Wachsender Tourismus auf Mallorca

Während noch 1960 rund 360.000 Urlauber – meist Briten – auf die bis dahin den Deutschen fast unbekannte Insel zum Baden und Sonnenbaden fuhren, zählte Mallorca im letzten Jahr rund 14 Millionen Übernachtungen in 290.000 Gästebetten. Damit ist der Tourismus mit einem Anteil von 75 Prozent der wichtigste Wirtschaftsfaktor für die rund 850.000 Insulaner.

Größtes Problem der Insel ist, dass sich dieser Tourismus auf wenige Orte wie die Region um die Inselhauptstadt Palma de Mallorca mit Auswüchsen wie am Ballermann abspielt, die Bevölkerung inzwischen gegen den Massentourismus protestiert und mit weiter zunehmenden Tourismuszahlen mit mehr als 1.600 Hotelanlagen der steigende Wasserbedarf immer häufiger zu Engpässen bei Touristen und Einheimischen geführt hat.

Mallorca wurde als Urlaubsdestination 1867 durch den österreichischen Erzherzog Ludwig Salvator entdeckt, der sein Domizil dann 1870 zwischen den Orten Valldemossa und Ceya auf der Insel aufschlug, sich den Studien des Mittelmeerraumes zuwandte und eine Pension eröffnete; dort konnten Besucher unentgeltlich übernachten, wenn sie selbst für ihre eigene Verpflegung sorgten.

Bevölkerung gegen den Massentourismus

Schon im März kommen pünktlich vor Beginn der Osterreisezeit auf der spanischen Ferieninsel Mallorca neue Proteste wie im letzten Jahr gegen den Massentourismus auf. An den Fassaden mehrerer Gästeherbergen in der Inselhauptstadt Palma hängen urlauberfeindliche Parolen. "Hotels, raus aus dem Viertel", sprühten Unbekannte an die Wände. Oder: "Es reicht jetzt mit den Hotels." Ähnliche Graffiti war bereits in all den vergangenen Jahren im Sommer gesichtet worden und hatte für Unruhe gesorgt.

Doch die Hoteliers sind noch aus einem anderen Grund besorgt: Erstmals seit Jahren gehen die Buchungen auf Europas bekanntester Ferieninsel (Foto: Blick auf Palma de Mallorca; im Hintergrund das Tramuntana-Gebirge) zurück. Eine Trendwende, welche die deutschsprachige Mallorca Zeitung zu der Frage veranlasste: "Sind die fetten Jahre vorbei?"

Im gesamten Jahr 2017 waren auf der Insel 10,3 Millionen ausländische Feriengäste gezählt worden – das war ein Plus von sechs Prozent. Doch nach dem Ablauf des Jahres 2018 ist die Branche pessimistisch. Das Geschäft wächst nicht mehr, die Zahl der internationalen Gäste verringerte sich sogar leicht.

Es gibt eine klare Tendenz nach unten, bestätigt Mallorcas Hotelverband. Als Grund führt er vor allem die wachsende Konkurrenz aus anderen Mittelmeerländern an, speziell aus der Levante am östlichen Mittelmeer. Die Türkei, Griechenland, Tunesien und Ägypten locken mit supergünstigen Spezialrabatten, während auf Mallorca die Hotelpreise in den letzten Boomjahren mit dem Trend zu mehr Luxus gestiegen sind.

Hinzu komme wegen der Proteste gegen den Tourismus – so der Verband -, dass bei manchen Urlaubern das Gefühl ausgelöst wird, nicht mehr willkommen zu sein. Jüngst empfing ein kleiner Trupp von Demonstranten die Passagiere auf dem Airport Palmas mit Plakaten, auf denen Sprüchen standen wie: "Der Tourismus tötet Mallorca." und: "Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht."

S'Arenal entstand aus Fischerhütten

Wo sich heute in S'Arenal Hotels, Diskos und laute Etablissements aneinanderreihen, stand vor 150 Jahren kein Haus, nicht einmal eine Bretterbude. Mit dem Bau einer Eisenbahnlinie von Palma nach Llucmajor zogen die Bauarbeiter dorthin und nannten den Ort S'Arenal, "die Sandige". 1930 gab es dort kein Hotel und kein Restaurant, aber immerhin drei Bars für die Arbeiter. Erst 1930 mutierte der Ort mit der Eröffnung des internationalen Flughafens in Palma zum touristischen Zentrum. Im Tourismusboom entstanden allein in S'Arenal 70 Hotels.

Heute gibt es im Ballungszentrum rund um den Strand von Palma mehr als 33.000 Gästebetten. Sie sind ein Symbol für das größte Ballungszentrum des Massentourimus auf Mallorca. Heute ist der gesamte Strand "Platja de Palma" bis nach S'Arenal Teil der Inselhauptstadt Palma de Mallorca. Und der Ballermann ist mittendrin als Inbegriff für Strand, Sonne und Meer, für Schlager-Partys, Gegröle, Eimersaufen und Massentourismus.

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Der Sand der "Platja de Palma" wurde zum Teil aufgeschüttet

Natürlich gibt es auf Mallorca herrliche Naturstrände mit feinem Sand. Aber auch dort, wo sich rund um den Ballermann rund um die Uhr das Leben abspielt, wird von den Touristen für das Strandleben ein großer Sandstrand erwartet. Früher war der "Platja de Palma" viel schmaler als heute. Erst in den 1990er-Jahren ließ ihn die Inselregierung durch künstliche Aufschüttungen auf mehr als 500 Meter verbreitern.

Gleiches geschah im Nordosten der Insel. 2001 tobten schwere Unwetter über die Insel. Sie trugen die Strände im Nordosten der Insel zum Teil erheblich. Deshalb ließ das spanische Umweltministerium Tausende Tonnen Sand aus dem tieferen Meeresboden vor Mallorca ausbaggern und an den zerstörten Stränden wieder aufschütten. Dafür musste Mallorca eine Millionenstrafe zahlen, aber der Tourismus war gerettet.

Das andere Mallorca für Wanderer und Mountainbiker

Mallorca ist fernab vom Massentourismus völlig anders und ohne Trubel. Hier findet man abseits des Strandlebens überall romantische Plätze und und vor allen Dinge Ruhe und Beschaulichkeit in kleinen Ortschaften mit ihren verwinkelten Gassen und versteckten kleinen Bars und Restaurants und Natur pur.

Mallorca ist bei Wanderern und Mountainbikern äußerst beliebt. Die Insel verfügt im Nordwesten über ein langgezogenes Gebirge. Die Serra de Tramuntana verläuft 90 Kilometer an der Küste entlang, von Andratx bis Pollença, und weist elf Berge auf, die höher als 1000 Meter sind. Der höchste ist der Puig Major, der fast in der Mitte des Gebirgszuges 1445 Meter in den Himmel aufragt.

Die Serra de Tramuntana ist dafür verantwortlich, dass auf Mallorca so gutes Wetter herrscht, denn die Berge halten einen Großteil der Regenwolken fern und verschonen die Insel vor dem kühlen Nordwind.

Von fast allen Wanderwegen aus kann man das Meer sehen, aber Seen, Flüsse und natürliche Süßwasserquellen sucht der Wanderer vergebens. Überall aber stößt man auf die torrentes, die ausgetrockneten Bäche. Sie verwandeln sich bei Regenfällen in reißende Sturzbäche. Torrentes dienen dem Hochwasserschutz und werden ständig gepflegt und instandgesetzt.

Zwei Seen gibt es aber doch. Die Seen Cúber und Gorg Blau im Tramuntana-Gebirge sind künstlich gestaut und dienen als Trinkwasserreservoire.

Mandelblüte auf Mallorca

Besonders zauberhaft ist Mallorca während der Mandelblüte. Ursprünglich brachten die Mauren den Mandelbaum im 10. Jahrhundert aus dem Orient nach Mallorca mit. Mandelbäume sind somit schon jahrhundertelang Teil der mallorquinischen Landwirtschaft und Mandeln Teil der mallorquinischen Küche.

Im großen Stil werden Mandeln auf Mallorca allerdings erst seit dem 19. Jahrhundert angebaut. Grund war eine Reblaus-Plage, die die Weinberge der Insel zum größten Teil zerstörte, sodass die Bauern sich entschieden, auf den Mandelanbau umzusteigen. Eine Entscheidung, die Mallorca bis Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem Zentrum des größten Mandelanbaus weltweit machte und bis heute das Landschaftsbild der Baleareninsel prägt.

Heute ist der kommerzielle Mandelanbau aufgrund fallender Preise rückläufig, sodass immer mehr Mandelhaine verwildern. Umso attraktiver sind die Mandelbäume für die zahlreichen Touristen, die das frühlingshafte Blütenmeer und die einzigartige Stimmung auf Mallorca genießen, während es zu Hause noch winterlich ist.

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