Regeln für den Mehrwert

In Deutschland kommt man selten ohne Regeln aus (ja, man ist hier sogar versucht, für die Kreativität Regeln aufzustellen). Die Regeln für die Produktion von Mehrwert in einem Text sind einfach - das Schwierige dabei ist, sie einzuhalten. Das lässt sich behaupten, da die erwähnten Regeln im Prinzio für keinen Autor eine Neuerung sein sollten. Im Einzelnen:

  • Redundantes gehört knallhart gestrichen

Alles, was dem Leser nichts zu bieten hat, muss aus einem Text entfernt werden. Auch wenn die Formulierung noch so toll ist. Vom überflüssigen Wort bis zum ganzen Satz - was keine Aussage hat, gehört entfernt. Spurlos.

Warum gibt es die Wörter und Sätze ohne wirkliche Bedeutung eigentlich? Wir wagen uns auf dünnes Eis und eine Prognose. So lange Texter nach der Anzahl von Wörter bezahlt werden, ist die Versuchung zu groß, Texte aufzubauschen, um das Honorar zu verbessern. Das der Autor mit diesem Vorgehen die Texte schlecht macht, die Aussagen verwässert oder sie gar unleserlich langweilig macht, kann der Autor im ersten Augenblick meist gut verschmerzen. Das er schlechte Arbeit abliefert, spielt für ihn zunächst nur eine untergeordnete Rolle, solange der Rubel rollt.

  • Für wen schreibst du?

Der eine oder andere Autor mag ja ausschließlich zum Selbstzweck Worte zu Papier bringen. Die meisten aber sollten die Gruppe ihrer Leserschaft vor dem geistigen Auge haben, wenn sie den Stift zücken. Vor allem, welche Bedürfnisse diese haben.

  • Was muss in den Text?

Oft ist es so, dass der Autor jede Menge über den Stoff weiß, der Inhalt seiner Geschichte ist. Das sollte zumindest der Fall sein. Aber der Leser muss nicht all dieses Wissen vermittelt bekommen. Gerade heute fehlt es insbesondere an Zeit. Ein Leser ist daher dankbar, wenn er nur Informationen lesen muss, die ihn interessieren. Und das schnell und prägnant.

  • Mehrwert ist immer rot

Okay, die Überschrift ist verwirrend. Es geht bei dieser Aussage darum, dass der Mehrwert immer so etwas wie einen roten Faden hat. Eine Struktur, die dem Leser hilt, die gewünschten Informationen im Text zu finden.

Nicht jeder Text will den gleichen Mehrwert - derselbige in Produktbeschreibungen

Zugegeben, Produktbeschreibungen eignen sich am besten für sinnentleerte Sätze. Welcher Leser hat nicht schon einmal erfahren müssen, dass mit der Hilfe unterschiedlicher Werkzeuge verschiedene Schrauben bearbeitet werden können. Aha, ja, hmh, richtig oder was? Gesagt wird hier: nichts! Im besten Fall ärgert sich der Leser nur. Im schlimmsten bricht er an dieser Stelle mit dem Lesen ab. Tatsächlich aber hat der Text der Produktbeschreibung an dieser Stelle die Aufgabe, die ein Verkaufsgespräch vor Ort erfüllen muss. Was fragt der Kunde? Was will er über das Produkt wissen? Welche Eigenschaften zeichnen das Produkt im Vergleich zu ähnlichen Gegenständen aus?

 

Doch reicht es für einen Mehrwert aus, einfach (und eher unbedarft) das Produkt zu beschreiben? Besser wäre es wohl, den Leser mit auf eine Reise zu nehmen, in der Situationen eingeführt werden, die der Leser erkennt und kennt und in denen er das Produkt in der Regel nutzt oder nutzen möchte. Damit eingeleitet werden praktische Hinweise zum Produkt, die den Leser dann besonders hilfreich und damit ihm wertvoll werden.

 

Vergessen Sie die Zeit! Beschreibungen für Produkte werden meist zeitlos geschrieben. Stattdessen kann man besser verschiedene Produkte miteinander vergleichen; besonders dann, wenn es Produkte aus verschiedenen Generationen gibt. Die wichtigsten Fakten und Daten müssen gut recherchiert werden und dem Leser in Form einer kleinen Aufzählung offeriert werden.

Wo sich der Mehrwert in Ratgebern am liebesten versteckt

Ein Ratgebertext - und so simpel ist es - soll Expertenwissen vermitteln. Wer allein diesen Grundsatz berücksichtigt, der ist schon mal auf dem richtigen Weg. Bei einem Autor merkt der Leser schnell, wenn das Wissen zum Thema nicht tiefgreifend genug für einen guten Ratgebertext sitzt. Auch der Autor wird dies übrigens bemerken (so weit er eine gute Einstellung zur eigenen Schreibe hat) und sich schlimmstenfalls in nichtssagenden Phrasen verlieren, deren (Nicht-)Bedeutung für den Mehrwert wir bereits behandelt haben.

 

Die Grundlage für den Mehrwert in Ratgebertexten liefern immer seriös recherchierte Daten und Fakten, die sehr genau ermittelt werden müssen. Fehler in diesen Angaben verzeiht der Leser in der Regel nie - jedenfalls wird er diesem Ratgebertext sein Vertrauen entziehen. Das Wertvolle in Ratgebertexten sind Kniffe, Tipps und Tricks, die eine praktische Hilfe für den Leser sind. Gute Ratgebertexte lösen Probleme. Und wenn der Text das Problem eines Lesers löst, hat er ihn gefunden: Den Mehrwert in Ratgebertexten.

Mit dem Mehrwert auf Reisen

Eine äußerst beliebte Textart ist der Reisetext. Dessen Mehrwert für den Leser verbirgt sich in den Informationen, die dieser über das Reiseziel liefert - exklusiv liefert. Oder aber die Unterhaltung, die der Leser beim Lesen des Berichtes erfährt. Und am besten ist es, wenn beides in einem Text angeboten wird.


Beim Reisen darf mit Worten gemalt werden. Je mehr Sinne des Lesers angesprochen werden, umso besser kann der Leser mit dem Autor mitreisen. Wertvoll sind dem Leser Tipps, die ihm zeigen, was sehenswert ist und was man tunlichst vermeiden sollte. Hier gilt im besonderen Maße die Zielgruppe zu beachten, für die man den Reisetext schreibt.

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