Das Volk der Naskapi-Indianer
Trotz Kolonialismus und Umsiedlung haben die Naskapi-Indianer ihre Sprache und Traditionen bis heute bewahrtDie Naskapi leben in der subarktischen Region des östlichen Kanadas (Bild: KMW2700 / Flickr)
Die spirituelle Welt der Naskapi war durch Schamanismus geprägt
Traditionell lebten die Naskapi als halbnomadische Jäger und Sammler. Die Jagd auf Karibus war zentral für ihr Überleben - nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch für Kleidung, Werkzeuge und Zelte (ähnlich wie Tipis, aber aus Karibufellen gefertigt). Ergänzt wurde der Speiseplan durch Fischen, das Sammeln von Beeren sowie die Jagd auf kleinere Tiere wie Biber und Schneehasen. Ihre Lebensweise war stark an die Jahreszeiten und die Wanderungen der Tiere angepasst. Die Naskapi lebten in kleineren Familiengruppen und bewegten sich mit dem Wild, wobei sie sich im Sommer an fischreichen Seen aufhielten und im Winter in den Wäldern jagten.
Ihre spirituelle Welt war durch Schamanismus geprägt, mit einem tiefen Glauben an Tiergeister, Träume und übernatürliche Kräfte. Mit dem Eintreffen der europäischen Siedler im 17. Jahrundert begann für die Naskapi eine Phase tiefgreifender Veränderungen. Der Pelzhandel, insbesondere mit der Hudson's Bay Company führte zur Abhängigkeit von europäischen Gütern. Diese Handelsbeziehungen brachten auch Krankheiten und soziale Umwälzungen mit sich. Im 20. Jahrhundert wurden viele Naskapi durch staatliche Programme zwangsumgesiedelt, etwa nach Schefferville oder später in das nahegelegene Kawawachikamach.
Die Naskapi legen viel Wert auf kulturelle Bildung und Sprache
Diese erzwungene Sesshaftigkeit bedeutete den Verlust traditioneller Jagdgebiete und eine Entfremdung von der angestammten Lebensweise. Auch Missionierungsversuche und Internatsschulen ("Residential Schools") hinterließen tiefe Spuren und führten zum Verlust von Sprache und Kultur bei vielen Familien. Heute leben die meisten Naskapi in Kawawachikamach, einer Gemeinde mit rund 1000 Einwohnern. Die Siedlung wurde in den 1980er Jahren als Teil einer umfassenden Landrechtsvereinbarung gegründet und wird von der Naskapi Nation of Kawawachikamach verwaltet.
Die Gemeinde hat eigene Schulen, Gesundheitszentren und Verwaltungen, wobei zunehmend Wert auf kulturelle Bildung und Sprache gelegt wird. Trotz vieler Herausforderungen - wie Arbeitslosigkeit, soziale Probleme oder der Klimawandel - gibt es ein wachsendes Bewusstsein und Engagement für kulturelle Revitalisierung. Programme zur Förderung der Naskapi-Sprache, traditioneller Jagdtechniken und spiritueller Praktiken werden immer wichtiger, um Identität und Zusammenhalt zu stärken.
Die Geschichte der Naskapi ist eine Geschichte von Anpassung, Überleben und kultureller Stärke. Von einer engen Verbindung zur Natur über die schmerzhaften Erfahrungen von Kolonialismus und Umsetzung bis hin zum heutigen Bestreben, ihre Sprache und Traditionen zu bewahren - die Naskapi zeigen eindrucksvoll, wie eine indigene Gesellschaft trotz widriger Umstände ihren Weg in die Zukunft findet, ohne ihre Wurzeln zu vergessen.

