Das Massaker am Sand Creek
1864 überfiel die US-Armee ein Indianerlager am Sand Creek und tötete Männer, Frauen und Kinder.Die US-Armee ging erbarmungslos gegen die Indianer vor (Bild: SMU Central University Libraries)
Der Häuptling sang das Todeslied der Cheyenne
Dennoch feuerten die Soldaten auf sie, obwohl sich höchstens fünfunddreißig Krieger im Lager befanden, denn die anderen waren auf Bisonjagd. Männer, Frauen und Kinder wurden abgeschlachtet. So begann das Massaker am Sand Creek, wo die amerikanische Kavallerie unter Führung von Colonel Chivington ein Lager der Cheyennes und Arapahos überfiel und unter den Indianern ein Blutbad anrichtete.
Häuptling White Antilope ging den schießenden Soldaten unbewaffnet entgegen. Er war fünfundsiebzig Jahre alt. Noch während der Schießerei glaubte er, die Soldaten würden das Feuer einstellen, sobald sie die Fahnen sehen. Er lief den Angreifern entgegen, streckte die Arme hoch und rief ihnen zu, dass sie aufhören mögen. White Antilope sprach Englisch, sodass die Soldaten ihn verstehen konnten. Doch sie schossen unentwegt weiter. Da blieb der alte Cheyenne-Häuptling stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sang, als ihn die tödliche Kugel traf: "Nichts lebt lange, nur die Erde und die Berge." Es war das Todeslied der Cheyenne.
Die Soldaten befanden sich in einem Blutrausch
White Antilope wurde von den Soldaten als Erster erschossen. Sie schnitten seine Nase und seine Ohren ab und sklapierten ihn. Black Kettle und seiner Frau gelang auf wundersame Weise die Flucht. Andere hatten nicht soviel Glück. Chivingtons Männer schossen auf die Indianer. Das Massaker dauerte bis tief in die Nacht. Die Soldaten befanden sich in einem wahren Blutrausch. Sie vergingen sich an lebenden und toten Frauen, schnitten ihnen die Brüste ab und trugen sie als Trophäen davon. 87 Cheyenne und 46 Arapaho starben am Sand Creek, darunter 98 Frauen und Kinder.
Die heimkehrenden Soldaten wurden von den Bürgern wie Helden empfangen. Erst als Captain Silas Soule den Kampf öffentlich als "Massaker" brandmarkte und die Wahrheit erzählte, setzte eine öffentliche Diskussion über das Vorgehen der Armee ein. Doch keiner der Verantwortlichen wurde bestraft. Chivington entging dem Kriegsgericht, indem er die Armee verließ und in Denver als Hilfssheriff und Leichenbeschauer arbeitete. 1894 starb er nach langer Krankheit.
Bildquelle:
KFM
(Selbstjustiz im Wilden Westen)