Unweit des Bodensees, westlich der Gemeinde Salem, leben mehr als 200 Berberaffen auf dem Affenberg, einem Waldgebiet. Sie fristen kein Dasein hinter Gittern, sondern können in ihrem Wald herumtollen wie es ihnen gefällt, sich gegenseitig lausen und aus den Händen der großen und kleinen Besucher Popcorn entgegennehmen. Seit der fast 20 Hektar große Park 1976 eröffnet wurde, steht er für Besucher das ganze Jahr über offen.

Popcorn für die Affen, Regeln für die Menschen

Scharen von Menschen strömen jährlich auf den Affenberg, wo sie mit kindlicher Freude, die Berberaffen, die ihre Heimat eigentlich in Nordafrika haben, mit Popcorn füttern. Dieses bekommen Besucher gleich im Eingangsbereich mit auf den Weg, ebenso wie einige Verhaltensregeln, denn Affen sind keine Kuscheltiere und so ist es nicht erlaubt, sie zu streicheln, auch müssen Hunde, die zu den natürlichen Feinden der Berberaffen gehören, draußen bleiben. Mitgebrachtes zu verfüttern ist ebenfalls verboten und das Popcorn darf nicht in Plastiktüten, die die Tiere aus den Händen reißen könnten, gefüllt werden. Der gepuffte Mais muss also in der einen Hand gehalten werden, mit der anderen bieten die Besucher den Affen, von denen viele auf Holzgeländern am Wegesrand sitzen, ein einzelnes Leckerli auf der flachen Handfläche dar.

Wie die Tiere so dasitzen, die Hände im Schoß und dann und wann nach dem Popcorn greifen, gibt das ein herrliches Bild ab. Ob die Affen sich umgekehrt genauso an der Possierlichkeit der Menschen ergötzen, weiß man nicht, es hat jedenfalls den Anschein, als brächten sie eine Engelsgeduld mit ihren Besuchern auf und nähmen jedem die Knabberei aus der Hand, auf dass dieser nicht um seine kindliche Freude gebracht werde. Die anderen jagen derweil im Gelände hintereinander her, lausen sich gegenseitig oder ruhen sich aus. Manche tragen auch kleine Affenkinder auf dem Rücken spazieren. Meist haben diese dann noch ein schwarzes Fell, denn es wird erst innerhalb von etwa vier Monaten hell- bis dunkelbraun. Wer Glück hat, sieht vielleicht auch ein winziges Affenbaby kopfunter am Bauch der Mutter hängen, denn so werden diese in den ersten Lebenswochen getragen, erst später sitzen sie auf Mutters Rücken oder auch mal auf dem anderer Gruppenmitglieder. Geboren werden die Babys meist im Mai und zwar nachts oder am frühen Morgen.

Vom Affenberg nach Nordafrika

Mancher Affe wird vielleicht nicht bis ans Ende seiner Tage auf dem Affenberg bleiben, denn die Salemer Tiere bilden auch einen wertvollen Reservebestand. So wurde etwa 1986 eine Gruppe nach Nordafrika ausgesiedelt, denn dort sind Berberaffen vom Aussterben bedroht. In Marokko und Algerien leben lediglich noch knapp 10 000 Tiere, in Libyen und Ägypten sind sie bereits seit langem ausgerottet. Der Grund liegt in der Zerstörung ihres Lebensraums. Popcorn gibt es in den Gebirgen bis zu 2000 Metern Höhe, dem natürlichen Lebensraum der Berberaffen, natürlich nicht, doch die Tiere sind Allesfresser, sie ernähren sich von Früchten, Blättern, Wurzeln, Kräutern, gelegentlich auch Insekten und in der kalten Jahreszeit zudem von Baumnadeln und Rinde.  

Gegründet wurde der Affenberg Salem von dem französische Baron Gilbert de Turckheim und es ist nicht die einige Anlage dieser Art, die der Adlige ins Leben rief. Den ersten Park für Berberaffen eröffnete er 1969 in Kintzheim im Elsaß, ein weiterer in Frankreich und einer in England kommen hinzu. Die Parks unterstützen die algerische Naturschutzorganisation Amazer N'Kefrida bei ihrer Aufklärungsarbeit vor Ort, wo diese über die Lebensweise und Gefährdung der Berberaffen informiert und versucht, den verbliebenen Lebensraum der Tiere zu bewahren.

Störche und Hirschen auf dem Affenberg

Auf dem Affenberg Salem wird auch der heimatliche Naturschutz großgeschrieben, in den Horsten rund um den Storchenweiher am Rande des Parks leben heimische Weißstörche, im Weiher selbst tummeln sich neben Fischen auch Schwäne, Graugänse, Stockenten, Haubentaucher und andere Wasservögel, auch ein Hirschgehege, in dem der kapitale Damhirsch Emil mit zahlreichen Hirschkühen und Jungtieren lebt, gehört zur Anlage. Seit einiger Zeit unterstützt der Park außerdem die Arbeit des Biotopverbunds Bodensee der Heinz-Sielmann-Stiftung. Dessen Mitarbeiter wollen Tieren und Pflanzen die vor dem Ausbau der Straßen und Siedlungen sowie der Land- und Forstwirtschaft gediehen, durch Biotope wieder einen Lebensraum bieten oder zumindest einen Stopp des Artenschwunds erreichen.

Wissenswertes für Affenberg-Besucher

Wer den Affenberg besuchen möchte, kann das ganzjährig tun. Geöffnet ist jeweils ab 9 Uhr, von zirka März bis zirka Mitte Oktober wird um 18 Uhr geschlossen, während der kalten Jahreszeit um 17 Uhr. Zur Anlage gehören außerdem ein Souvenirladen, sowie ein Spielplatz und die Affenschenke. Über aktuelle Eintrittspreise, Anfahrt und sonstige häufige Fragen informiert die Website des Parks.

Bildnachweis: Affenberg Salem

 

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