Der Ballermann soll "Benimm" lernen
Jetzt soll es endgültig den Alkoholexzessen am Ballermann auf der spanischen Ferieninsel Mallorca an den Kragen gehen. Ab 1.4.2019 ist Schluss mit der "Happy hour".Balneario Nr.6
Wegen der überwiegend deutschsprachigen Besucher wurde das Balneario Nr.6 schnell zum Ballermann verballhornt und in Ballermann umgetauft, denn "Ballern" ist umgangssprachlich das schnelle Trinken alkoholischer Getränke wie Bier oder Sangria, möglichst aus großen Eimern mit überlangen Strohhalmen wegen der noch schnelleren Wirkung des Alkohols. Wenn auch die mallorquinische Regierung den Verkauf alkoholischer Getränke in Eimern schon seit Jahren verboten hat, ist das Balneario Nr. 6 nach wie vor der Inbegriff des "Eimersaufens" und Ballermann ein Synonym für eine hemmungslose Lebens- und Partyhaltung unter Alkoholeinfluß "rund um die Uhr" geworden.
Die Betreiber haben Februar 2017 den Namen des "Ballermann 6" in "Beach Club Six" geändert, um den schlechten Ruf unter den übrigen Touristen und Einheimischen zu bekämpfen und die eigene Außendarstellung zu verbessern.
Lesen Sie auch den Artikel "Tourismus am Beispiel Mallorca".
Viel Einverständnis mit den neuen Regelungen
Seit Jahren versucht Mallorca, die Alkoholexzesse an der Playa de Palma in den Griff zu bekommen, allerdings bisher ohne wirklich durchschlagenden Erfolg.
Das soll sich mit der Saison 2019 ändern. Ab April gelten neue Benimmregeln (Foto: Vor dem großen Ansturm in der Hauptsaison).
Verstöße dagegen werden richtig teuer. Wenn es nach der Stadtverwaltung geht, dann soll es in Arenal in der anlaufenden Saison 2019 weit gesitteter zugehen. "Benimm" ist gewünscht, auch wenn ein Urlaub auf Palmas Stadtstrand für viele Touristen aller Altersklassen, wenn sie in größeren Horden auftreten, nach wie vor lauten Schlagersound, heiße Sonne, heißen Sand, wenig Schlaf und viel Alkohol bedeutet.
Die neuen Regelungen werden mit dem Kürzel "Zeit" umschrieben, denn mit "Zeit" ist die "Zona d'Especial Interès Turístic" – ein Gebiet von besonderem touristischen Interesse - umrissen.
Die gesamte Playa de Palma wurde vom 1.4. bis zum 31.10. zur Zeit-Zone erklärt.
Selbst die Wirte der gefragtesten Szenetreffs rund um die Schinkenstraße sind mit den neuen Regelungen. So sagt des Wirtin des Münchner Kindl: "Die Benimmregeln sind leider für einige wenige notwendig, die sich nicht zu benehmen wissen. Nur so kann der Partytourismus, der ja an sich nichts Schlechtes ist, aufrechterhalten werden". Auch werde so eine bessere Sicherheit nachts auf den Straßen angestrebt, die Überfälle dürften weniger werden, betonte ein anderer Wirt.
Die neuen Regelungen im Einzelnen
- Kein Außerhausverkauf von Alkohol zwischen 0 und 8 Uhr
- Verhängung von Strafgeldern für Saufgelage am Strand oder auf der Straße zwischen 100 und 3000 Euro
- Einrichtung so genannter"Konflikt-Zonen", in der die lokale Polizei härter durchgreifen darf, etwa in der berühmt-berüchtigten Schinkenstraße (sie heißt so, weil an ihr ein viel besuchter Schinken-Imbiß liegt)
- In der Schinkenstraße und ihren Querstraßen müssen die Biergärten eingezäunt sein
- Getränke dürfen nicht mehr auf den Bürgersteig, die Straße oder gar in die Stadt mitgenommen oder dort verzehrt werden. Auch das abgebende Lokal muss Strafe zahlen.
- Verbot des Verkaufs von Lachgas
- Partyboote sind ab der Sommersaison verboten
- Verbot organisierter Kneipentouren (Pub Crawls) ab Sommer 2019
- Härtere Strafen für das so genannte "balconing" (Sprung vom Balkon direkt in den Pool), bei dem in den vergangenen Jahren mehrere Urlauber ums Leben gekommen sind.
- Härtere Strafen für Sex in der Öffentlichkeit
- Verbot von Sonderangeboten wie Happy hour mit starken Drinks zu Dumpingpreisen.
Die Polizei will mit Augenmaß handeln
Drastisch erhöhte Geldbußen sollen zur Einhaltung der Regeln anspornen. 2200 Euro beträgt die Mindeststrafe für Vergehen gegen die neuen Regelungen. Allerdings mit Augenmaß, wie ein Sprecher der Stadt Palma erklärt: "Niemand kriegt Ärger, nur weil er ein Bier auf offener Straße trinkt." Es gehe darum, unsittliches Verhalten zu unterbinden. "Wenn Menschen auf der Straße urinieren, sich übergeben oder andere Urlauber belästigen, schreiten wir ein und dann wird es Strafen geben."