nicht ansatzweise die psychologische und inhaltliche Tiefe von der offenbar Pate stehenden Kurzgeschichte "Der Mitternachtsfleischzug" erreicht.
Trotz alledem bietet der Film gute und spannende Unterhaltung, wenngleich sich der geneigte Zuschauer nach dem Schluss über die vergebenen Chancen auf ein kleines, fieses Meisterwerk ärgern dürfte. Nebst der Frage, ob jemals eine Hauptdarstellerin ein hässlicheres Kleid als Franka Potente tragen musste. Dieses erinnert nämlich frappant an die Vorhänge in der Küche der "Simpsons"-Familie …
Originaltitel: Creep
Regie: Christopher Smith
Produktionsland und –jahr: GB, 2004
Filmlänge: ca. 85 Minuten
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Verleih: Warner Home Video
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)