Vorlage: Michael Crichton

Basierend auf Michael Crichtons Bestseller "Eaters of the Dead" (auf Deutsch zunächst als "Die ihre Toten essen", später unter dem Titel "Schwarze Nebel" veröffentlicht), verknüpft der Abenteuerfilm "Der 13. Krieger" die realen Aufzeichnungen des arabischen Weltreisenden Ahmad Ibn Fadlān mit dem Beowulf-Epos.

Der schöngeistige Poet und Frauenheld Ahmad Ibn Fadlān (Antonio Banderas) überwirft sich mit dem Kalifen von Bagdad und wird von diesem auf elegante Art kaltgestellt: Er soll als Botschafter zwischen Bagdad und den "Nordmännern" dienen, obwohl er weder deren Sprache, noch Kultur versteht. Tapfer macht sich der Araber auf, seiner neuen Tätigkeit nachzukommen.

13 Krieger gegen fleischfressende Monster

An der Wolga begegnen sie einem Tross Nordmänner, die einen ihrer Könige bestatten und über den Nachfolger entscheiden wollen. Während der Bestattungszeremonie, die mehr einer wüsten Feier gleicht, wird Ibn Fadlān mit den rauen Sitten und unappetitlichen Tischmanieren der todesmutigen Krieger aus dem Norden konfrontiert. Mitten in die Festivität stürmt ein Junge hinein, der einen der Thronanwärter, Buliwyf (Vladimir Kulich), um Hilfe bittet. Im Reiche des großen Königs Rothgar (Sven Wollter) wüteten die Wendol, grausige Monster, die im Schutze des Nebels ganze Dörfer ausradieren und das Fleisch der Toten essen.

Der 13. Krieger: Der Tod kommt mit dem NebelEine Schamanin, vertrauensvoll "Engel des Todes" geheißen, prophezeit den Anwesenden, dass nur eine Gruppe von 13 Kriegern den Wendol Einhalt gebieten könnten. Unter den tapferen Kriegern dürften sich aber nur 12 Nordmänner befinden. Kurzerhand beschließt Buliwyf, dass Ibn Fadlān sie begleiten müsse. Widerwillig schließt sich ihnen der Araber an und erlernt während der langen Reise die Sprache der Nordmänner.

Im Reich des Königs Rothgar angekommen, werden sie Zeugen der furchtbaren Zerstörungen durch die Wendol einerseits, müssen aber andererseits erkennen, dass das Königreich vor einer inneren Zerreißprobe steht und ihnen von zwei Fronten her Gefahr droht. Gleich in der ersten Nacht greifen die Wendol an und fordern einen hohen Blutzoll unter den Nordmännern. Ibn Fadlān, der bis dahin nicht an die Monster geglaubt hatte, muss erkennen, dass sie tatsächlich existieren – und diesmal muss der feinsinnige Poet selbst zum Schwert greifen, um nicht in Stücke gerissen zu werden …

Michael Crichtons Romane: Sichere Blockbuster?

Nach dem gigantischen Erfolg von "Jurassic Park"  und der Fortsetzung "Vergessene Welt: Jurassic Park 2", gierte Hollywood nach weiteren Michael-Crichton-Romanen mit Blockbuster-Potenzial. Insbesondere seine Romane mit phantastischen Elementen wie "Sphere" (deutsch: "Die Gedanken des Bösen") oder "Congo" galten als ideales Material für Verfilmungen, enttäuschten aber letztendlich an den Kinokassen. Kein anderer Film basierend auf den Werken von Michael Crichton geriet jedoch zu einem dermaßen von der Kritik verrissenen, vom Publikum verschmähten Filmflop wie der Abenteuerilm "Der 13te Krieger".

„Der 13. Krieger“: Crichton statt McTiernan

Von Action-Legende John McTiernan ("Predator", "Stirb Langsam", "Jagd auf Roter Oktober") ambitioniert in Angriff genommen, liefen die Dreharbeiten völlig aus dem Ruder. Erst eineinhalb Jahre nach dem Ende der Dreharbeiten kam der kaum beworbene "Der 13. Krieger" in die Kinos und geriet zu einem der größten Filmflops der Kinogeschichte. 160 Millionen Dollar betrug das zigfach überzogene Budget, kaum 60 Millionen Dollar konnten an den Kinokassen weltweit eingespielt werden. Während der Produktion warf McTiernan das Handtuch und Michael Crichton persönlich übernahm die Regie.

Was angesichts der cineastischen Erfahrungen des Bestsellerautors – er hatte unter anderem beim Science-Fiction-Klassiker "Westworld" Regie geführt – nach veritabler Schadensbegrenzung klingen mochte, erwies sich letztendlich als Fiasko. Denn Crichton verpasste dem ursprünglich düsteren Streifen einen etwas harmloseren Anstrich und fast der gesamte Film wurde umgeschnitten, was zu Brüchen innerhalb der Geschichte und ins Nichts verlaufende Handlungsfäden führte.

Wie radikal der Film umgeschnitten wurde, offenbart sich bereits in der Eingangssequenz: Wie und warum Ahmad Ibn Fadlān aus Bagdad verbannt wurde, wird nebenher in einem einzigen Satz erwähnt, ebenso wie die lange und gefährliche Reise an die Wolga. Anstatt sich langsam zu entfalten, springt  "Der 13. Krieger" anfangs hastig von einem entscheidenden Handlungspunkt zum nächsten und nimmt erst mit dem Eintreffen der Krieger im Reiche König Rothgars die angemessene Geschwindigkeit auf.

Hier zeichnet der Film nun die Charaktere der Protagonisten, begeht aber erneut den dramaturgischen Fehler, einen im Sande verlaufenden Nebenschauplatz zu eröffnen, sowie eine unausgegorene "Liebesgeschichte" zu beginnen, die abrupt beendet wird. Somit erweckt "Der 13. Krieger" den Eindruck eines Flickwerks, was er zugegebenermaßen auch darstellt. Trotz der chaotischen Schnitte und der ebenso rasch aufgeworfenen, wie verworfenen Subplots sowie vermeintlicher Protagonisten und Antagonisten, die plötzlich völlig von der Bildfläche verschwinden, ist "Der 13. Krieger" ein durchaus unterhaltsamer Abenteuerfilm.

Grandioser Soundtrack: Jerry Goldsmith

Dabei wird das Potenzial der uneingeschränkt empfehlenswerten literarischen Vorlage nicht ganz ausgeschöpft. Michael Crichton verwob in seinem Roman, dessen Originaltitel "Eaters of the Dead" weitaus treffender gewählt ist, als das nichtssagende "Schwarze Nebel", das berühmte Beowulf-Epos mit einem Teil der realen Aufzeichnungen des Arabers Ahmad Ibn Fadlān, der im 10. Jahrhundert tatsächlich die Ländereien der "Nordmänner" bereiste, mit einem kühnen, aber nicht völlig unglaubwürdigen Szenario, das der geneigte Leser mittels Lektüre von "Schwarzer Nebel" selbst erforschen sollte.

Besondere Beachtung verdient neben den gelungenen Sets der grandiose Soundtrack von Jerry Goldsmith, der die bedrohliche Atmosphäre zusätzlich unterstreicht. Gerade die buchstäblich vernebelten Szenen verleihen dem Abenteuerfilm "Der 13. Krieger" eine Intensität und Spannung, die er auf Grund der vielen herausgestrichenen bzw. unvollendeten Handlungsebenen nicht immer erreicht.

John McTiernan schuldlos am „Der 13. Krieger“-Filmflop

Überraschend gut für einen Genrefilm sind zudem die Darstellerleistungen. Antonio Banderas vermag als etwas schnöseliger Araber, der den barbarischen Nordmännern anfangs ablehnend, später freundlich gesinnt gegenübersteht, durchaus zu überzeugen, wenngleich die Wandlung vom kampfunerfahrenen Poeten zu einem den Wikingern ebenbürtigen Krieger nicht unbedingt stimmig ist.

Der eigentliche Star des Filmes ist aber Buliwyf-Darsteller Vladimir Kulich, der jede Szene an sich reißt und ebenso kühl, wie leidenschaftlich ungestüm wirkt.

Fazit: Der von John McTiernan begonnene, von Michael Crichton mehr oder weniger fertiggestellte "Der 13. Krieger" erwies sich zwar als finanzieller Filmflop, weiß aber zu unterhalten. Frustrierend ist natürlich der Gedanke, was für ein großartiger Abenteuerfilm aus dem Stoff herausgeholt hätte werden können, insbesondere angesichts des Riesenbudgets, der gelungenen Filmsets und Jerry Goldsmith vorzüglichem Soundtrack.

Die Lektüre von Michael Crichtons "Schwarze Nebel" wird ausdrücklich empfohlen, um die Lücken der Verfilmung aufzufüllen und eine ungefähre Ahnung davon zu bekommen, wie John McTiernans Vorstellungen seiner Version von "Der 13. Krieger" ausgesehen haben mochten. Dessen Regie-Karriere kam nach diesem Filmflop nicht mehr in Schwung, obwohl man ihm das Fiasko nicht ernsthaft anhängen kann. Aber so funktioniert Hollywood nun einmal: Money makes the world go round.

Originaltitel: The 13th Warrior

Regie: John McTiernan, Michael Crichton

Produktionsland und -jahr: USA, 1999

Filmlänge: ca. 102 Minuten (DVD- bzw. bluRay-Fassung)

Verleih: Concorde Video

Deutscher Kinostart: 9.9.1999

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

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