Natürliche Einflüsse mussten berücksichtigt werden

Für die Realisierung des Projektes Palm Jumeirah kamen die Holländer in Betracht, da sie Experten in Sachen Landgewinnung sind. Bevor jedoch mit dem Bau begonnen werden konnte, mussten die besonderen Bedingungen in Dubai berücksichtigt werden. Zunächst wurden die Sturmstärken und die Wellenhöhen gemessen. Auch die Veränderungen des Wasserpegels sowie der Anstieg des Meeresspiegels durch die globale Erwärmung mussten berücksichtigt werden.

Längst waren noch nicht alle Untersuchungen und Berechnungen abgeschlossen, als die verantwortlichen Bauunternehmer drängten, endlich mit dem Bau zu beginnen – ein gewagtes Spiel, denn stellen sich die bisherigen Berechnungen als nicht korrekt heraus, könnte das ganze Projekt buchstäblich ins Wasser fallen.

Ein Wellenbrecher schützt die Palmeninsel Jumeirah

Mit der Aufschüttung des notwendigen Schutzwalls wurde im August 2001 begonnen. Nahe der riesigen Baustelle saugten drei der Baggerschiffe Sand vom Meeresboden auf, um es anschließend am Ort des Geschehens wieder abzulassen, wodurch sich der Meeresboden hier an entsprechenden Stellen nach und nach erhöhte. Als die knapp 7,5 Meter-Marke erreicht war, kamen zur Stabilität Felsbrocken darüber – sie dienen dazu, die Wellen zu schwächen und sind auch hier erst das Fundament des Walls.

Der eigentliche Schutz entsteht nämlich erst durch eine äußere Schicht, für die jeweils 6 Tonnen schwere Felsbrocken verwendet wurden. 5,5 Millionen Kubikmeter Gestein wurden in 16 Steinbrüchen der Vereinten Arabischen Emirate herausgesprengt, um den 11 Kilometer langen Wellenbrecher zu fertigen. Mit dieser Menge ließen sich zwei ägyptische Pyramiden errichten.

Für den Schutzwall wurde kein Beton verwendet – allein durch das Gewicht der schweren Felsbrocken, die sich ineinander verkeilen, wird die nötige Stabilität erreicht. Als im Januar 2002 rund 4,5 Kilometer des Wellenbrechers aus dem Meer ragten, kamen heftige Stürme auf, die für die Winterzeit typisch sind. Das Projekt war gefährdet, denn eine weitere Aufschüttung ist nur bei ruhiger See möglich. Zum Glück hielt der Schutzwall, aber für drei Wochen mussten die Arbeiten unterbrochen werden, was nicht so optimal war – schließlich war der Terminplan knapp bemessen.

Mit dem Inselbau musste frühzeitig begonnen werden

Durch den Verzug war es zwingend notwendig, früher als geplant mit der Aufschüttung der Palm Jumeirah zu beginnen. Nachdem im April 2002 dann die ersten 550 Meter des Schutzwalls drei Meter aus dem Meer ragten, wurde die Insel allmählich insoweit aufgeschüttet, dass die ersten Palmenwedel bald die Oberfläche durchdrangen.

Auch der dafür verwendete Sand wurde dem Meeresgrund entnommen, da der reichhaltig vorhandene Wüstensand nicht geeignet ist – er ist zu fein und würde vom Wasser fortgespült werden. Also fand man den grobkörnigen Sand etwa sechs Kilometer weit von der Baustelle entfernt. Wie auch bei der Aufschüttung des Walls wurde der Meeressand nach nur einer Stunde in die 8.000 Tonnen fassenden Tanks der Schiffe gesaugt und mit Hilfe von Schläuchen an entsprechender Stelle gesprüht – dies mit zehn Meter je Sekunde. Bei dieser Art von Aufschüttung spricht man vom Rainbowing.

Stück für Stück wuchs die künstliche Insel, wobei zunächst ein Wall von vier Metern Höhe entstand. Damit die komplizierte Konstruktion auch tatsächlich nach Plan aufgetürmt wird, mussten Teams täglich die Inseln ablaufen und vermessen, sodass die Aufschüttungen unter Berücksichtigung der GPS-Daten korrekt positioniert werden können.

Insgesamt werden allein für die komplette Insel 94 Millionen Kubikmeter Sand benötigt. Das entspricht einer Menge, mit der man eine zweieinhalb Meter hohe Mauer um den ganzen Globus errichten könnte.

Falsche Berechnungen – das befürchtete Problem tritt ein

August 2002: Acht Kilometer des Wellenbrechers sind derzeit fertig, und acht Palmenwedel kommen zum Vorschein – es geht zügig voran. Dann jedoch kommt es zu einem Problem: Die Wasserbewegungen innerhalb des Schutzwalls sind zu gering – es wird nicht genügend sauberes Wasser in das Palmensystem gespült. Gelöst wird das Problem, indem der Wellenbrecher an zwei Stellen unterbrochen wird, die folglich ein Einströmen frischen Wassers erlaubten.

Dubais Palmeninsel musste mit dem Vibrationsverfahren verfestigt werden

Im August 2003 war der Wellenbrecher endlich fertiggestellt; nur zwei Monate später auch die palmenförmige Insel, deren Sand geebnet wurde. Trotzdem ist die Stabilität für den Bau einer Stadt noch zu gering, da der Untergrund zu locker war. Ein natürliches Absetzen und Verfestigen des Sandes würde Jahre dauern, und das ist den Bauunternehmern natürlich zu lang.

Abhilfe schuf das sogenannte Vibrationsverfahren. Hierbei dringen riesige vibrierende Bohrköpfe tief in den Sand, wodurch eine Komprimierung erreicht wird. Anschließend wurde soviel Sand nachgeschüttet, bis der Boden steinhart war und als Fundament für eine Stadt dienen konnte. Insgesamt waren acht Monate notwendig, um mit 200.000 Bohrlöchern das Verdichten der kompletten Insel zu ermöglichen.

Der Bau der Stadt auf Dubais Palm Jumeirah

Der Bau der Stadt sowie ihrer gesamten Infrastruktur konnte dann im März 2004 beginnen. 50.000 Arbeiter waren rund um die Uhr in jeweils 12-Stunden-Schichten damit beschäftigt, die enorme Bautätigkeit in Angriff zu nehmen. Das Projekt war eine logistische Herausforderung, da alle benötigten Baumaterialien vorhanden sein müssen – schließlich wurde überall gleichzeitig gearbeitet.

Normalerweise sollte die Insel im Jahre 2006 fertiggestellt sein, doch aufgrund von Ideen neuer Gebäude, die noch realisiert werden sollen, verschob sich die Eröffnung auf November 2008.

Auf Palm Jumeirah ist Platz für 120.000 Menschen, und das Erstaunliche ist, dass bereits drei Tage nach Bekanntgabe des Projekts alle Häuser verkauft wurden. Die teuerste Villa auf der Insel kostet rund 1,2 Millionen US-Dollar. Ansonsten beherbergt die Palmeninsel, welche die Küstenlinie Dubais um 56 Kilometer verlängert, viele Hotels, Restaurants und eine Menge Sehenswürdigkeiten.

Weitere Inselprojekte in Dubai

Palm Jumeirah folgen anschließend weitere und noch größere Inselprojekte wie beispielsweise Palm Jebel Ali, Palm Deira, The World und einige mehr. Dubai baut somit nicht nur architektonisch hervorragende Wolkenkratzer wie etwa das Luxushotel Burj al Arab oder den momentan höchsten Turm der Welt, den Burj Khalifa, sondern will auch unverwechselbare Designs ins Meer verlegen und somit Einmaliges erschaffen.

write-x, am 25.11.2013
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