Geschichte

Heute befindet sich das Manuskript in der Beinecke-Bibliothek der Yale University, wo es als MS408 gelistet wird und nur unter strengen Auflagen einsehbar ist. Erst im Jahre 2009 gab die Bibliothek ihre Weigerung auf, das Manuskript naturwissenschaftlich auf sein Alter hin untersuchen zu lassen. In der Analyse bestätigten Experten von der Universität Arizona und des McCrone-Forschungsinstituts in Chicago das ungefähre Entstehungsdatum zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Die zuvor angenommene Autorschaft Roger Bacons kann somit ausgeschlossen werden. Da sich der Text bislang als unentschlüsselbar erwies, kann man auch nicht vom Inhalt auf einen potentiellen Autorenkreis schließen. 

Denkbar wären der Geistliche, Mediziner und Alchimisten, die ihre privaten, geheimen, oder gefährlichen Aufzeichnungen vor der Zensur und der Verfolgung durch Kirche und Staat schützen wollten. Auch die Möglichkeit eines Fakes darf nicht außer Acht gelassen werden. Zwar war Pergament sehr teuer und man verwendete es sicher nicht, um einen Scherz zu treiben, aber dennoch ist es denkbar, dass das Manuskript nur Nonsens enthalten könnte. Nämlich dann, wenn ein Dokument gebraucht wurde, um beispielsweise einem Herrscher zu imponieren, indem man ihm vorgaukelte, die Formel für die Herstellung von Gold zu besitzen - ein im Mittelalter weit verbreiteter Wunsch.

Auch Rudolph II war bekannt dafür, dass er am Prager Hof eine Vielzahl von Alchimisten mit dieser Aufgabe betraut hatte - und er gilt als gesicherter Vorbesitzer des Manuskripts. Danach gelangte es in die Hände des böhmischen Alchimisten Georg Baresch. Auch er konnte das Schriftstück nicht entziffern und bat den jesuitischen Universalgelehrten Athanasius Kircher um Hilfe, der allerdings nicht reagierte. Als nächster Besitzer wird in dem Begleitbrief Johannes Marcus Marci erwähnt, ein böhmischer Philosoph und Naturwissenschaftler. Auch er bat Kircher um Hilfe, schickte aber anstelle einer Abschrift das Original.

Zu diesem Zeitpunkt verliert sich die Spur des Manuskripts für die nächsten 200 Jahre. Vielleicht kam es mit dem Nachlass des Jesuiten Kirchers in die Bibliothek des Jesuitenkollegs, wo es Winfried Voynich 1912 dann entdeckte.

Aufbau und Form

Das Buch besteht aus insgesamt 232 Seiten, wovon allerdings einige wenige fehlen. Die übrigen sind in fünf Kapitel unterteilt, meistens ist auf jeder Seite eine Illustration zu sehen. Ob diese gleich zu Beginn farbig waren, ist nicht sicher. Es wäre auch denkbar, dass sie erst viel später oder bei einer Restauration nachkoloriert wurden, sehr wahrscheinlich von jemandem, der den Inhalt des Buches nicht kannte, denn gerade im botanischen Teil fällt auf, dass die gewählten Farben für die dargestellten Pflanzen sehr unwahrscheinlich sind. Die Farbe überdeckt teilweise den Text. Man kann also davon ausgehen, dass die Koloration erst später hinzugefügt wurde. Anders die Umrisse der Zeichnungen; Sie scheinen als erstes entstanden zu sein, da sich der Text außen herum rankt und an manchen Stellen sogar etwas an die Abbildung gedrängt wirkt.

Einige Details in den Zeichnungen, beispielsweise die Zinnen an den Dächern oder die Hüte der Frauen, sind aus der Mode und Architektur des italienischen Spätmittelalters bekannt. Die Schrift selber verläuft eindeutig von links nach rechts und von oben nach unten. Es deutet alles darauf hin, dass das Manuskript europäischen Ursprungs ist. Die Schriftzeichen sind allerdings keiner bekannten Sprache zuzuordnen. Es könnte sich um eine ausgestorbene Sprache, eine Phantasiesprache oder auch um eine verschlüsselte Form einer bekannten Sprache handeln.

Botanischer Teil

Das Manuskript beginnt mit einem botanischen Teil. Er enthält kolorierte Zeichnungen von 113 Pflanzen. Von diesen weisen einige erstaunliche Ähnlichkeiten mit den uns heute bekannten Pflanzenarten auf. Allerdings ist es noch nicht gelungen, sie auch wirklich zweifelsfrei als solche zu identifizieren, da sich die Ähnlichkeiten auf jeweils nur wenige Merkmale beschränken, aber niemals auf alle Pflanzenteile. Es sieht vielmehr so aus, als ob in den Zeichnungen jeweils verschiedene Pflanzen zusammengewürfelt worden wären. Vielleicht steht die Anleitung für eine Medizin oder einen Zauber dahinter, die zusätzlich zum Text grafisch dargestellt wurde. Das könnte eine Art der Absicherung dafür gewesen sein, dass der rechtmäßige Empfänger bzw. Leser die Botschaft entziffern kann, auch wenn er es nicht schafft, den Text zu entschlüsseln.

Astrologischer/Astronomischer Teil

Im nächsten Teil befinden sich 25 Diagramme, in denen Sonne, Mond und Sterne kreisförmig angeordnet sind. In einigen finden sich auch Darstellungen der Tierkreiszeichen und nackten Frauen. Die Abbildungen sind relativ spärlich kommentiert, auch ist der Text nicht so zusammenhängend wie in der botanischen Sektion.

Biologischer Teil

Der biologische Teil zeigt ein Röhrensystem, in welchem Bottiche und andere Gefäße miteinander verbunden sind. In diesem Behältnissen sind Frauen mit eingezeichnet, die in blaue Flüssigkeit getaucht werden oder dieser entsteigen. Da die Frauen fast alle mit vorspringenden Unterbäuchen dargestellt sind, existieren Vermutungen, dass in dieser Sektion wohl etwas über die Fortpflanzung mitgeteilt werden soll. Die Zeichnungen sind allerdings die rätselhaftesten im ganzen Manuskript und die Mutmaßungen nicht verlässlicher als in den anderen Sektionen.

Pharmazeutischer Teil

Auf fast jeder Seite sind Zeichnungen von pharmazeuitischen Gegenständen zu finden. Sie erinnern in ihrer Gestalt an Destillierkolben und Vasen. Außerdem werden über 100 verschiedene Arzneipflanzen in diesem Teil grafisch dargestellt und mit Text versehen. Es handelt sich zwar um recht wenig Text, dafür ist er aber fortlaufender Fließtext.

Auf einem weiteren Blatt am Manuskriptende befindet sich ein Text ohne Abbildung und in Spiegelstrichaufzählung. Man vermutet, dass es sich um einen Code handelt, um das Manuskript entziffern zu können.

Sonja, am 06.10.2013
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Bildquelle:
Eigenes (Was ist Ethnobotanik? - und was macht eigentlich ein Ethnobotaniker?)
Eigenes (Hildegard von Bingen und ihre Rezepte mit Esskastanien)

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