Handlung

Moderner "Buffalo Bill"

Die noch mitten in der Ausbildung befindliche FBI-Schülerin Clarice Starling (Jodie Foster) soll in einer grauenhaften Mordserie ermitteln. Offenbar wahllos sucht sich ein von der Presse "Buffalo Bill" benannter Psychopath junge Frauen aus, ermordet sie und entfernt Teile ihrer Haut. Ausgerechnet Senatorin Ruth Martins (Diane Baker) Tochter fällt dem Serienkiller in die Hände, weshalb sämtliche Hebel in Gang gesetzt werden. 

Clarice soll den seit Jahren in einer Einzelzelle gefangenen Dr. Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) befragen, ob er HInweise auf "Buffalo Bill" geben können. Zunächst ist der gerissene Lecter nicht zur Zusammenarbeit bereit. Doch allmählich findet er Gefallen an der nur scheinbar selbstbewussten jungen Frau und beginnt, ihre tiefsten Ängste auszuloten. Widerwillig gibt ihm Clarice ihre Seele preis, um dem Killer das Handwerk zu legen.

Was sie nicht ahnt: Dr. Lecter sieht in der Mordserie eine Gelegenheit, die ihm genommene Freiheit wiederzuerlangen...

Kritik - Anthony Hopkins nur zweite Wahl

Dustin Hoffman als Hannibal Lecter?

Der gewaltige Erfolg von "Das Schweigen der Lämmer" beruht auf dem Zusammentreffen zahlreicher glücklicher Zufälle. Ursprünglich war Gene Hackman als Regisseur vorgesehen, stieg aber aus dem Projekt wieder aus. Selbst Anthony Hopkins war lediglich zweite Wahl, sollten doch Robert de Niro, Jeremy Irons oder Dustin Hoffman (sic!) den genial-wahnsinnigen Dr. Hannibal Lecter verkörpern. Wie im Falle etwa des Science-Fiction-Kultfilms "Alien" (Sigourney Weaver kam erst nach Absagen männlicher Schauspielkollegen zum Zug) erwies sich die zweite Wahl als erstklassig.

Gleiches gilt für Regisseur Jonathan Demme. Der bis dahin kaum bekannte New Yorker, der sich seine Sporen unter anderem bei Trash-Spezialist Roger Corman verdiente, räumte mit seiner Adaptierung des Thomas-Harris-Bestsellers sowohl an den Kinokassen, als auch bei der Oscar-Verleihung ganz groß ab. Verdientermaßen, denn "Das Schweigen der Lämmer" ist die geglückte Kombination aus unerhörter Spannung einerseits und psychologischen TIefgang andererseits.

Das verführerische Böse

Die Jagd auf einen skrupellosen Serienkiller bildet nur den Spannungsbogen für das eigentliche Thema des Filmes: Das verführerische Böse! Wenn FBI-Agentin Clarice Starling den verschlagenen Dr. Lecter in ihre Seele blicken lässt, geht sie gleichsam einen dämonischen Pakt ein. Lecter labt sich an ihren Qualen und zerrt unsägliche Dinge ans Tageslicht, die die junge Frau verdrängt hatte. Somit wird ausgerechnet ein Mensch zu ihrem Mentor, den zu bekämpfen sie sich zur Aufgabe gemacht hatte.

In den darauf folgenden Romanen - und somit auch den entsprechenden Verfilmungen - von Thomas Harris begann Dr. Lecter, der in "Roter Drache" noch eine Nebenfigur darstellte, eine immer größere und dominantere Rolle zu spielen. Die Faszination für das Böse und Unheimliche trug wieder einmal einen Sieg davon, wie die Popularität für einen (glücklicherweise fiktiven) Psychopathen beweist.

Reise ins Herz der Finsternis

Frei nach Joseph Conrads brillanten Roman "Herz der Finsternis" ziehen sich die Handlungsstränge bis zum schlussendlichen Grauen immer enger und konfrontieren den Betrachter mit unermesslichen Abgründen der Schändlichkeit. Oder wie Friedrich Nietzsche es eloquenter formulierte: "Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein".

Abseits der psychologischen Raffinessen bietet "Das Schweigen der Lämmer" unerhörte Spannung und einige überraschende Wendungen, die in den Fortsetzungen "Hannibal" und "Hannibal Rising" schmerzlich vermisst werden. Jonathan Demme selbst konnte an diesen kommerziellen, wie auch künstlerischen Erfolg nicht mehr anschließen.

Aufmarsch der Horrorikonen

Neben dem Regisseur haben die Horrorikonen Roger Corman und George A. Romero sowie Schnulzensänger Chris Isaak kurze Auftritte. Naturgemäß wurde "Das Schweigen der Lämmer" oftmals parodiert, sogar in Kinderfilmen wie "Cats & Dogs - Die Rache der Kitty Kahlohr". Der 1994 in den Kinos angelaufene Parodieversuch "Das Schweigen der Hammel" schaffte dabei das Kunststück, noch weniger Humor als die nicht besonders heitere Vorlage aufzubieten. Was nur eines beweist: Einem Meisterwerk können selbst (miese) Parodien nicht schaden!

Fazit - Psychothriller der Sonderklasse

Im Thrillerbereich gibt es nicht viele Filme, die man unbedingt gesehen haben muss. "Das Schweigen der Lämmer" zählt zu diesen wenigen Pflichtfilmen! Spannender, beklemmender und tiefsinniger kann ein Psychothriller kaum produziert werden. Gleichsam unbedingt zu empfehlen sind die Romane von Thomas Harris, auf denen "Das Schweigen der Lämmer", "Roter Drache", "Hannibal" sowie "Hannibal Rising" basieren.

Daten & Fakten

Originaltitel: "The Silence of the Lambs"

Regie: Jonathan Demme

Produktionsland und -jahr: USA, 1991

Filmlänge: ca. 118 Minuten

Verleih: MGM Home Entertainment GmbH

Deutscher Kinostart: 1991

FSK: ab 16 Jahren

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