Der eigene Online-Shop – geht das so einfach?
Na, immer noch im Büro? In diesen schönen Sommertagen haben sicher einige Angestellte geseufzt und gedacht, wär’ ich doch nur selbstständig, dann könnte ich jetzt am See arbeiten.Kein Business ohne Businessplan
Ob online oder offline: Ohne einen gut ausgearbeiteten Businessplan wird aus der kreativsten Geschäftsidee garantiert ein ökonomischer Rohrkrepierer. Um Geld zu verdienen, muss man sich in seinem angestrebten Geschäftssegment auskennen.
Wichtig ist vor allem, seine Zielgruppe zu kennen. Hierzu sollte man sich um belastbare Zahlen bemühen und im Internet recherchieren. Google bietet mit dem Keyword-Planer z.B. eine Möglichkeit an herauszufinden, wie oft nach bestimmten Schlüsselwörtern gesucht wird. So bekommt man einen guten Eindruck davon, ob die Geschäftsidee überhaupt profitabel ist. Natürlich ist dies lediglich ein erster möglicher Schritt. Google sollte nicht die einzige Quelle sein.
Das Statistische Bundesamt und die statistischen Landesämter stellen eine Vielzahl an Daten zur Verfügung, deren Auswertung zwar mühevoll ist, sich aber lohnt. Auch über die AGOF (Arbeitsgemeinschaft Online Forschung) lassen sich relevante Kennzahlen ermitteln, die in die Zielgruppenbestimmung und -analyse einfließen sollten. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Marktforschungsunternehmen, die man beauftragen kann. Hier kommt es natürlich auf das Budget an, das zur Verfügung steht. Kostenlos sind hingegen Foren im Netz und, ganz altmodisch, Branchenstammtische und -messen (naja, die kosten schon Eintritt). Hier kann man sich Infos aus der täglichen Praxis holen.
Wenn man schließlich eine Zielgruppe definiert hat, geht es um das Produktangebot. Welche Varianten meines Produkts möchte ich anbieten? Bieten sich Diversifizierungen an? Kommt Produktbundling oder -unbundling in Frage? Viele weitere Fragen sind hier noch zu stellen, die Richtung aber sollte klar sein: Erst wenn ich mir über den Umfang und die Komplexität meines Produktportfolios im Klaren bin, kann ich den Umfang abschätzen, den mein Online-Shop haben muss. Nicht zu vergessen: Es sollte nicht "auf Kante" geplant werden. In der Planungsphase kann man vieles bedenken, aber in der Praxis wird sich herausstellen, dass man doch noch etwas vergessen hat. Dann sollte noch Luft für Anpassungen vorhanden sein.
Weiter geht es mit der geplanten Marketing- und Werbestrategie. Dies möchte ich hier nur kurz anreißen, da es hier neben Fakten vor allem auch um Geschmack und Kreativität geht. Eine der Grundfragen lautet: Möchte ich meine Produkte über den Preis (Preiskampf) in den Markt drücken und bewerben? Oder wähle ich andere Merkmale, wie z.B. Qualität, Exklusivität etc.? Stichwort: USP!
Noch kurz den Personalaufwand kalkulieren – d.h. arbeite ich 60, 70 oder 80 Stunden die Woche –, alles schick in einer Präsentation zusammenfassen (Tabellen mit vielen Zahlen nicht vergessen) und ab zur Bank, um ein Darlehen zu beantragen.
© Tony Hegewald - Pixelio.de
Online-Shop-Systeme gibt es viele, aber welches passt?
Weshalb Darlehen bei der Bank? Ist online nicht alles kostenlos? Mache ich nicht gerade deswegen einen Online-Shop?
Jein bis Nein. Es stimmt, es gibt im eCommerce viele kostenlose Software-Angebote. Aber dazu gleich mehr.
Ein paar Worte noch zur Finanzierung: Wenn man sich um eine Existenzgründung bemüht, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das Wichtigste ist dabei der Businessplan und die eigene Überzeugung. Nur wenn meine Daten und Planungen valide sind, ich selbst an meine Idee glaube und meinen Enthusiasmus im Gespräch vermitteln kann, habe ich eine Chance, Gelder bewilligt zu bekommen. Der Staat bietet über die KfW beispielswiese spezielle Programme für Existenzgründer an, man kann sich auch beim Arbeitsamt erkundigen und außerdem mit der eigenen Hausbank sprechen.
Für was benötige ich nun aber diese finanziellen Mittel? Noch nicht für den Wareneinkauf, das kommt später. Erst einmal geht es um die Shop-Software, denn ohne die bringe ich kein einziges Produkt an meine Kunden.
Kostenlose Lösungen sind hier sehr verlockend. Exemplarisch sei hier die Community-Edition von Magento genannt. Es ist wohl die derzeit beliebteste freie Shop-Software, die auch recht mächtig ist. Der Nachteil dieser Version ist allerdings, dass es keinen Support von Hersteller-Seite gibt. Braucht man Hilfe, muss man sich an die Magento-Community wenden. Das kostet Zeit und Nerven, zumal wenn man selbst nicht unbedingt Hobby-Informatiker ist. Sobald einem die Community-Edition nicht mehr ausreicht oder man professionellen Support wünscht, muss man Geld in die Hand nehmen.
Die wichtige Frage bei der Auswahl der Shop-Software schlechthin ist die nach dem Funktionsumfang und der Flexibilität. Neben Newsletter-Funktionen, Kundenverwaltung und Produktpräsentation möchte ich hier den Blick auf etwas lenken, das gerne vergessen wird: Wie schaut es mit der Anbindung an ein Warenwirtschaftssystem oder ERP aus. Wenn ich wachse und später ein professionelles WaWi verwenden möchte, ist mein Shopsystem dafür geeignet?
Oder ein anderer Fall: Als Inhaber eines Ladengeschäfts möchte ich auch online verkaufen, verfüge aber bereits über ein WaWi. Kann mein Shopsystem darauf aufsetzen?
Wenn man diesen Punkt bei der Auswahl des Shopsystems vergisst, kann sich das zu einem späteren Zeitpunkt rächen und viel Geld kosten, um z.B. eine eigene Schnittstelle programmieren zu lassen. Es gibt mittlerweile aber auch Systeme, die die erforderlichen Features mitbringen. Sogar eine Software aus Deutschland ist verfügbar, was gerade im Hinblick auf komplexere Supportanfragen hilfreich sein kann. Wie das genau aussieht, ein Warenwirtschaftssystem mit einem Online-Shop zu verknüpfen, kann man sich im Internet ansehen. Weitere Informationen findet man unter anderem hier.
Der Haken besteht darin, dass solche Funktionalitäten nicht für lau zu haben sind, womit wir wieder bei der Bank sind. Ohne Startkapital geht auch im Netz fast nichts, zumindest dann, wenn man nachhaltig und zukunftsorientiert plant.
Das Ende vom Lied
Einen Online-Shop aufzuziehen ist Arbeit. Der Traum vom Arbeiten am See wird, vor allem am Anfang, genau das bleiben: Ein Traum. Der Vorteil besteht darin, dass man am Anfang sehr viel allein machen, eben selbstständig arbeiten kann. Man braucht kein Ladengeschäft, keinen Parkplätze, hat weniger Verwaltungsaufwand.
Wer sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzt, wird viel recherchieren müssen, in Blogs, Foren, aber auch offline. Es gibt zahlreiche Bücher zum Thema, in die sich ein Blick lohnen kann. Und lesen kann man bekanntlich auch am See…
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(Wie sinnvoll ist ein Businessplan?)
Rudolf Schneider
(Vermögenswirksame Leistungen:Prämie vom Staat)