Fünf Meter hohe Säulen aus Basaltblöcken (Bild: mediosaudiovisuales / Pixabay)

Die Tolteken brachten Menschenopfer dar

Der Überlieferung zufolge kehrten die Tolteken und die Indianer aus dem Norden, die sich ihnen angeschlossen hatten, im Verlauf des zehnten Jahrhunderts unter der Führung ihres rücksichtslosen Herrschers Mixcoatl ins Mexiko-Tal zurück. Von dort dehnten sie ihre Macht über weite Teile Mittelamerikas bis nach Guatemala und Nord-Yucatán aus. Dabei übernahmen sie die Errungenschaften der von ihnen eroberten Völker. Bald entwickelten sie eine eigene, vielfältige und mächtige Kultur. Zudem brachten sie große Architekten und Ingenieure hervor, die reich verzierte Pyramiden, öffentliche Gebäude und Paläste mit Säulenhallen und Steinhöfen für zeremonielle Ballspiele errichteten.

Die Wände und Säulen wurden mit gemeißelten oder gemalten Figuren von Kriegern und Gottheiten geschmückt. Während der Herrschaft der Tolteken gelangte die Kunst der Metallverarbeitung nach Mittelamerika. Vermutlich stammte diese Technik von den Indianern, die weiter im Süden in Panama oder in der südamerikanischen Andenregion lebten. Die Tolteken gehörten zu den ersten Völkern Mexikos, die erlesene Gold-, Silber- und Kupferarbeiten anfertigten. Gleichzeitig brachten sie weitaus mehr Menschenopfer dar als ihre Vorgänger, die Olmeken und die Bewohner von Teotihuacán. Ihr Glaube verlangte von ihnen, die hungrigen Götter zu ernähren, damit die Welt nicht starb, sondern immer in Harmonie mit den Gottheiten blieb.

Der König-Priester wurde aus Tollan vertrieben

Noch während die Tolteken ihre Macht ausbauten, kam es zu einer internen Spaltung. Innerhalb der religiösen Hierarchie, die nicht von der politischen Führung getrennt war, entbrannte ein Machtkampf zwischen den Anhängern der Gottheit Tezcatlipoca und denen von Quetzalcoatl. Tezcatlipoca (Rauchender Spiegel) war der Gott des Dunkels und der Nacht. Er wurde mit den Göttern des Todes und des Bösen assoziiert. Er war aber auch ein Kriegsgott, der nach Eroberung und Unterwerfung verlangte. Quetzalcoatl (Die große Schlange) galt als Vater und Schöpfer, der Bringer von Landwirtschaft, Kunst und Wissenschaft. Er war der Morgen- und Abendstern. In der Herrscherkaste der Tolteken führten diese gegensätzlichen Doktrinen zu einer unüberbrückbaren Kluft. Und da sie nicht nebeneinander bestehen konnten, wurde der König-Priester, der den Namen Quetzalcoatl trug, im Jahr 987 aus Tollan vertrieben.

In Begleitung seiner Anhänger ging er nach Cholula, der Stadt mit der riesigen Pyramide, und von dort nach Yucatán, wo er nach der von ihm befehligten Eroberung des Maya-Zentrums Chichén Itza als Gott Kukulcán (Maya-Wort für Quetzalcoatl) bekannt wurde. Im Jahr 1050 erreichte Tollans Macht ihren Höhepunkt. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde das Reich von den Chichimek angegriffen. Es handelte sich um ein Jäger- und Sammlervolk, das im Norden Mexikos lebte. Immer mehr Menschen verließen die Stadt. Auf der Suche nach einem sicheren Ort kam es zum offenen Krieg. Um 1180 ging Tollan unter. Inzwischen hatten viele Staaten Mexikos den Gott Quetzalcoatl übernommen.

BerndT, am 08.11.2022
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Bildquelle:
Tauralbus /Flickr (Das Volk der Olmeken)
owash / Flickr.com (Brown Weasel Women - Die Kriegerin der Blackfoot-Indianer)

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