Reise ins schwarze Loch

Wahnsinniger deutscher Wissenschaftler

Das schwarze LochIrgendwann in ferner Zukunft: Das Forschungsraumschiff Palomino befindet sich auf der Suche nach bewohnbaren Planeten außerhalb des Sonnensystems. Die Crew, bestehend aus Dr. Alex Durant (Anthony Perkins, "Psycho"), Robert Forster (Captain Holland), Joseph Bottoms (Charles Pizer), Yvette Mimieux (Dr. Kate McCrae) und der Wissenschaftsjournalist Harry Booth (Ernest Borgnine), stößt dabei auf ein schwarzes Loch, in dessen unmittelbarer Nähe ein riesiges Raumschiff treibt. Roboter-Helferlein V.I.N.CENT stellt fest, dass es sich bei dem offenbar unbewohnten Raumschiff um die USS Gygnus handelt, die seit zwanzig Jahren als vermisst gilt.

 

Kurz entschlossen dockt die Crew an die Gygnus an, stellt aber schon rasch fest, dass das Raumschiff wider Erwarten bemannt ist. Allerdings lediglich vom genialen Wissenschaftler, Dr. Hans Reinhardt (Maximilian Schell) und zahlreichen Robotern, darunter der stumme Wachroboter Maximilian, ein schier unbezwingbares Ungetüm aus Stahl, dessen Greifhände sich in Zangen und tödliche Rotoren verwandeln können.

 

Insbesondere Dr. Kate McCrae hegt Interesse am Schicksal der restlichen Crew, da auch ihr eigener Vater an Bord diente. Reinhardt erklärt, die Crew hätte gemeutert und wäre mit einem Rettungsschiff zur Erde zurückgekehrt, als sie von seinen wahnwitzigen Plänen erfuhr: In das alles verschlingende Schwarze Loch einzutauchen, um ein neues Universum zu finden. Dem nicht genug denkt er gar nicht daran, seine unfreiwilligen Gäste vor dem Durchflug gehen zu lassen...

Trailer "Das schwarze Loch" (englische Originalfassung)

Das schwarze Loch: Zwischen Genie und Albernheit

Düstere Science Fiction …

Vielfach wurde und wird der 1979 produzierte "Das schwarze Loch" als Disneys ungeliebtes Filmkind bezeichnet. Die Gründe hierfür sind prosaisch: Zum einen gelten die späten 1970er- sowie frühen 1980er-Jahre als die Ära finanziellen Niedergangs bei Disney. Viele Produktionen, wie die hier Besprochene, erzielten an den Kinokassen nicht die gewünschten Erfolge. Zum anderen musste gerade "Das schwarze Loch" allerlei hämische Kritik einstecken.

 

Gerechtfertigt? Durchaus! Dabei hätte aus diesem kostspieligen Science-Fiction-Kracher ein kleines Meisterwerk werden können. Der betriebene Aufwand ist in fast jeder Szene klar erkennbar und mündete in heute noch beeindruckenden Sequenzen wie jener, in der ein gigantischer Feuerball durchs Schiff rast und alles, was sich in seinem Wege befindet, vernichtet. Das Design der "Cygnus" zählt zum Großartigsten, was jemals auf der Leinwand zu bewundern war. Trotz heller Beleuchtung wirkt das Raumschiff bedrohlich und anziehend zugleich.

 

Viel Mühe und Aufwand wurde auch beim Design des mächtigen Roboters Maximilian aufgewendet. Der rostbraune Koloss mit diabolischem rotem Augenschlitz verbreitet bei jedem Auftritt ungemütliche Atmosphäre und passt perfekt zum bedrohlichen Stimmungswandel des verrückten Dr. Reinhardt.

 

Der Plot selber hätte einen spannenden, intelligenten Science-Fiction-Film ergeben können. Denn wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt, was auf der anderen Seite eines schwarzen Lochs wartet? Vorausgesetzt natürlich, man könnte einen Durchflug überleben, wie es Dr. Reinhardt postuliert.

 

… mit viel kindlicher Naivität

Leider konterkariert der von Gary Nelson inszenierte Streifen seine eigenen Ansprüche, indem zahlreiche albernen Scherze und auf Kinder abzielende Plotelemente offenbar willkürlich eingebaut wurden. Die Idee einer telepathischen (!) Verbindung zu einem Roboter mag gerade noch zu schlucken sein. Aber die putzigen, mit riesigen aufgemalten Augen das Kindchenschema bedienenden Roboter sind einfach zu viel des Kitschigen. Vor allem in Anbetracht des bedrohlichen Gegenspielers in Form von Maximilian.

 

Erwachsene Science-Fiction-Fans dürften spätestens beim "Schießbuden-Duell" zwischen V.I.N.CENT und einem Kampfroboter zusammenzucken, wenn dem Blechtrottel vor Wut über das verlorene Duell die Sicherungen durchbrennen, nachdem er zuvor noch hämisch lachte.

 

Dazu gesellen sich fast sämtliche nur denkbaren Klischees. Etwa jenes des hübschen weiblichen Aufputzes, der ohne männliche Unterstützung aufgeschmissen ist oder Lasergefechte, die jene aus "Star Wars" wie puren Realismus aussehen lassen. Ganz zu schweigen von ach so seriösen Wissenschaftlern, die plötzlich wie Revolverhelden jede Menge Roboter abknallen (die ihrerseits natürlich niemals treffen!) und dabei jubelnd "Jaaa!" brüllen.

 

Verschenktes Potenzial in "Das schwarze Loch"

Von den Schauspielern kann lediglich Maximilian Schell mit einem etwas exzentrischen Auftritt als verrückt-genialer Wissenschaftler (selbstverständlich aus Deutschland stammend) überzeugen. Selbst altgediente Haudegen wie Ernest Borgnine und Muttersöhnchen Anthony Perkins wirken, vielleicht ob der albernen Dialoge, reichlich demotiviert.

 

Nach dem mystisch verbrämten, visuell beeindruckenden Schluss bleibt ein ratloser Zuschauer zurück. "Das schwarze Loch" ist einer jener Filme, die ihr großartiges Potenzial leichtfertig verschenken. Möglicherweise verunsicherte der gigantische "Star Wars"-Erfolg Disney, weshalb man danach trachtete, eine im Kern düstere Story zugunsten einer kinderfreundlichen Geschichte umzuformen. Falls dem so war, muss man leider von einem missglückten Versuch sprechen.

 

Trotzdem soll das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Wenn man bei den infantilen Dialogen den Verstand auf Durchzug stellt, süße Roboter zumindest erträglich findet, sich nicht an Klischees samt und sonder stößt und sich weder über die Logiklöcher wundert, noch darüber, wie schwerfällig von Begriff die Protagonisten sind (Laut Dr. Reinhardt meuterte seine Crew und flog zurück zur Erde, wo sie jedoch niemals ankam. Gleichzeitig befinden sich jede Menge humanoider Roboter an Bord, die in einer Szene sogar ein Begräbnis abhalten. Ob da wohl eine Verbindung bestehen könnte? Hm …), findet in "Das schwarze Loch" einen stellenweise großartigen, dann wiederum kindischen Science-Fiction-Film vor. Kein Meisterwerk, aber ein solider Klassiker, der 2012 übrigens ein Remake erfahren soll. Vielleicht schafft man es ja dann, den düsteren Geschichtskern zu einer tragfähigen und ernsthaften Story auszuformen.

Originaltitel: "The Black Hole"

Regie: Gary Nelson

Produktionsland und -jahr: USA, 1979

Filmlänge: ca. 98 Minuten

Verleih: Walt Disney

FSK: Ab 12 Jahren

Deutscher Kinostart: 17. Oktober 1980

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