Das Pfaffenhütchen, schön und giftig
Im Spätherbst fällt ein Busch besonders mit seinen bunten Früchten und einer besonders intensiven Laubfärbung in Rot oder Gelborange auf: Das PfaffenhütchenDie Verbreitung des Pfaffenhütchens
Es gibt weltweit auf der nördlichen Seite der Erdkugel 175 Arten von Pfaffenhütchen. Die meisten Arten des Pfaffenhütchens sind in Ostasien und Japan zu Hause.
Das bei uns besonders häufig vorkommende Pfaffenhütchen trägt den wissenschaftlichen Namen "Euonymus europaea", europäisches Pfaffenhütchen. Die deutsche Bezeichnung lautet schnöde "gemeines Pfaffenhütchen". Das europäische Pfaffenhütchen ist von Südeuropa über Mitteleuropa und die Südspitze Skandinaviens bis an die Wolga angesiedelt und ein "echter Europäer".
Die Farbe macht's
Das Pfaffenhütchen gehört zu der Familie der Spindelbaumgewächse (Celastraceae). Es blüht im Mai und Juni grünlich/gelblich/weiß in kleinen Dolden und bildet die Fruchtkapseln von August bis Oktober aus. Die Fruchtkapseln sind von leuchtend karminroter Farbe, während die Samen von orangefarbenem Fruchtfleisch umschlossen sind.
Die Zweige des Pfaffenhütchens wachsen meist vierkantig. Das Holz ist sehr zäh. Deshalb wurde es in der Vergangenheit zur Herstellung von Orgelpfeifen, Schuhnägeln, Stricknadeln und Spindeln verwendet. Daher auch die landläufige Bezeichnung Spindelstrauch für dieses Planzengenre. Auch wurde aus dem Holz der Pfaffenhütchen eine besonders hochwertige Holzkohle gewonnen, die als Zeichenkohle verwendet wurde.
Der Name soll das Gift verbergen
Die wissenschaftliche Bezeichnung "Euonymus" deutet bereits darauf hin, dass die Pflanze Entscheidendes zu verbergen hat. Das aus dem lateinisch-griechischem stammende Wort bedeutet umschrieben "von gutem Ruf". Im "Etymologischen Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen" wird der Begriff als Tabuname deklariert, denn mit diesem positiven Begriff sollten die Dämonen in die Irre geführt und getäuscht werden. Schon die Griechen kannten das Gift. (Foto © NABU)
Pfaffenhütchen sind für den Menschen hochgiftig
So schön das Pfaffenhütchen aussieht, so giftig sind alle seine Pflanzenteile für den Menschen, besonders die Früchte und die Samen. Unter den Giftstoffen befinden sich herzwirksame Glykoside und verschiedene Alkaloide, die selbst bei großen Weidetieren beim Verzehr einer genügenden Menge zum Tod führen können..
Beim Menschen kann der Genuss der Früchte zu Kreislaufstörungen, Fieber und Koliken führen. Die Giftwirkung tritt frühestens erst nach zwölf Stunden auf. In Extremfällen kann es beim Verzehr von 30 bis 40 Samen zu tödlichen Lähmungen kommen.
Vögel und Insekten genießen das Pfaffenhütchen
Den deutschen Namen Pfaffenhütchen hat die Pflanze erhalten, weil die Früchte wie ein Birett oder auch Barett, die Kopfbedeckung eines Priesters (Foto Don Camillo mit einem Barett und Peppone, © doncamillo homepage), aussehen, wenn die vier Fruchtklappen aufspringen und die an Fäden hängenden, orangerot ummantelten Samen frei geben.
Dann ist Festzeit für verschiedene Vogelarten, die gegen die Giftstoffe immun sind. Drosseln, Elstern, Rotkehlchen und andere Singvögel sorgen durch den Verzehr und das spätere Ausscheiden für die Verbreitung des Pfaffenhütchens. So ist das Pfaffenhütchen auch zu seinem Beinamen "Rotkehlchenbrot" gekommen.
Auch Läuse und Motten mögen Pfaffenhütchen
Auch die Schwarze Bohnenlaus liebt das Pfaffenhütchen. Manchmal sind die Zweige des Pfaffenhütchens durchgehend von Schwarzen Bohnenläusen bevölkert, wie man es auch beim Schneeball oder Falschen Jasmin erleben kann. Aber das Pfaffenhütchen überlebt diesen Angriff.
In einem trockenen und heißen Sommer freut sich besonders die Gespinstmotte über die Sträucher der Pfaffenhütchen. Ihre Raupen fressen dann den gesamten Strauch leer und lassen ihn dann wie völlig von Spinnweben überzogen zurück. Das Pfaffenhütchen wehrt sich aber auf seine Art und treibt einfach ein zweites Mal aus.
Bildquelle:
Foto © BR/Marie-Therese Rompf/Bewegte Ze
(Verrückt nach Meer - neue Folgen)