Das Kreuz und seine Bedeutung für das Christentum

Viele Menschen tragen es als Kette, Ohrstecker oder Tattoo, bei anderen ziert es eine Wand in der Wohnung: Das Kreuz. Auch wenn die christlichen Kirchen mit rapide steigendem Mitgliederschwund zu kämpfen haben, ist das Kreuz nach wie vor allgegenwärtig. Der christliche Glaube und das Kreuz als zentrales Symbol für die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft derer, die an Christus glauben, ist aus dem Leben vieler nicht wegzudenken, selbst, wenn der Bezug zu den Inhalten des Glaubens im Schwinden begriffen ist. Noch immer hat es für viele eine wichtige Funktion. Was aber verbinden diejenigen, die es an sich tragen oder in der Wohnung aufbewahren, mit diesem Symbol?

Das Kreuz als Symbol des Todes

Unsere Gesellschaft ist zutiefst vom christlichen Glauben geprägt und zu diesem Glauben gehört von Beginn an das Kreuz. Seit Jesus von Nazareth an einem Kreuz den Tod erlitt, ist es ein Synonym für das Sterben des Menschen. Aus diesem Grund findet man es in Todesanzeigen und auf unzähligen Gräbern. Es soll die Lebenden daran erinnern, dass niemand am Ereignis des Todes vorbeikommt. Am so genannten Karfreitag, dem jährlich begangenen Todestag Jesu, steht es in allen christlichen Gottesdiensten im Zentrum der liturgischen Handlung. Die Gläubigen hören den Bericht von der Kreuzigung Jesu und verehren das Kreuz durch eine Verneigung, eine Kniebeuge oder auch einen Kuss. Hinter dieser liturgisch vollzogenen Form der Verehrung verbirgt sich der Respekt und die Dankbarkeit für den freiwillig erlittenen Tod Jesu. Die kirchliche Lehre besagt, dass Jesus diesen grausamen Tod stellvertretend für alle Menschen auf sich nahm. Sein Handeln also begründet den seit zweitausend Jahren lebendigen Glauben, dass der Mensch mit in diesen Tod hineingenommen und damit in seinem eigenen Sterben nicht allein ist. Aufgrund solchen Glaubens lässt sich der Tod für viele besser ertragen.

Das Kreuz ist auch Symbol des Lebens

Das Kreuz ist aber nicht nur ein Symbol des Todes. Wer die ganzheitliche Symbolik des Kreuzes verstehen möchte, muss einen Blick auf das gesamte Ostergeschehen, wie es von den Kirchen gefeiert wird, werfen. Denn mit dem Tod Jesu war die Geschichte nicht zuende, sondern stand vor einem Neubeginn. Denn nachdem Jesus ins Grab gelegt und dieses fest verschlossen wurde, fand man es drei Tage später geöffnet und leer!!! wieder vor. Aus diesem (bis heute nicht widerlegten) Umstand hat sich schließlich die christliche Überzeugung geformt, Jesus hätte den Tod überwunden und wäre in veränderter Weise ins Leben zurückgekehrt. Die Auferstehung Jesu ließ seinen Tod am Kreuz für die Christen in einem gänzlich neuen Licht erscheinen, denn seine Wiederkehr ins Leben ließ auch in ihnen die Hoffnung auf ein ebenfalls ewig andauerndes Leben aufkeimen. So wurde für die Christen aus dem einstigen Symbol eines schmachvollen Todes ein Zeichen des Lebens.

Vertreter der Kreuzestheologie: Johannes vom Kreuz, Theresia von Lisieux, Michael Korthaus

In der langen Geschichte der christlichen Kirchen haben sich unzählige Persönlichkeiten mit der Symbolik und Theologie des Kreuzes auseinandergesetzt. Sowohl Vertreter der evangelischen Kirche wie Michael Korthaus, als auch berühmte katholische Christen wie Johannes vom Kreuz oder später Theresia von Lisieux versuchten bzw. versuchen noch heute, das Kreuz als Ursymbol des Christentums zu entschlüsseln. Aus solchen Überlegungen hat sich schließlich eine ganze Theologie des Kreuzes entwickelt. In vielen Bereichen der Theologie, von der Mystik bis zur Praktischen Theologie, werden die Ursachen und Wirkungen der Kreuzessymbolik erforscht.

Nur im Licht des Ostergeschehens ist das Kreuz zu verstehen

Will man ergründen, warum das Kreuz auch heute noch zu den stärksten und bekanntesten Symbolen zählt, wird man nicht daran vorbeikommen, sich mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen, die aufs engste mit der Person Jesus von Nazareth verbunden sind. Einzig sein Tod und seine Auferstehung haben die Verbreitung des Kreuzessymbols begründet und tragen es durch die Zeit. Nur seine Hinrichtung oder nur die Auferstehung von den Toten zu betrachten, würde die eigentliche und tiefste Dimension des Kreuzes verkürzen. Nur bei Berücksichtigung der gesamten Ereignisfülle der damaligen Zeit öffnet sich dem Betrachter der ganze Horizont der Kreuzessymbolik.

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