Das wissenschaftliche Lexikon: Der Kuss
Nicht alle Kussarten harmonieren miteinander. Dieser Artikel hilft, Küsse gezielt aufeinander abzustimmen und so den gewünschten Effekt zu erzielen.Im zwischenmenschlichen Beziehungsverhalten kommt der Kuss in unterschiedlichen Ausprägungen vor. Üblicherweise wird er mit den Lippen praktiziert, die in eine leicht rundliche Form gebracht werden. Dies ist als Vorbereitungsmaßnahme zum Kuss zu deuten. Wenn diese Vorbereitung abgeschlossen ist, beginnt der eigentliche Vorgang des Kusses. Normalerweise vereinbaren zwei Menschen miteinander, sich zu küssen. Für den Fall, dass einer dieser beiden Menschen dem anderen gegenüber abgeneigt ist und kein ernsthaftes Interesse am Kuss hat, wird es zu keinem erfolgreichen Kuss kommen können. Erzwungene Küsse sind zwar physikalisch möglich, bringen jedoch in der Regel nicht den gewünschten Effekt. Da das menschliche Verhalten zuweilen schwer zu durchschauen ist, gibt es jedoch auch den Kuss, der scheinbar nicht gewünscht ist, innerhalb weniger Sekunden aber doch erwidert wird. Normalerweise sind es Filmschauspieler, die ihre weiblichen Gegenüber leidenschaftlich küssen und diese als Folge der hohen Qualität des Küssens zu Leidenschaft und Lust bewegen können. In der realen Welt funktioniert erfahrungsgemäß diese Methode nur selten.
Kussarten
Generell unterscheidet man zwischen mehreren verschiedenen Arten, sich zu küssen. Sowohl der kulturelle Hintergrund als auch die Bedeutung der jeweiligen Kussart variieren stark. Alle Kussarten können hier nicht genannt werden. Der Hallo-Mutti-Kuss, der Schoko-Kuss oder der Du-bist-wie-eine-Schwester-für-mich-Kuss sollen zwar erwähnt, aber nicht näher erläutert werden. Nur so viel: Der Letztgenannte ist eine männliche Methode, die ursprünglich intime Beziehung zu einer Frau in die Endphase zu überzuleiten.
Weitere Küsse finden sich in unterschiedlichsten Facetten, wenn man die Geschichte der Menschheit in Ruhe durchleuchtet.
Der Begrüßungskuss
Dieser äußert sich meistens nicht durch das Aufeinanderlegen der Lippen beider Kussbeteiligten, sondern wird auf die Wange, unter Umständen auch auf die Stirn gesetzt. Je nach Land und Kultur kann es vorkommen, dass dabei abwechselnd mehrfach hintereinander die rechte und die linke Wange geküsst werden. Es sind Berichte von Naturvölkern überliefert, die den Begrüßungskuss bis zu einer halben Stunde praktizieren. Bei kurzen Treffen kann er somit gleichzeitig als Abschiedskuss genutzt werden.
Der Liebeskuss
Beim Liebeskuss wird ein weiteres, zusätzliches Körperteil verwendet. Bei dieser Form des Kusses schieben sich die Küssenden gegenseitig die Zungen in den Mund. Es kommt dabei zu regem Austausch von Flüssigkeiten, zumeist in Form von Speichel. Was auf den ersten Blick unhygienisch erscheint, erweist sich für die Liebenden als erregend und angenehm. Nicht nur bei Naturvölkern, auch in der industriellen Welt kommt es vor, dass der Liebeskuss sich ebenfalls (siehe "Begrüßungskuss") über einen längeren Zeitraum erstrecken kann. Häufig werden beim Küssen die Hände benutzt, um zusätzlich Kopf, Haar oder Rücken des Geküssten zu berühren. Dies geschieht in liebkosender und zärtlicher Form.
Der leidenschaftliche Kuss
Dem Liebeskuss nicht unähnlich, zeigt der leidenschaftliche Kuss zusätzliche Merkmale, die dem Liebeskuss meist fehlen. Beim leidenschaftlichen Kuss werden ebenfalls die Zungen Zuhilfe genommen, um den erregenden Effekt des Küssens zu untermauern. Allerdings werden sie üblicherweise schneller und stärker bewegt und können auch andere Stellen des Körpers berühren. Oft wird nicht nur der Mund geküsst, sondern auch der Hals oder der Schulterbereich. Im Zusammenhang mit dem leidenschaftlichen Kuss spielen die Hände eine übergeordnete Rolle. Sie werden (siehe "Liebeskuss") eingesetzt, um die Wirkung des Kusses zu erhöhen. Die Liebkosungen beginnen wie beim Liebeskuss auch an Kopf und Hals, weiten sich jedoch dann schnell auf andere Körperbereiche aus. Neben dem Rücken und dem Brustbereich wird beim Küssen oft über das Gesäß gestreichelt, bei wachsender Leidenschaft und Lust berühren sich die Küssenden auch im Schambereich.
Der leidenschaftliche Kuss ist die anspruchsvollste Form des Küssens, da im fortgeschrittenen Stadium der Konflikt gelöst werden muss, gleichzeitig zu küssen und den Geküssten seiner Kleidung zu entledigen. Geübte Küsser lösen diese Aufgabe souverän. Ungeübte Küsser hingegen tun sich mit dieser Kombination zweier Tätigkeiten nicht selten schwer (siehe Kapitel "Multitasking"). Im besten Fall wird über diese Tatsache mit Humor hinweggesehen. Im schlimmsten Fall führt dieser Umstand dazu, dass sowohl Lust als auch Leidenschaft deutlich reduziert werden. Es sind Fälle bekannt, die belegen, dass wegen dieser Problematik aus leidenschaftlichen Küssen Begrüßungs- oder sogar Abschiedsküsse geworden sind.
Fazit
Sowohl die Psychologie als auch die Biologie und die Wissenschaft sowie die Soziologie sind sich darin einig, dass ein Kuss einen Scheißdreck bedeuten kann. Beim Begrüßungskuss wird immer wieder beobachtet, dass der Kuss behandelt wird wie ein Händedruck. Da man auch einem Finanzbeamten oder Bankberater die Hand gibt, ist der Stellenwert dieses Kuss daher umstritten.
Der leidenschaftliche Kuss wird oft überschätzt. Wenngleich er wegen der Zuhilfenahme der Hände und dem paarungswilligen Verhalten der Beteiligten zunächst die stärkste Wirkung erzielt, muss diese doch nicht zwingend anhaltend sein. Es sind leidenschaftliche Küsse bekannt geworden, deren Beteiligten nicht einmal die Vornamen voneinander kannten. Vielfach sind solche leidenschaftlichen Küsse ein Phänomen, das sich nicht wiederholt, zumindest nicht zwischen denselben Menschen.
Der Liebeskuss ist der mit Abstand bedeutungsvolle Kuss, den die Wissenschaft dokumentiert hat. Das Entscheidende bei dieser Art des Kusses besteht darin, dass er nur unter ganz klaren Voraussetzungen praktiziert werden sollte. Wie eingangs erwähnt, ist der Vorgang des Kusses üblicherweise ein auf Gegenseitigkeit beruhender Vorgang. Im Falle des Liebeskusses trifft das ebenfalls zu. Konstellationen wie zum Beispiel ein Begrüßungskuss, der einem Liebeskuss begegnet oder ein leidenschaftlicher Kuss, der auf einen Abschiedskuss erwidert wird, funktionieren in aller Regel nicht.
Ein Liebeskuss sollte nur als solcher definiert werden, wenn sich die Küssenden bezüglich dieser Definition einig sind.
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Bildquelle:
Perlov Anton Dmitrievich
(Physiologie der Liebe)
Verlag rot & licht, Berlin
("Hautgeflüster" - eine Rezension)